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das Hörnle, der Kastelberg bei Sulzburg und der Staufener Schloßberg. Die steile, dem
Schwarzwald zugeneigte Seite zeigt jeweils einen Querschnitt durch die Schichtfolge der
Scholle, während die in Richtung Rhein geneigte Fläche etwa den Betrag der Kippung
angibt. Den Einbruch des Rheingrabens darf man sich nicht als einen schlagartigen Vorgang
vorstellen, sondern seine Ausbildung setzt sich bis in unsere Tage fort. Daraus erklärt
sich auch, daß hier die Erde häufiger bebt als in anderen Landschaften.
Die im Osten und Süden von Vögisheim anstehenden Jura-Gesteine Dogger und
Malm sind vor 135 Millionen Jahren entstanden. Von wirtschaftlicher Bedeutung war
der Hauptrogenstein, eine Doggerschicht, die sich leicht an ihrem kleinkugeligen Aufbau
erkennen läßt. Dieses Kalkgestein wurde im Bruch Sonnhohlen und in Brüchen des
Müllheimer Eichwaldes gefördert und als Baustein verwendet. Dogger-Gesteine neigen
dazu, Einsturztrichter (Dolinen) und Trockentäler zu bilden. Hierbei wird das Gestein
durch Wasser von unten her gewölbeartig ausgelaugt, bis die dünner werdende Decke
einbricht. Ganze Bäche werden je nach Wasserführung durch solche Erscheinungen unterirdisch
abgelenkt, wie z. B. das Rammisbächle zwischen Niederweiler und Lipburg
am südlichen Waldrand und das Rheintalhächle östlich des Sonnhohlen-Steinbruchs.
Westlich und nördlich von Vögisheim herrschen Löß und Lößlehm in dicken Schichten
vor. Dieses staubfeine Ablagerungsgestein besteht aus kalküberzogenen Quarzkörnchen
und wurde in den Eiszeiten aus den Schottergebieten der großen Ströme hierher geblasen
. An manchen Stellen sind rote, gelbe oder graue Jaspissplitter zu finden, die aus
verwitterten Schichten des oberen Jura stammen. Am Osthang des Steinackers sind heute
noch Schürfe zu erkennen, die ausschließlich der Gewinnung von Jaspis galten, der im
18. Jahrhundert für die Hof Steinschleiferei in Karlsruhe von gewisser Bedeutung war,
hatte er doch die Farben Badens.
Die Linie Pelzacker - Fischzucht - südl. Neuenberg - Nikolauseiche ist eine Verwerfung
, die in der Landschaft deutlich zu erkennen ist. Die westliche Scholle sank ab und
zeigt die etwas jüngeren Gesteine an der Oberfläche.
Besonders in der Mitte des vorigen Jahrhunderts waren die Gesteine südöstlich Vögisheim
berühmt wegen ihres Reichtums an Versteinerungen. Die meisten der damals sehr
besuchten Fundstellen sind schon um die Jahrhundertwende nicht mehr betrieben worden
und heute völlig verwachsen. Zu nennen wäre hier der Krottenstollen, eine ehemalige
Schwarzkalkgrube südöstlich von Zizingen, die auch von dem berühmten Geologen
Albert Oppel besucht und in seinem grundlegenden Buch »Die Juraformation« beschrieben
wurde.
Viele Versteinerungen, auch solche, die von Oppel bestimmt und nach ihm benannt
wurden, gelangten von hier in die großen Museen. Nicht weniger berühmt muß die
Lehmgrube bei der Ziegelhütte gewesen sein, denn auch von hier gelangten Ammoniten,
Seeigel, Brachiopoden und Muscheln in die bedeutenden Sammlungen jener Zeit. Weitere
Fundstellen waren die beiden Brüche an der Mühle und Sonnhohlen. Letzterer Bruch
hat in seiner Betriebszeit viel zur Klärung der geologischen Verhältnisse zwischen Müllheim
und Kandern beigetragen.
Auch heute noch findet der Interessierte recht gut erhaltene Versteinerungen auf der
Gemarkung Vögisheim, und es macht immer wieder Freude, die feinen Formen von Tieren
zu finden, die vor 150 Millionen Jahren ein Meer bewohnten, aus dem der Schwarzwald
als Insel herausragte.«
Literatur:
A. Oppel, Die Juraformation, 1855
H. Haas u. C. Petri, Die Brachiopoden der Juraformation, 1882
G. Boehm, Aufnahmegebiet Blatt Kandern, 1898
K. Schnarrenberger, Geol. Spezialkarte Baden Blatt Kandern, 1915
R. Metz, Fundstellen von Edelsteinen, 1965
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