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einigen Dickenbännlispitzen und Pfeilspitzen ist dieser Gruppe zuzurechnen.5' Mit unseren
Siedlungen vom Dickenbännli-Typ scheint sich jetzt eine räumliche Forschungslücke
zwischen dem nordschweizerischen Landneolithikum* und den bisher abseits liegenden
Steinzeit-Siedlungen am Hagschutz (Niedereggenen) und im Breisgau zu schließend
Die Siedlungen der Dickenbännli-Gruppe besetzen Höhen der Hügelrandzonen des
Schweizer Jura und der Vorbergzone des Südschwarzwaldes. Im Bereich der großen Gewässer
(Rhein, Bodensee) wurden auch Terrassen- und Uferlagen besiedelt.
Die Verbreitungskarte zeigt südlich des Rheins die nordschweizerischen Stationen im
Baselbiet am Nordrand des Jura, während im Aaretal um Ölten am Südrand des Jura nur
noch 2 Siedlungen am Kartenrand erfaßt sind. Die Rheinniederung um Säckingen ist mit
einer dichten Häufung von Fundstellen belegt.
In der Vorbergzone des Markgräflerlandes zwischen Lörrach, Isteiner Klotz und Niedereggenen
(Hagschutz) ist die Gruppe der z.T. neu entdeckten neolithischen Höhensiedlungen
mit Dickenbännlispitzen dargestellt, ggf. mit Bezug zu Steinhügelgräbern
vom Typ Homburger Wald.
Einzelfunde von Dickenbännlispitzen gibt es im Breisgau vom Schönberg, Tuniberg
und Kaiserstuhl.
Am Hochrhein, um Schaffhausen und am westlichen Bodensee (Seeufersiedlung*
Hornstaad) zeigt sich der Bezug der Dickenbännli-Siedlungen zu Grab- und Siedlungsfunden
mit durchbohrten Perlen (siehe unten).
Nur in seltenen Fällen werden die Dickenbännlispitzen zusammen mit bestimmbaren
Keramikscherben gefunden. Am Hagschutz (Niedereggenen) verweist diese Keramik in
die mittel- bis jungneolithische Zeit der spätrössener Kugelbechergruppen* (Aichbühl,
Wauwil, Schussenried, Lutzengüetle und frühes Pfyn). ' Möglicherweise werden im
Lörracher Wald die dürftig vorhandenen Keramikspuren der jungsteinzeitlichen Dik-
kenbännli-Siedlung von der Masse der Keramikscherben eines späteren, urnenfelder-
zeitlichen Opferplatzes* überlagert und lassen sich nicht aussondern.
Eine sehr frühe Datierung ins 3. Jahrtausend vor Chr. war 1980 für die Dickenbännlispitzen
führende Seeufersiedlung::" Hörnle I bei Hornstaad am Bodensee möglich (Den-
dro-Chronologie::' und 14C-Radiokarbonmethode::). Dort nun gelang auch der Nachweis
für die Verwendung der Dickenbännlispitzen als Bohrer zur Herstellung von
durchbohrten Röhrenperlen aus weißem Kalkstein.8' Diese Perlen wurden für Schmuckketten
gebraucht und waren bei Bestattungen am Hochrhein und in der Schweiz, aber
auch in Gräbern des großen Rössener1" Friedhofes von Jechtingen am Kaiserstuhl den
Toten beigegeben worden.9'
Auf dem Sinkelosebuck (Burghalde) bei Altenburg am Hochrhein lagen Dickenbännlispitzen
als Streufunde bei einer grabengeschützten spätneolithischen Höhensiedlung,
die auch in späterer Metallzeit bewohnt war.10' Dabei wurden auch Bestattungen ohne
Keramikbeigaben aufgedeckt. Den Menschen einer kleinwüchsigen Rasse11' waren z.T.
wiederum durchbohrte Steinperlen oder Knöpfe mit ins Grab gelegt worden. Andere urgeschichtliche
Bestattungen im Gebiet von Schaffhausen weisen ähnliche Befunde mit
Steinperlen auf.12'
Aus dem keramikarmen Silex-Neolithikunr' Ostfrankreichs mit seinen Höhensiedlungen
lassen sich ebenfalls Beziehungen zu unseren Fundstellen im Markgräflerland ableiten
.13i Zwar scheinen Dickenbännlispitzen dort zu fehlen, aber ein System anderer Bezüge
läßt sich aufzeigen: Eine Höhensiedlung bei Hericourt (Haute-Saöne) auf dem
»Mont Vaudois« war durch einen Wall geschützt, in welchen Steinkistengräber eingetieft
wurden. Dort stammt aus einem solchen Grab ein Hirschhornbecher, der als ein
spezifisches Kulturelement der Cortaillod-Kultur"" seine Parallele in jenem Hirschhornbecher
findet, der einer spätneolithischen Bestattung eines Menschen von kleinwüchsiger
Rasse in der bereits aufgelassenen jungsteinzeitlichen Jaspis-Grube von Kleinkems
beigegeben war.14'
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