http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0043
Bei Heinrich Neu finden sich folgende Daten:
In den Jahren 1824-1834 war der Vater Johann Ernst Zittel Pfarrer in Buggingen, wo er
auch verstorben ist. Sein Sohn Gustav Friedrich Zittel wurde ihm in den Jahren 1832 —
1836 als Vikar zur Hilfe beigegeben. Dieser Gustav Zittel war 1805 geboren, hatte in
Heidelberg studiert und war 1829 rezipiert worden.
Sein älterer Bruder war Karl Zittel. Er war 1802 geboren, hatte in Jena studiert und
war 1823 rezipiert worden. Von 1824- 1829 war er Vikar in Betberg, 2 km von Buggingen
entfernt. Nach Aufenthalten in Lörrach und Bahlingen am Kaiserstuhl kam er als
Pfarrer nach Heidelberg. Von dort aus wurde er auch in die im Jahre 1848 gewählte Nationalversammlung
in der Frankfurter Paulskirche gewählt und zählte dort zu den Vertretern
des politischen und kirchlichen Liberalismus.17'
Auch war er als Mitglied der Zweiten Badischen Kammer politischer und liberaler
Führer in der badischen Kammeropposition.
Als der gemäßigte Liberale Bekk in den Jahren 1846-1849 Innenminister war, unterstützte
Karl Zittel ihn.
Zittel hielt unter anderem vor der Zweiten Badischen Kammer eine Rede mit dem
Thema: »Uber das Verhältnis von Kirche und Staat«.
In dieser Rede - bei Friedrich Lautenschlager abgedruckt - setzte sich Zittel vor allem
für die Religionsfreiheit ein, die unbedingt vom Staat gewährleistet werden müsse. Ausserdem
wirkte er in der badischen Kalenderdichtung mit, wie der bei Otto Ernst Sutter
abgedruckte Beitrag mit dem Titel: »Der rheinische Landbote« zeigt.19)
d) Aufenthalt in der Schweiz
über Roggenburgers weiteren Lebensweg finden wir in seinem Lebenslauf folgenden
Hinweis:
»Nachdem er in der Konfirmation seinen Glauben bestätigt und der Volksschule entlassen
war, kam er zur weiteren Ausbildung nach Comondreche am Neuchäteler See, wo er
in einer ausgezeichneten Erziehungsanstalt eine gediegene Bildung erlangte und auch
manche Freunde fand, mit denen er für das ganze Leben verbunden blieb.«205
Der Lörracher Arzt Eduard Kaiser berichtet in seinen Lebenserinnerungen, daß dies
damals weithin üblich war.21' Wie mir der Bürgermeister von Comondreche mitteilte,
befand sich damals ein Internat für junge Männer in der Grand'rue Nr. 61 in Comondreche
. Dieses Internat trug den Namen »Pension Debrot«.22'
Leider war es dem Bürgermeister nicht möglich, Näheres über dieses Internat in Erfahrung
zu bringen.
Da Roggenburger ganz sicher einen Teil seiner freiheitlichen Ideen von diesem Aufenthalt
mitgebracht hat, ist ein kurzer Blick auf den Freiheitskampf in der »principaute
Neuchätel« in jenen Jahren angebracht. Gewiß hat er das Interesse des aufgeweckten Jugendlichen
gefunden.
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf einen Aufsatz von Jean Courvoisier
über die Gemeinde Comondreche.
Comondreche, damals eine große Weinbaugemeinde, liegt ca. 5 km von Neuchätel entfernt
. Im Jahre 1847 hatte Comondreche 161 Häuser mit 794 Einwohnern, von denen
547 Neuchäteler waren. Der Rest waren »sans doute des Suisses«, also Schweizer.
Das Fürstentum Neuchätel war von 1504 an im Besitz des Hauses Orleans-Longue-
ville bis zum Tode der Herzogin Marie von Orleans im Jahre 1707.
Vom Deutschen Reich war es als »freies souveränes vom Reich unabhängiges Fürstentum
« anerkannt.
Zwischen der Eidgenossenschaft und dem Fürstentum bestand ein »ewiges Schutzbündnis
«. Die neuenburgischen Fürsten waren »Landleute« der Schweiz und zugleich
»treue und liebe Eidgenossen«.
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