http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-01/0183
daß erst auf den letzten Seiten des Buches die Kunstgeschichte in Frau Dr. Heimann-Schwarzwebers
Beitrag »Sichtbare Vergangenheit in Baudenkmälern und in der Bildenden Kunst« zu Wort
kommt. Dies entspricht weder der Chronologie noch dem Leserinteresse. Jedermann weiß die Autorin
als Expertin auf diesem Gebiet zu schätzen. Auf den wenigen ihr verbleibenden 50 Seiten gibt
sie einen umfassenden Uberblick über die kunsthistorischen Höhepunkte des Lörracher Raumes.
Besonders verdienstvoll erscheint es dem Rezensenten, daß der Vorarlberger Stukkateur Jodok
Friedrich Wilhelm, der sich in Stetten niedergelassen hatte, durch eine ausführliche Würdigung dem
Vergessen entrissen wird. Zum Schluß ihres Beitrages beschäftigt sich die Autorin mit der großen
Künstlerpersönlichkeit Max Laeuger und gibt einen Uberblick über den reichen Bestand des Lörracher
Burghof-Museums. Das Schlußlicht bildet Dr. Hänels Beitrag zum kulturellen Leben der Stadt
(entspricht hoffentlich nicht dem wahren Stellenwert). Neben der Darstellung der aktuellen Kulturszene
- Ausstellungen, Theater, Konzerte — einer Würdigung der Kunst im öffentlichen Bereich
finden wir Porträts der Maler, die in Lörrach tätig waren bzw. noch sind. Schade, daß man nicht zu
jedem Künstler die Reproduktion wenigstens eines seiner Werke beigefügt hat. Auch die Schriftsteller
alemannischer Mundart finden bei Hänel Erwähnung. Die letzten vier Seiten des Buches widmet
er den kulturellen Vereinen und dem Brauchtum. Sicher hätte es dem Verkaufserfolg gut getan,
wenn diesem Bereich - auch was die Bilddokumentation angeht — mehr Raum gegeben worden wäre
. In einem Anhang zum Gesamtwerk werden die bekannten Vögte seit 1366 — wir wissen im übrigen
, daß sie im badischen Oberland eben nicht ernannt, sondern von der männlichen Bevölkerung
gewählt wurden (siehe Beitrag von Ch. M. Vortisch in diesem Heft) - und die Bürgermeister aufgelistet
. Außerdem findet sich hier eine ausführliche Zusammenstellung der Umrechnung der alten
Maße und Geldwerteinheiten.
Der Rezensent weiß sehr wohl, daß es leichter ist, ein solch gewaltiges Werk kritisch unter die
Lupe zu nehmen, als es in jahrelanger Kleinarbeit zur Vollendung zu führen. Trotz aller Kritik muß
klargestellt werden, daß Lörrach auf dieses, auch in seiner äußeren Gestaltung gelungene Werk
stolz sein kann und daß es jedem landesgeschichtlich Interessierten beste Dienste leisten wird. Der
Preis von nur DM 52,- sollte eigentlichen zum Kauf anregen. Helmut Bauckner
Jahresheft »Beiträge zur Heimatgeschichte *, herausgegeben vom Verein für Heimatgeschichte
Grenzach-Wyhlen
Es ist noch keine vier Jahre her, daß in Grenzach ein Verein für Heimatgeschichte gegründet wurde
. Sowohl im Bereich Archäologie (Leitung Dr. Richter) als auch auf dem weiten Gebiet des Bestandschutzes
hat dieser junge Verein von sich reden gemacht. Im vergangenen Jahr trat man nun
mit einem Jahresheft an die Öffentlichkeit. Zu Recht findet dieses Heft bei allen heimatgeschichtlich
Interessierten große Resonanz. Neben der Gründungsgeschichte wird auf 36 Seiten eine Fülle von
Material geboten. Dr. Richter berichtet über die Ausgrabungen der Brombacher Römervilla, die
unter der Regie der Arbeitsgemeinschaft Archäologie durchgeführt wurde. Ferner dokumentiert er
die Ausgrabungsarbeiten der Grenzacher Villa, die weit über unseren Raum hinaus großes Interesse
erweckt hat. Interessant ist der Beitrag von Paul Meister über eine der ersten Sodafabriken Deutschlands
, die Solvay in Wyhlen, ein aufschlußreicher Beitrag zur Industrialisierung unserer Region.
Walter Küchlin analysiert die Eintragungen über Grenzach und Wyhlen in einem Markgräfler
Adressbuch aus dem Jahre 1908. Sehr anschaulich wird aufgezeigt, welch stürmischen Wandel unsere
Region in diesem Jahrhundert durchgemacht hat. Bernhard Vogt schließlich, Vorsitzender dieses
Vereins, stellt dar, wie es zur Entdeckung des Wyhlener Frühlingsahorns gekommen ist, ein
Beitrag, der für den botanisch orientierten Leser Aufschlußreiches zu berichten weiß. Ohne Zweifel
, die Grenzacher Jahreshefte sind eine echte Bereicherung der heimatgeschichtlichen Literatur.
Bleibt zu hoffen, daß die starke Resonanz an dieser Veröffentlichung - sie erscheint jährlich zum
Preis von nur DM 5,— anhält. Die Hefte sind zu beziehen bei: Bernhard Vogt, Kirchstraße 51,
7889 Grenzach-Wyhlen. Helmut Bauckner
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