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Quellentemperatur überschreitet, weder Schnee noch Eis in seiner Nähe und quillt in so reichlichem
Maaße, daß es in 24 Stunden 5184 Kubikfuß (etwa 1650 Kubikmeter) liefert. Seine Temperatur ist
15° R.« - Eine nicht weiter detaillierte Analyse wird aufgrund der Untersuchungen eines Hofrats
Dr. Werber eingerückt: »Die Bestandtheile dieser Quelle sind: kohlensaures und schwefelsaures
Natron, Chlornatrium, kohlensaurer Kalk, Kieselerde, organische Stoffe und Spuren von Eisen«.
Der Analyse folgt eine Anwendungstherapie: »... beruhigende und ausgleichende Kräfte auf den
menschlichen Körper, so wie ihre Einwirkung sich besonders auf die Bewegungsorgane (Glieder),
auf das Haut- und Nervensystem erstreckt. Der Erfahrung gemäß hat diese Quelle sowohl durch
Trinken als auch und namentlich durch Baden sich sehr hülfreich erwiesen in leichten und schweren
rheumatischen und gichtischen Übeln, in langwierigen Hautkrankheiten, in mancherlei, besonders
nervösen Schmerzen und Krämpfen namentlich der Brust- und Unterleibseingeweide. — Diesen
Krankheiten sind noch beizufügen: Bleichsucht, Skropheln, leichte Grade von Lähmung, allgemeine
Körperschwäche, langsame Reconvaleszenz...«; auf positive Wirkungen des Luftkurortes gegen
Brust- und Lungenleiden wird abschließend noch besonders hingewiesen.
Danach wird »die sorglichste und aufmerksamste Pflege« der Kranken betont sowie die Nähe des
Städtchens im Hinblick auf »ärztliche und pharmaceutische Beziehung«.
Weitere Detaillierungen sind großteils Wiederholungen. - »Zur Aufmunterung und zur Rechtfertigung
des Gesagten geben wir noch Nachricht von einigen in verhältnismäßig kurzer Zeit zu
Stande gekommenen Kuren bei langwierigen und schweren Erkrankungen«.
Das im Anschluß daran Erzählte klingt mitunter geradezu biblisch-legendär. Doch - und gerade
deshalb - soll es in einigem hier nicht vorenthalten bleiben.
Beispiel 1: ein Siebzigjähriger, »des Gebrauchs der untern Extremitäten beraubt... fühlte sich allgemein
unwohl, düster und verzagt. Er mußte sich zweier Krücken bedienen ... Die Kur hatte einen
überraschenden Erfolg. Schon nach den ersten Bädern fühlte er sich wesentlich erleichtert und nach
nur 6 Wochen konnte er ohne Beschwerden mit einziger Hülfe eines Stockes in die obern Räume des
Hauses steigen. Später konnte er ungehindert bis zu zwei Stunden Wegs zurücklegen«.
Beispiel 2: eine Fünfzehnjährige, hilflos, bedurfte der Begleitung ihrer Schwester, konnte »schon
nach 14 Tagen ... ihre Schwester entbehren ... Die Genesung schritt so rasch vor sich, daß sie in der
sechsten Woche ohne Nachteil tanzen konnte«.
Beispiel 3: ein Vierzigjähriger, Landwirt von Beruf, mit schwerem Gelenkrheumatismus behaftet,
»... war nach 4 Wochen vollständig und bleibend hergestellt«.
Beispiel 4: eine Dreißigjährige litt infolge eines verzögerten Wochenbettes »an allgemeiner Entkräftung
, fieberhafter Aufregung, Abmagerung, Schlaflosigkeit ... Ein Zeitraum von 14 Tagen genügte
, um sie so herzustellen, daß sie den Weg in ihre zwei Stunden entfernten Heimathsort zu Fuß
zurücklegen konnte.
Der Verfasser erspart uns weitere ausführlich aufgeführte Fälle, die »in größerer Anzahl aufgezählt
werden« könnten, und »von jedem Jahr müßten sonst ... neue Fälle dieser Art hinzugefügt
werden«.
In der Tat hat Bad Sulzburg in den darauffolgenden Jahren einer Blütezeit entgegengeblickt, zum
Beweis diene nochmals ein Auszug aus der oben erwähnten Anzeige im öffingerschen Badebuch:
»Table d'höte. Frühstück, Restauration und Speise-Säle. Rauch-Zimmer und Damen-Salon ...
Post. Telegraph. - Elegante Equipagen. — Im Sommer täglich Stellwagen-Verbindung mit Station
Sulzburg«.
Woraus zu ersehen, daß die Gründerjahre einen zunehmenden Aufschwung solchen Unternehmungen
auch in unserm Raum zugespielt haben; die Jahre bis zum Ersten Weltkrieg geben davon
immer wieder erstaunliche Zeugnisse ab. Helmut Bender
»Das Jahr 1556 - Reformationsjahr in den Ländern, welche jetzt das Großherzogthum
Baden bilden*
So lautet der Titel einer kleinen Schrift (28 Druckseiten), welche von J. Holtzmann, seinerzeit
Pfarrer zum heil. Geist in Heidelberg«, anno 1856 (bei Karl Groos und Ernst Mohr) herausgebracht
wurde. Seinerseits fußt der Verfasser in erster Linie auf »Vierordt, Geschichte der evangelischen
Kirche im Großherzogthum Baden« (in 2 Bänden, 1847 und 1855). Im Lutherjahr 1983 dürfte es
einmal angebracht sein, von dieser Schrift einiges zu zitieren und kurz zu ergänzen bzw. zu kommentieren
.
Der erste Abschnitt behandelt »Den 21. Januar 1556 in Lörrach«. Es ist eingangs davon die Rede,
wie man hierzulande sich an Basel orientiert hat. Doch zu einer problemlosen und spontanen Hinwendung
zur Basler Reformation kam es nicht, obschon »die Kirche zu Lörrach seit 1103 dem Kloster
St. Alban zu Basel gehörte und durch einen Mönch dieses Klosters besorgt« wurde. Denn die
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