http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0008
Die Gemarkung
Das Dorf in der Landschaft
Wer von Müllheim auf der Landesstraße 125 in südlicher Richtung geht oder fährt, erreicht
nach etwa 1500 Metern Vögisheim. Äcker und Wiesen säumen den Weg, der in einer
Talsenke verläuft, die im Osten von Wald und im Westen von Rebbergen begrenzt
wird. Fast parallel zur Straße, nur wenige Schritte von ihr entfernt, bummelt ein kleiner
Bach, der in der Geschichte des Dorfes Vögisheim eine bedeutsame Rolle spielt, im Talgrund
gen Müllheim zu. In einem schütteren Gehölz, das den Krähen einen willkommenen
Schlafplatz bietet und in dessen sumpfigem Boden Schilf gedeiht, einst von den Küfern
als »Chnospe« zum Dichten der Fässer benutzt und von den Buben wegen der
Rohrkolben - »Kanonenputzer« - geschätzt, ruht der Bach ein wenig aus. Deshalb hat
dieses Gehölz den Gewann-Namen »In den Weihern« erhalten! In früherer Zeit befanden
sich hier einige Weiher zu Fischerei- und Wässerungszwecken. In der Müllheimer
Chronik von Pfarrer Sievert lesen wir von einem Fischrecht, »das mit der Rosenburg als
besonders herrschaftliches Lehen verbunden war und sich auf den Klemmbach, der damals
'alter Bach' hieß, den Mühlenbach sowie auf die Weiheren und den Vögisheimer
Bach (Lugenbach) bis ins Dörflein« bezog.
Das Dorf selbst liegt in einem kleinen Kessel 274 Meter ü. d. M., von allen Seiten von
sanften Hügeln umgeben, nur gegen Norden, Müllheim zu, ist er geöffnet. Neue Eigenheime
und Mehrfamilien-Häuser deuten auf ein allmähliches Zusammenwachsen des
Stadtteiles mit der Stadt hin. Das ist kein Wunder in einer so schönen und im wesentlichen
naturbelassenen Landschaft.
Ein wenig Geologie
Schauen wir unter die Erdoberfläche, so finden wir südlich vom Klemmbachtal mannigfaltige
Bodenarten, vorherrschend ist Tertiär mit Lehm vermischt. An einigen aufgelassenen
Steinbrüchen östlich des Dorfes Vögisheim tritt der mittlere Dogger mit Korallenkalk
im oberen Rogenstein zutage. So am Neuenberg und an der Sonnhohle. Der Westen
der Gemarkung ist mit einer mächtigen Lößschicht bedeckt, die in der letzten und
vorletzten Eiszeit aus den Rheinschotterflächen eingeweht wurde. Es sind ausgezeichnete
Böden, besonders für den Weinbau geeignet. Durch die ganze Gemarkung zieht von
Südwest nach Nordost eine Verwerfung, durch den Erlengraben, östlich der Mühle und
des Steinbruchs am Neuenberg vorbei zur ehemaligen Gemarkungsgrenze am Scheidgraben
bei der Nikolauseiche.
Uber das Erdgeschichtliche und über den Reichtum an Versteinerungen, die den Namen
Vögisheim in der wissenschaftlichen Forschung berühmt gemacht haben, berichtet
im Folgenden, die »wenig Geologie« ergänzend, Adalbert Kanka, Müllheim:
»Von den rebenbestandenen Höhen östlich der Bundesstraße zwischen Auggen und
Müllheim lassen sich die drei Landschaftsteile der Umgebung von Vögisheim leicht erkennen
. Die weite, geröllgefüllte Wanne der Rheinebene grenzt scharf an die Vorberg-
zone, inmitten derer Vögisheim liegt. Im Osten wird die hügelige, weiche Landschaft
abgeschnitten durch die Schwarzwaldrandverwerfung (Linie Sophienruhe - Sehringen -
Grüneck - Bürgeln), östlich derer Urgesteine den Blauen aufbauen. Diese Landschaftsformen
begannen sich vor etwa 65 Millionen Jahren herauszubilden, als der Oberrheingraben
einbrach und später Vogesen und Schwarzwald angehoben wurden. Das Tiefland
füllte sich mit Seen (zeitweise mit Meeresanschluß), die von den Rändern herabgeführten
Schuttmassen bildeten neue Gesteine. Die Vorbergzone entstand beim Anheben der
Randgebirge, weil die einzelnen Schollen an den schrägstehenden Randverwerfungsflä-
chen aufsaßen und zur Mitte des Grabens hin gekippt wurden. Solche Schollen sind z.B.
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