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Anhang: Gießhütte Kandern (1421? - 1534)
Die Geschichte des Ofengusses in Kandern im 15. Jh. bleibt reichlich unbekannt und
wegen eines frühen Hinweises auf das Jahr 1421 umstritten.
In der Arbeit von L. A. Burkhardt und Ch. Riggenbach über die Dominikanerkloster-
kirche in Basel (Mitt. d. Gesellschaft f. vaterländ. Altertümer VI, Basel 1855, S 13) wird
erwähnt, daß in dem Refektorium sich ein großer eiserner Ofen befand, den das Kloster
1421 um 56 Gulden in dem Eisenwerk Kandern gekauft hatte. Julius Wilhelm22' weist
darauf hin, daß die Rechnungen nur bis 1423 zurückgehen. - Wenn ein Lesefehler vorliegt
, müßte bei einem späteren Kauf das bei der erheblichen Summe aus den vorhandenen
Rechnungen hervorgehen! Albert Eisele23' zitiert Fachmann J. Frank 1936, der das
erwähnte Jahr bezweifelt, weil auch andernorts deutsche Eisenofenplatten nicht vor
1474 bekannt seien. Eisele möchte - allerdings ohne Belege - diese frühe Erwähnung von
1421 mit den späten, leichten Kanonenöfen (Bummeröfen) des 18. und 19. Jh., Durchmesser
0,37 cm und größer, zusammenbringen, was unwahrscheinlich ist. Nach dem erwähnten
Preis von 56 Gulden muß man bei dem später üblichen Preis von einem Gulden
für den Zentner mindestens mit einem Gewicht von 50 Zentnern rechnen. Was bei dem
großen Raum des Refektoriums zur Beheizung bei einem zylindrischen Röhrenofen gut
einen Durchmesser von einem Meter erfordert hätte. Für einen solchen Durchmesser im
Jahr 1421 finden sich keine gußtechnischen Belege. Man sollte aber diese Ersterwähnung
für Kandern nicht so ohne weiteres bezweifeln, zumal schon 1414 Ofenmacher in Köln
erwähnt werden.24'
Der erste faßbare Inhaber der »fabrica« in Kandern war Conrad Gräfe.25'
Sein Nachfolger wurde Wilhelm Rosskop, »Ysen Smyt« zu Kandern bei »Nüvenburg
« (Neuenburg), der am 3.1.1509 eine Schuld von 390 rhein. Gulden bei Peter Muss-
ler, Waffenschmied zu Straßburg, und Peter Münch, Zeugwart in Ensisheim, aufnimmt.
Er verpflichtet sich, jährlich 100 Ztr. gegossene Öfen und »blatten zue Öfen« zu einem
Gulden den Zentner aus seiner Gießhütte in Kandern zu liefern.26'
Wir haben hier eine faßbare Geschäftsverbindung nach Straßburg und zum vorderösterreichischen
Verwaltungspunkt Ensisheim. Man erfährt etwas über die Lieferpreise.
Für den Umfang der Produktion der Hütte von Bond kann man annehmen, daß das
nicht der einzige Auftrag war. 1512 war die Schuld abgegolten, die Lieferungen gingen
weiter.
Wichtig ist ein Bericht aus Werlichs Chronik von Augsburg:
»Am 2. Januar 1510 ist in der großen Gerichtsstube allhier ein großer eiserner Ofen, 40
Zentner schwer, den man von Basel hierher gebracht und 40 Gulden gekostet hat, gesetzt
worden«. Man kann mit J. Wilhelm annehmen, daß dieser Ofen auch in Kandern gegossen
wurde und wegen der Handelsbeziehungen von Basel mit dem Markgräflerland die
Reichsstadt zur Reichsstadt Augsburg den Transport übernahm.27' Nach freundlicher
Mitteilung des Stadtarchivs Augsburg ging der Ofen wahrscheinlich beim Abriß des alten
Rathauses und dem Neubau durch Elias Holl verloren.
Am 26. Juli 1512 erwarb Markgraf Christoph von Baden von den Freiburger Bürgern
Kaspar Ingelstetter und Hans Brun deren Hammerschmiede zu Kandern auf Grund einer
Schuldforderung an die Schmiede und den Inhaber Junker Hans Horneck von Hornberg
, die gerichtlich zuerkannt war. Er belehnte damit die kaiserlichen Zeugwarte Peter
Mussler in Breisach und Peter Münch in Ensisheim mit »unser hammerschmittin zu
Cander... mitsamt den ysenerz am Bellen ... mit dem Wasserfalle der yetzigen Hammer-
schmittin zu Meren-Cander gelegen...«. Bedingung war: Der Markgraf und seine Erben
konnten jederzeit »ysinkugeln oder ander ysinwerk von ofen und anderen Güssen, auch
schmitysin« machen lassen zum Preis von einem rhein. Gulden für den Zentner, Kugeln
»zu grosse und slangen buchsen, auch ofen und ander gegossen werk.«j) (S. 176/177)
Mussler und Münch waren damit von einstigen Geschäftspartnern zu lehensrechtlichen
Inhabern der Gießhütte in Kandern aufgerückt und Gießmeister geworden.28'
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