Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 165
(PDF, 35 MB)
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und den »Bergmännlein im Gutachtal«, ferner vom »Erdmännle in Mittelstadt« (am
Neckar) und den »Erdwichtele« in der Umgebung von Lustenau bei Tübingen. Aufschlußreich
lesen sich die Abschnitte »Geburt bei den Erdleuten (in Gernsbach angesiedelt
; eine Hebamme wird gerufen und in die Erdmannshöhle geführt, zum Lohn erhielt
sie einen rheinischen Pfennig, der die Eigenschaft hatte, »immer in ihrem Beutel zu bleiben
«, so daß sie »immer Geld genug gehabt«) sowie »Erdmännle in der Luft« (in Rottenburg
am Neckar geortet und mit dem Wilden Heer verquickt).

Auch Johannes Künzig hat den Erdleuten in seinem »Schwarzwald-Sagen«-Band
(3. Auflage, Düsseldorf 1976) ein Kapitel zugeeignet. Ein Abschnitt »Naturdeutende
Sagen« wurde hier vorangestellt, worin es u. a. heißt: »Die Unterirdischen nennt man sie
auch sonstwo, diese kleinen Leute, die im Berg, in einer Tropfsteinhöhle, einem alten
unterirdischen Gang oder einem zerfallenen Bergstollen hausen. Sie bewachen große
Schätze im Erdinnern ... Ihre Größe ist die eines zwei- oder dreijährigen Kindes, doch
haben sie Frau und Kind. Oft tragen sie eine uralte Tracht... Mit den Menschen verkehren
sie gerne und leisten ihnen viele wertvolle Dienste in Haus und Hof und bei der Feldarbeit
: sie lehren sie heilkräftige Kräuter kennen, helfen beim Pflügen, bei der Wartung
des Viehs, wiegen die Kinder ein, kneten den Teig während der Nacht und backen das
Brot ...«. Künzig zieht eine Parallele zu den Kölner Heinzelmännchen (vgl. dazu das
Kopisch-Gedicht »Wie war in Köln es doch vordem ...«) und weist daraufhin, wie Fürwitz
und Neugier der Menschen sie immer wieder vertreiben.

Im eigentlichen Sagenkapitel beginnt Künzig mit einer Sage in der Gegend von Otlingen
(am Hochrhein). »Ein Raubritter aus dem Schwarzwald« überfiel den Schloßherrn
auf dem Humbel, wo früher eine Burg gestanden hatte. Das Schloß wurde niedergebrannt
, doch ein Gang, der unter dem Rhein nach der Schweizer Seite führte, blieb erhalten
und diente den dort ansässigen Erdmännlein zum ferneren Wohnsitz. - »Die große
Tropfsteinhöhle bei Hasel wurde vorzeiten von Erdmännlein und Erdweiblein bewohnt
und heißt davon Erdmännleinsloch oder Erdmannshöhle ... [sie] standen mit den Haslern
in freundschaftlichem Verkehr. Den Bösen gaben sie heilsame Ermahnungen, den
Guten halfen sie bei den Haus- und Feldgeschäften, die dadurch aufs beste gediehen ...«.
Mit einer Marginalie »Erdleute bei der Haus- und Feldarbeit« hat Künzig weitere Einzelheiten
aus den Erdmannssagen von Hasel zusammengefaßt. Neu darin: »Abends fanden
sie (die Erdweiblein) sich mit ihren Rädern in den Spinnstuben ein, blieben aber nie
länger als bis zehn Uhr; sonst würden sie von ihrem Herrn gezankt ... Auch halfen sie
(die Erdweiblein) und die Erdmännlein Hanf schleißen ... die Frucht schneiden und in
Garben binden. Dabei sprang einmal einem der Männlein ein Knebel so heftig an den
Kopf, daß es ein klägliches Geschrei erhob. Sogleich Hefen alle Erdleute aus der Nähe
herbei und fragten, was geschehen sei; aber als sie es hörten, sagten sie: 'Selber tan, selber
han' und gingen wieder auseinander.« Auch diese sprachliche Wendung ist uns aus andern
Sagenkreisen bekannt, erinnert sei in diesem Zusammenhang etwa an ein Unwetter
im Raum südlich von Freiburg: als man ein altes Weib deshalb als eine Hexe schimpfte
und anklagte (daher angeblich der Name Hexental), soll sie nur stereotyp gesagt haben:
»Selber machen, selber haben« (gemeint die Verwüstungen, die auch ihren Acker in Mitleidenschaft
gezogen hatten).

Künzig fährt fort: »Bei Hausen hatten sie eine kleine Höhle, man hieß sie nur das Erdmännleinsloch
. Auch kamen die Erdmännle nachts öfters in die Hausener Hammerschmiede
und arbeiteten wacker mit. - Ein anderes Erdmännlein pflegte bei Nacht in der
Wehrer Mühle, wenn der Müller schlief, für ihn zu mahlen ...«. Der Müller wollte ihm
aus Dankbarkeit ein neues Gewand schenken, weil er gesehen hatte, wie schlecht das
Erdmännlein gekleidet war: »Als es kam und die Kleider sah, zog es sie sogleich an, ging
aber alsbald weg und betrat die Mühle niemals wieder« (anzunehmen, es hat von seinem
»Herrn« zur Strafe keinen »Ausgang« mehr erhalten!). »Für ihre Dienstleistungen« - so
Künzig - »begehrten die Erdleute nur hier und da Obst oder reinlich bereiteten Kuchen.
Wo sie hinkamen, brachten sie Glück und Segen; durch Fluchen wurden sie aber augen-

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