http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0128
Im Innern dieses Gebäudes (vgl. Abb. 2) fanden wir nur sehr wenig Keramik, dafür
aber in rund 60 cm Tiefe eine noch ziemlich gut erhaltene Marc Aurel-Münze sowie einen
Bronzering.
Bei der Münze handelt es sich um einen Sesterz, der einen Durchmesser von 31,9 mm
besitzt und ein Gewicht von 21,65 gr. aufweist.2) Auf der Vorderseite (vgl. Abb. 3) befindet
sich in Profilansicht die belorbeerte Büste des römischen Kaisers Marc Aurel (161
- 180 n. Chr.), der einen Bart trägt. Die nicht mehr ganz lesbare Umschrift lautet nach
Mattingly: M AVREL ANTONINUS AVG ARMENIACUS P M.
Antoninus ist hierbei der dritte Name Marc Aurels, den er von seinem kaiserlichen
Adoptiv-Vater Antoninus Pius (138 - 161 n. Chr.) erhalten hat. Aug steht als Abkürzung
für Augustus = der Erhabene, welcher Titel Kaiser Octavian im Jahre 27 n. Chr.
vom römischen Senat und Volk verliehen worden war und dann auch von seinen Nachfolgern
übernommen wurde. Die Bezeichnung Armeniacus geht auf eine siegreiche
Schlacht Marc Aurels gegen die Armenier zurück, und P M erinnert als Abkürzung für
Pontifex Maximus daran, daß der römische Kaiser auch zugleich oberster Priester gewesen
ist.
Auf der Rückseite der Münze (vgl. Abb. 4) befindet sich ein nach rechts stehender
Mars in Soldatentracht. Dieser hält in der rechten Hand einen Speer vertikal mit der Spitze
nach unten, während die Linke auf einem Rundschild ruht, den er auf den Boden gesetzt
hat.
Diese Münze wurde zwischen Dezember 163 und Dezember 164 in Rom geprägt.
Wie sind nun die drei Gebäude dieser Gutshof anläge zu deuten? Dr. Fingerlin sieht in
dem größten das Hauptgebäude und in dem zweitgrößten das Handwerkerhaus. Das
kleinste Gebäude hält er wegen seiner Lage unmittelbar vor dem Hauptwohnhaus und
wegen seiner geringen Größe für einen Tempel, denn für ein Ökonomiegebäude oder ein
Bad ist der Grundriß zu klein.
Das Bauschema dieses Gutshofs erinnert an dasjenige der großen villa rustica südöstlich
von Büßlingen bei Tengen. Auch dort steht neben dem Hauptgebäude ein Handwerkerhaus
und vor dem Hauptwohnhaus ein Tempel, dessen Cella übrigens fast gleich groß
ist wie diejenige von Warmbach, nämlich 9x7 m.4^
Wie geht es nun weiter mit den Ausgrabungen? Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg
, Außenstelle Freiburg, plant für dieses Jahr die Freilegung des Gebäudes II, und
außerdem sollen noch die evtl. vorhandenen Risalitvorsprünge der Südmauer von Gebäude
III gesucht werden. Ziel der »Arbeitsgruppe Archäologie« ist es, den genauen
Verlauf der Westmauer dieses Hauptwohnhauses festzustellen. Außerdem könnte vielleicht
noch untersucht werden, ob der Tempel wie in Büßlingen einen Vorbau besessen
hat.
Die Ergebnisse dieser Grabungen sollen in einem späteren Bericht dargestellt werden.
Doch schon jetzt kann man sagen, daß es sich bei der villa rustica von Herten/Warmbach
um einen großen Gutshof gehandelt hat, der sicher die linksrheinische Römerstadt Au-
gusta Raurica mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen versorgte.
Zum Schluß möchte ich noch den beiden Pächtern Franz Stefan Maier, Herten/Markhof
, und Josef Philipp, Herten, Kirchstraße 25, sehr herzlich danken, denn ohne ihr
großzügiges Entgegenkommen hätten die bisherigen Grabungen nicht durchgeführt
werden können. Dank gebührt auch der Stadt Rheinfelden, welche bereitwillig die Kosten
für den Ernteausfall im Jahre 1983 übernommen hat.
Anmerkung der Redaktion:
Diese römische Ausgrabung von Herten/Warmbach wird während der Frühjahrstagung
der »Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland« nach der Stadtbesichtigung von Rheinfel-
den/Schweiz noch aufgesucht und erläuten.
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