Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 42
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0044
Nach langen Verhandlungen der Thronprätendenten huldigten die Bürger am 3. November
1707 dem König Friedrich L von Preußen als »souveränen Fürsten von Oranien,
Neuenburg und Valengin«. Die preußischen Könige verwalteten das Fürstentum durch
Gouverneure. Unter König Friedrich IL war George Keith, Earl-Marshal of Scotland
(ab 1754), Gouverneur in Neuenburg.23'

Zu jener Zeit lebte auch Jean Jaques Rousseau in Neuenburg. Roggenburger erwähnt
ihn in seiner von ihm selbst verfaßten Apologie.24'

Rousseau war aus seiner »Heimatstadt Genf, aus Frankreich und dem Kanton Bern verjagt
« worden. In Neuenburg erhielt er für 5 Jahre Asyl und sogar einen »Heimatberechtigungsschein
«.

Ganz sicher sind einige seiner Ideen - Rousseau nannte sich als erster nach Victor Hugo
in Europa »citoyen« und war »von Herzen« Republikaner, den »der Anblick der
Gleichheit, Einigkeit und Freiheit zu Tränen rührte« - in Neuenburg auf fruchtbaren
Boden23' gefallen. Nach einem Zwischenspiel in den Jahren 1806- 1814 (Napoleon hatte
Marschall Berthier zum Fürsten von Neuchätel gemacht) gab der König von Preußen
1814 dem Lande eine neue Verfassung, worauf es am 19. Mai 1815 als 21. Kanton in die
Eidgenossenschaft aufgenommen wurde. Das Zwitterverhältnis, preußischer Besitz und
Schweizer Kanton, bestand bis in das Jahr 1830 hinein.

Im Jahre 1831 entstanden, wahrscheinlich durch die Vorgänge in Frankreich und in
der übrigen Schweiz angeregt, im Fürstentum Unruhen durch »les peuples de l'Etat«, die
eine »gesetzgebende Körperschaft« anstrebten. Der König von Preußen willfahrte und
ließ durch den neuen Gouverneur, General von Pfuel, diese Körperschaft zusammentreten
. Comondreche spielte in jenen Tagen eine besondere Rolle, als die allgemeine Enttäuschung
über die Geringfügigkeit der im Namen des Königs angezeigten Reformen
dort die revolutionäre Erhebung vom 12. September 1831 provozierte.
Anführer war der Leutnant Alphonse Bourguin, »ein Mann von großer Statur, herkulischen
Kräften und Bewunderer von Wilhelm Teil«. Doch die mangelnde Vorbereitung
führte zum Mißlingen der Erhebung.

Dennoch dauerten die Freiheitsbestrebungen fort. Im Jahr 1848 wurde das Fürstentum
Neuenburg endlich republikanisch. Aber erst im Jahre 1856 verzichtete der König
von Preußen schließlich auf seine Rechte als Landesherr.

Zweifellos hat Roggenburger diese Entwicklung in den 30er und 40er Jahren des 19.
Jahrhunderts (auch noch nach seiner Rückkehr nach Buggingen) mit großem Interesse
verfolgt, so daß die freiheitlichen Bestrebungen im Fürstentum Neuenburg neben der
Entwicklung in Frankreich und in Deutschland auf sein Denken und Handeln Einfluß
gehabt haben.

e) Bedeutung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse

Der Lebenslauf Roggenburgers berichtet weiterfolgendes: »Zurückgekehrt, trat bald
an den Frühgereiften der Ernst des Lebens und stellte ihm schwere Aufgaben. Mit 20
Jahren verlor er den Vater und mußte nun die Leitung des ausgedehnten Anwesens übernehmen
.«26'

Wie Roggenburger nun als Landwirt die folgenden Jahre erlebt, ist in den Jahresbilanzen
seines Hauptbuches überliefert. Dort schreibt er:

»Im Winter 1844/45 sind die Reben meistens erfroren, auch war das ganze Jahr wegen zu
großer Nässe dem Weinbau ungünstig.

Da das Jahr 1845 ein sehr naßes und kaltes war, so wurde mit vielen Kosten gewöhnlich
wenig ausgerichtet, besonders war die Erndte schwierig und wenig ergiebig.

Die Müllerei ging im Frühjahr 1846 etwas flau wegen Fruchtmangel, im Sommer wegen
Wassermangel. Doch waren Herbst und W'inter sowohl des Naturalverdienstes als
der hohen Fruchtpreise wegen günstig.

42


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0044