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Höhle wohnenden Erdmännlein. Gar oft verfolgte sie der Grausame mit seinen Fanghunden
. Als er nun seine Schwester Adelgunde zur verhaßten Ehe mit Bruno von Steinegg
, dem Ritter einer nahen Burg, zwingen wollte, da entfloh sie mit ihrem Vetter Burkard
. Bald wurden sie verfolgt, aber ein Erdmännlein verlieh ihnen Zuflucht in der Höhle
, und ein herabrollendes Felsstück zerschmetterte die Verfolger Rupprecht und Bruno
.« Eine gewisse Verwandschaft zur Sage vom »Roggenbacher Fräulein« liegt hier unvermittelt
offen: auch dort die vom Vater erzwungene Ehe, nur daß sich die Tochter
nicht zu den Erdmännlein flüchten konnte, sondern mittels Gift sich einer solchen Heirat
entzog (vgl. »Badisches Sagenbuch - Sagen des Bodensees, des oberen Rheintals und
der Waldstädte« (Freiburg 1898, Neubearbeitung des Schreiberschen Sagenbuches, dort
auch als Wiederabdruck aus »Schau-ins-Land 1878, V. Jahrgang« »Ritter von Bärenfels
und die Erdmännlein«).
Nochmals eine Erdleutesage aus dem Ludwigschen Anhang: »Katharina von Rötteln
und Friedrich von Bärenfels. - Vor alten Zeiten wohnte auf der Burg Rötteln ein habgieriger
Ritter mit seiner einzigen Tochter Katharina. Der Burggraf wollte, daß sie einem
reichen Grafen aus der Schweiz die Hand zum Ehebund reichte. Allein Katharina hatte
dem Ritter Friedrich von Bärenfels Treue geschworen. Weil ihr Vater sie zwingen wollte,
floh sie heimlich des Nachts mit ihrem zahmen Reh von der Burg. Sie kam bis zur Erd-
mannshöhle, wo die Erdmännlein sie freundlich aufnahmen, und wo sie einige Zeit sich
aufhielt. - Eines Tages ging Friedrich von Bärenfels auf die Jagd. Er wußte noch nicht,
was vorgegangen war. Zur gleichen Zeit war die Jungfrau ausgegangen und pflückte auf
der Wiese hintereinem Busch Blumen. In ihrer Nähe weidete das Reh. Friedrich erblickte
es und schoß. Als er hinzutrat, um seine Beute zu nehmen, sah er die Jungfrau in ihrem
Blute liegen. Er hatte das Reh gefehlt und der Schuß war der Jungfrau ins Herz gedrungen
. Rasch eilte er nach Hasel, um Hilfe zu holen. Als aber die Leute hinunter kamen,
war die Leiche verschwunden. Erdmännlein sollen sie davongetragen haben und in einen
steinernen Sarg in der Höhle gelegt haben. Deshalb heißt heute noch dieser Teil der Höhle
die Fürstengruft.«
Unter der Uberschrift »Erdmännlein in der Hasler Höhle« bringt das »Badische Sagenbuch
« (vgl. o.) noch einen kurzen Absatz »Die Erdmännlein wiegten den Säugling,
wenn die Mutter im Walde dürre Reiser sammelt, in Schlummer, sie löschten den glimmenden
Funken, ehe er des Armen Strohdach erfaßte und legten den halbschlummernden
Kranken labende Speise auf die Decke seines Bettes.«
Im übrigen berichtet das »Badische Sagenbuch« in der Regel nach Bernhard Baaders
»Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden« (Karlsruhe 1851;
Reprint Hildesheim und New York 1973). Nr. 22 trägt die Uberschrift »Der See bei Eichen
«. Dort heißt es u. a.: »Mit dem Bache in der Has'ler Höhle und den Brunnen zu
Tüllingen bei Lörrach steht der See in Verbindung ...«. — In ursprünglicherer Diktion
gibt sich der Abschnitt Nr. 23 »Erdleute«. Außer bereits anderweitig Zitiertem findet
sich die Kurzfassung: »Als einst in dem Thälchen gegen Wehr ein Erdmännlein von einigen
Leuten erhascht wurde, rief ihm ein anderes angelegentlich zu: 'Sage nur nicht, wozu
das Haberbrod und der kleine Kostets gut sind!' »Woraus zu ersehen, wie sehr die Sage
sowohl mit Versatzstücken als mit späteren Ausschmückungen arbeitet. — In seinen
»Neugesammelten Volkssagen aus dem Lande Baden ...« (Karlsruhe 1859, Reprint im
selben Band von 1973) findet sich nochmals ein größeres Kapitel »Erdleute« (Nr. 16).
Darin heißt es u. a.: »Als in der Höhle bei Hasel noch Erdleute wohnten, kamen sie
nicht allein in dieses Dorf, sondern auch in die anderen Orte der Umgegend ... In dem
Thälchen zwischen Wehr und Hasel war ein Erdloch, worin ein Mann einen Dachs ver-
muthete. Er ließ seinen Hund hinein und hielt einen offenen Sack hart an dasselbe. Nicht
lange, so sprang etwas in den Sack, welchen der Mann sogleich zuband und, ihn auf den
Rücken nehmend, davon ging. Plötzlich rief in der Nähe ein Erdmännlein: 'Krachöhrle!
wo bist du?' 'Auf dem Buckel, im Sack!' antwortete aus diesem eine Stimme und belehne
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