http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0025
heim die Gemeinde Vögisheim durch Abtretung eines Stück Waldes um ihren Holzbezug
für immer abfinde, oder, daß es bei der bisherigen Verfassung nach wie vor bleibe,
»das Gericht zu Müllheim jedoch über jede Bürger- oder Hintersassen-Annahme nach
Vögisheim unterhalb des Bächleins gehört werde«.
Anmerkungen
1. Der Schultheiß war nicht der Vertreter der Gemeinde, sondern Vertreter des Herren der Stadt.
In der Anfangszeit war der Schultheiß Stadtrichter und Vorsteher der Bürgerschaft. Sein Amt
war recht einträglich. — (Konstantin Schäfer in »Neuenburg, die Geschichte einer preisgegebenen
Stadt.« S. 61).
2. »Rheintal ist eine Verballhornung.« Der Name »Rintel« beschreibt die Beschaffenheit des Ortes
. Es handelt sich um eine Rinne (mit Bach), die ein Tal oder Tälchen bildet. Mit dem Rhein
haben diese sehr häufigen örtlichkeitsbezeichnungen nichts zu tun.
3. Das ehemalige Benediktiner-Frauenkloster Gutnau erhielt seinen Namen von einer 1181 im Kloster
Sitzenkirch lebenden adligen Klosterfrau namens Gutta. Diese Frau erbte das in der Aue am
Rhein bei Neuenburg gelegene Gut ihres dort verstorbenen leiblichen Bruders und baute es zu
einem Kloster aus. Wie Sitzenkirch war auch Gutnau dem »Gotzhaus St. Blasien unterwürff-
lich«. Hochwasser des Rheins haben die Klosterbauten zerstört, die, wieder errichtet, 1323 einem
Brand zum Opfer fielen. Da die »Weibspersonen und ihr Hab und Gut so schwach worden,
daß es kein Closterfrowen mer mögen erhalten«, wurde mit päpstlicher Einwilligung aus dem
Frauenkloster eine Probstei mit »Gaistlich Manspersonen«. Die Chronik sagt nach Stadtpfarrer
Huggles »Geschichte der Stadt Neuenburg am Rhein« (1876), »daß das Kloster, ursprünglich
ein Wasserhaus auf der Klosterau, einer kleinen im Rhein gelegenen Insel lag, welche vom
Hochgstade durch einen schmalen Rheinarm, »Gießen« genannt, getrennt ist und daß es, weil
kaum über dem Wasserspiegel gelegen und weil der Rhein in der nächsten Umgebung der Stadt
Neuenburg früher große Verheerungen, insbesondere am rechten Ufer, anrichtete, erst im Laufe
der Zeit von dort hinweg auf das Hochgestade verlegt worden sei«. Die Grundmauern sollen auf
ehemaligen römischen Kastellen ruhen. Zur Gutnau gehörte seit den ältesten Zeiten ein ausgesteinter
Bann, also Grundstücke sowohl auf Neuenburger wie Steinenstadter und Auggener Gemarkung
. Vor Zeiten gab es keine geschlossenen Gemarkungen wie heute, sondern jedes adelige
oder Klostergut von größerem Umfange bildete für sich ein Ganzes, und jeder Besitzer entrichtete
dorthin seine Schätzung (Steuer), von wo er Schutz und Schirm genoß und das Bürger- und
Wohnrecht hatte. Von solcher Beschaffenheit waren ungefähr 817 Juchert über dem Hochgestade
, die früher dem Frauenkloster Gutnau, später der Propstei dieses Namens und der Abtei St.
Blasien und dem Johanniter-(Malteser) Orden gehörten. Weitere 1500 Juchert lagen unter dem
Hochgestade gegen den Rhein, teils Inseln, teils Auen, teils angeschwemmtes Land, wo dereinst
das Kloster Gutnau lag und wo dasselbe wie auch St. Blasien und die Johanniter Güter hatten,
welche aber durch den Rhein hinweggeführt und auch wieder verlandet wurden. (Huggle S. 361)
Nach dem Klosterbrand ist nur noch von einem Wiederaufbau der Kirche und »daneben eine
kleine Behausung mit Küche und Stallung« die Rede. In welchem Jahr das Kloster aufgegeben
und die Gebäude abgegangen sind, ist nicht bekannt.
4. Eckericht — Eckerzeit = Eichelmast für die Schweine. Bis in jüngerer Zeit hinein wurden die
Schweine eines Ortes in die Eichenwälder getrieben, wo die von den Bäumen herabgefallenen
Eicheln den Tieren als Futter dienten. Es gab und gibt heute noch gute und schlechte Eicheljahre
je nach dem Fruchtansatz der Eichen.
23
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0025