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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 116
(PDF, 35 MB)
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Mit der Cortaillod-Kultur werden nun aber auch die Chamblandes-Steinkistengrä-
ber* der Westschweiz in Verbindung gebracht.13 Hier waren kleinwüchsige Menschen
ohne Keramikbeigaben bestattet worden. Aber es fanden sich in diesen Steinkisten öfters
durchbohrte Perlen und Knöpfe aus Stein und in Glis (Kanton Wallis) ein geschlagenes
Feuersteinbeil,161 wie wir eines von der Lücke schon erwähnt haben17' und weitere aus
dem Bereich anderer Dickenbännli-Siedlungen kennen: z. B. vom »Dickenbännh« bei
Trimbach-Olten (SO), 18> der Patenstation unserer Siedlungen, von Öflingen-Brennet19)
oder aus der Seeufersiedlung Hörnle I bei Hornstaad am Bodensee.221 In den östlichen
Ausbreitungsraum dieser Feuersteinbeile vom Typ Glis-Weisweil fällt das Verbreitungsgebiet
der Dickenbännhspitzen.

Jungsteinzeitliche Silex-Bohrer* und Steinperlen wurden aber über die Nordschweiz
und das Bodenseegebiet hinaus auch im schwäbischen und bayerischen Donauraum aufgefunden
.2^ Sie weisen mit ihrer Verbreitung bis in die Tschechoslowakei und nach Rumänien
.22) Vom Mittelmeerraum reicht die Verbreitung bis nach Mesopotamien und
Persien, wo in der Steinperlen-Industrie verschiedenartige Bohrer in ähnlicher Weise - je
nach Gestein - Verwendung fanden (Teppe Hissar und Shahr-i-Sokhta im Iran).23 ^

Die Ausstellung im Museum am Burghof in Lörrach zeigt Steinwerkzeuge bzw. Artefakte
"' aus dem Lörracher Wald und aus einer Siedlungsstelle am Isteiner Klotz. Jene
brachte auch einige Steinbeile und Pfeilspitzen. Mit den Dickenbännhspitzen zusammen
treten hier Stirnschaber, Winkelschaber und Hohlschaber1" auf. Seitlich retuschierte*
Klingenschaber und Geräte mit nur schmaler Arbeitskante an der Spitze bzw. am Ende
kommen neben zahlreichen Klingenabschlägen ohne Retuschen* vor. Besonders auffallend
ist der hohe Anteil von außerordentlich kleinen, mikrolithischen* Artefakten. Wir
kennen deren Verwendung nicht. Sicher waren sie in Holz oder Horn geschäftet. Zusammen
mit anderen Formen, wie einigen Klingen* mit schräger Endretusche, machen
sie mesolithische* Traditionen bei der Feuersteinbearbeitung wahrscheinlich.

Als Material für die Silex-Geräte* stand am Isteiner Klotz der gebändelte weiße bis
graue Jaspis* aus dem Jaspis-Bergwerk bei Kleinkems zur Verfügung.-41 Trotzdem wurden
auch fremde Silex-Varietäten verarbeitet. Neben dem roten, gelben und braunen
Bohnerzjaspis aus der Gegend von Schliengen und Liel finden sich auch Hornsteine*
vom Dinkelberg. Drei Artefakte aus durchscheinend braunem Import-Feuerstein weisen
wiederum auf Beziehungen nach Westen hin (Grand-Pressigny-Feuerstein aus
Frankreich?). Wenige Hornstein-Artefakte der Siedlung am Isteiner Klotz sind aus gleichem
Material wie die Silexgeräte vom Homburger Wald. Dort wurde im Neolithikum
fast ausschließlich spröder, oft weiß patinierter, grau bis rötlich gefärbter Hornstein aus
dem westlichen Dinkelberggebiet für die Herstellung der Feuersteingeräte verwendet.
Daß es gelang, auch aus diesem brüchigen Material die kleinen Silex-Bohrer anzufertigen
, läßt auf hohe handwerkliche Kunstfertigkeit jener Menschen schließen.25)

Die Vielzahl mikrolithischer Feuerstein-Artefakte mit feiner Retusche und bescheidener
Bestand an Gefäßkeramik lassen eine den frühen Wirtschaftsformen der mittleren
Steinzeit verbundene mittel- bis jungneolithische Volksgruppe vermuten. Für diese Bevölkerung
ist ein landschaftlich-geographischer Bezug zu den Trägern der aus dem Westen
kommenden Glis-Weisweil-Feuersteinbeile anzunehmen. Im Verbreitungsgebiet
dieser seltenen Beile treten sie etwa an 4 Stationen zusammen mit Dickenbännhspitzen
auf, und mehrfach sind die Fundplätze benachbart.

Westlicher Kultureinfluß traf hier auf solchen aus dem Osten. Die Ackerbaukultur
der Kugelbechergruppen hatte sich neben mesolithisch tradierter Sammler- und Wild-
beuterwirtschaft zu behaupten und durchzusetzen. So werden in unseren Siedlungen der
Jungsteinzeit die Spuren jener allmählichen Wandlungen greifbar, welche in der urgeschichtlichen
Literatur mit dem Begriff der »Neolithischen Revolution« umschrieben
werden.

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