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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 105
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0107
Zum Vergleich: der längste Juratunnel (Grenchenberg, an der Bahnlinie Delemont -
Biel, 1877) ist 8,578 km lang; der einzige größere Vogesentunnel (Ste. Marie-aux-Mines-
Lusse, an der Bahnlinie Schlettstadt - St. Die, 1937) ist 6,874 km lang. So weit bekannt,
ist kein deutscher Tunnel so lang. Auch an der Neubaustrecke Hannover — Würzburg geplante
Tunnels erreichen diese Länge nicht. Der Katzenbergtunnel würde damit der
längste deutsche Tunnel. Er wird in der Länge nur von den großen Alpentunnels und denen
an der Strecke Bologna - Florenz übertroffen. Er zählt damit zu den längsten Tunnels
der Welt.

Ein Vertrag der DB mit dem Land Baden-Württemberg sieht für den Bau solcher
Neubaustrecken ein Raumordnungsverfahren vor, in das auch nach den Vorstellungen
der DB alle genannten drei Varianten eingebracht werden müßten, um unvoreingenommen
Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen zu können. Bis jetzt sieht es so aus, als
ob bei allen Betroffenen die Katzenbergvariante begünstigt würde. Die Gemeinden zwischen
Schliengen und Eimeidingen und der Kreistag möchten von dieser Vertragsbestimmung
eine Ausnahme erreichen und damit zugleich das Planfeststellungsverfahren
ansteuern, womit vielleicht eine frühere Realisierung dieser NBS möglich wäre. Das
setzt aber zunächst eine Entscheidung für die Katzenbergvariante voraus und ist nur auf
politischer Ebene durchsetzbar.

Für die Katzenbergvariante spricht in der Tat einiges:

1. die völlig gerade, kurvenfreie Strecke, mit nur geringen Steigungen zwischen den beiden
Tunnelportalen; sie erlaubt maximale Fahrgeschwindigkeiten;

2. geringster Landverbrauch, nur an den Tunnelportalen und deren An- und Abfahrten;

3. keinerlei Beeinträchtigung der Umwelt;

4. der Katzenbergtunnel ist zwar gegenüber dem Engebergtunnel um etwa ein Drittel
länger als der nicht ganz kurvenfreie Engebergtunnel, aber

5. dafür erfordert die Engetaltrasse im Engetal wie bei der Westtrasse im vergangenen
Jahrhundert wegen dauernd wechselnden Querprofils (Vorsprünge von steilen
Malmkalkkuppen, Einmündung von fünf Seitentälchen) steile Anschnitte, bei
rutschgefährlichem Hang entsprechende Sicherungen, mehrfache Überbrückungen
bei möglicherweise schwieriger Gründung;

6. dadurch, daß auch bei der Rheinvorlandtrasse, wie bei der Engetalvariante, viele Straßenverlegungen
und eine große Zahl neuer Bauwerke (Stützmauern, Brücken, Dämme
) nötig werden, die nach ersten Ermittlungen bis zu 15 % Mehrkosten ergeben
werden, ist die Katzenbergvariante auch hierin beiden gegenüber im Vorteil.

Die Planungsarbeiten lagen bisher in den Händen der Ingenieurgruppe REGIO-
PLAN in Lörrach, die geotechnische Trassenbeurteilung wurde vom Institut für Geo-
technik Wibel und Leinenkugel in Kirchzarten erstellt, das sich dabei auf die vom Verfasser
(O. Wittmann) vorgenommenen Untersuchungen der Bohrkerne und die danach erstellte
geologische Tunnelprognose stützte.

Es bleibt noch, kurz auf die Untergrundverhältnisse im Bereich der diskutierten Tunnelstrecken
einzugehen. Der Katzenbergtunnel (ident. mit der Gesamtstrecke dieser Variante
) durchschneidet alle drei (oben unter 1) genannten Zonen: im Norden noch den
Südrand der Schliengener Tafel, im Gleisniveau die obersten Bunten Mergel (Unteroli-
gozän) mit Mergeln, Tonmergeln und Gips/Anhydrit. Dann durchquert er auf gegen 6
km Länge den Bamlacher Graben, im Gleisniveau ausschließlich mit Mergeln und Tonmergeln
der Blauen Letten, also teils mit siltigen, teils mit tonigen, schichtweise sandigen
Gesteinen. Die zuerst von den Planern gehegte Hoffnung, im anschließenden Südteil
den Jurakalk des Isteiner Klotzes anzutreffen und dann diesen Ausraum vielleicht als
Rohstoff der Industrie anbieten zu können, statt ihn deponieren zu müssen, ist durch die
über den Tunneltrassen angesetzten Bohrungen enttäuscht worden. Erst etwa auf der
Höhe von Wintersweiler kommt der Ostrand des Isteiner Klotzes heraus, aber schon mit
dem Tertiär, also Eozän/Unteroligozän mit Kalksandsteinen und Konglomeraten, Mergeln
und Süßwasserkalken. Nur in der Südostecke einer schon höher herausgehobenen

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