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blicklich vertrieben« - demnach gute Geister, gute Erdgeister. - Künzig bringt auch die
Sage von dem Bauern, der die Füße der Erdmännlein sehen wollte und dadurch sein
Glück zerstörte. In diesem Zusammenhang zitiert er die bereits von H. Bächtold (in
»Badische Heimat 5/6« von 1918/19) wiedergegebene mundartlich gefaßte Sage vom
»Wunderfitz der Bauern«: Au in öflige [vgl. o.] hat dr Wunderfitz d' Erdmännli firttrie-
be. Vum Humbel sin se früher chumme mit ihre große Bärt und lange Chutte ... Me hätt
zu dene Mändli au 'Hardmännli' gseit, weil sie ihre Höhli im Hard äne gha händ. Mäng-
mol sind sie ins Dorf cho und händ bi de Lüte Messer und allerhand für Gschirr ver-
tlehnt, händs aber allemohl pünktlich wieder brocht. Sie händ mänge guete Rot erteilt bi
Krankheite von Lüte und Vieh ... Unter de lange Chutte hät me ne d'Füeß it gsähe, d'Lüt
händ gmeint, sie häbe Gänsefüeßli. Druf hät en Bur s'Wunder gstoche un 'r hät Asche
gstreut, um d'Füeß abdruckt i de Äsche z'sähe. Uf seil sind aber d'Hardmännli ver-
schwunde«. Eine andere Version, die Erdleute zu vertreiben, berichtet davon, wie ein
Bauer (im St. Wilhelmer Tal nördlich vom Feldberg) ein Feuer vor ihrer Höhle gemacht
habe, ein Erdmännlein bat ihn, das Feuer zu löschen, da seine Frau krank sei, doch der
Bauer hatte das Feuer »so groß gemacht, daß er's nicht löschen konnte ... In derselben
Nacht starb dem Bauern all sein Vieh, und das letzte Erdmännlein mit seinem Weibe ließ
sich nie wieder sehen.«
Da in öflingen und damit auch in unserer weiteren Umgebung angesiedelt, soll hier
auch vom Absatz »Erdmännle verraten ihr Backgeheimnis nicht« kurz berichtet werden.
Ein Bauer ackerte mit seinem Knecht und aß trockene Brotrinde, um seinen Hunger zu
stillen. Ein Erdmännlein kam heran und »brachte jedem von ihnen ein großes Stück Kuchen
«. Es kam in der Folgezeit zu einem lebhaften Verkehr und zu einer Art Freundschaft
zwischen den Menschen und den Erdmännlein. Doch der Knecht stahl eines Tages
den Erdmännlein das Messer, mit dem diese den Kuchen geschnitten hatten. Anderntags
verlangten sie ihr Messer, doch der Knecht wurde grob »und packte das Erdmännlein,
um es zu schlagen. Die übrigen flohen und riefen dem gefangenen Kameraden zu: 'Reh-
kitzh, verrate nur nicht, zu was der kleine Kostets Haberbrot guet ist.' Der Gefangene
entschlüpfte dem Knecht, und nie mehr wurde ein Erdmännlein gesehen. Den Knecht
aber erfaßte Wahnsinn, weil er das Geheimnis vom 'kleinen Kostets' nicht erfahren
konnte«.
Eine erste, wenn auch keinesfalls vollständige Zusammenfassung der Haseler Erd-
mannssagen entnehmen wir dem Bändchen »Die Erdmannshöhle bei Hasel. Führer für
die Besucher ... von A. Ludwig« (Emmendingen 1900). Bei dieser Gelegenheit möchten
wir allerdings erst einiges aus dessen Vorwort wiedergeben, weil darin Grundsätzliches
über die Haseler Höhle gesagt wird. »Die erste Höhlenbeschreibung wurde schon im
Jahre 1773 von Professor Sander geschrieben [Heinrich Sander, * 1754 in Köndringen,
+ 1782 ebenda, Naturforscher, als Reiseschriftsteller hauptsächlich bekannt geworden
mit seiner »Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland,
Deutschland und Italien. Herausgegeben von N. Chr. Sander, Leipzig 1783 f.]. - Das
grundlegende Werk aber für alle späteren Arbeiten ist die im Jahre 1803 vom Landeskommissär
Lembke in Basel herausgegebene Beschreibung der Erdmannshöhle ... deren
Angaben auf eingehenden, amtlichen Untersuchungen beruhen. Als wertvolle Ergänzungen
treten hinzu die Aufzeichnungen, die Bezirksförster Bajer im Jahre 1867 über die
Höhle gemacht hat. Dazu kommen die Akten des Großh. Forstamtes Schopfheim ...«.
Im Geschichtsteil des Bändchens findet sich Sander auch zitiert: »Da die Wasser immer
weiter spülen und alles mit sich fortführen, werde zuletzt eine dünne, zerbrechliche Rinde
unter dem Dorf entstehen; dann werde, wenn einmal Erdbeben entstehen, der lose
Grund unter den Füßen der Einwohner noch leichter ausweichen, die Häuser werden
einstürzen und alles in eine schreckliche Tiefe verschlungen werden.« Ludwig meint in
diesem Zusammenhang: »Lauter Höhlen und Klüfte unter sich zu haben, ist kein erfreulicher
Gedanke.« Seinerzeit hatte die Regierung den Berginspektor J. Ch. Paul mit der
Untersuchung solcher Verhältnisse betraut. Dabei stellte sich heraus, daß alles in allem
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