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berg im Markgräflerland, einer Gründung des Grafen Konrad von Freiburg, die erste Vorsteherin,
Hedwig, ein. Unter den Zisterzienserklöstern, die bei ihren Stiftungen der Abtei Lützel unterstellt
wurden, befand sich auch das Kloster Rheintal, zuerst im gleichnamigen Filialort von Feldberg. Im
Jahr 1262 hatten die Nonnen von Rintel auf den heutigen »Klostermatten«, nahe der »Alten Post«,
eine neue Heimat gefunden. Die Nonnen, die also dem Zisterzienserorden angehörten (auch Bernhardinerinnen
nach dem heiligen Bernhard genannt) und nach strengen Regeln lebten, waren weiß
gekleidet, mit schwarzem Gürtel, Scapulier (Uberwurf über Brust und Rücken) und Schleier; die
Laienschwestern trugen ein einfaches braunes Gewand. Der einzige Mann im Kloster war der Kaplan
. Die letzte Äbtissin war Elisabeth von Bruck. Etwa um 1493 wurde das Kloster in ein Mönchs-
priorat umgewandelt. Aber dem fortschreitenden Verfall war damit nicht abgeholfen. 1509 meldete
der Abt von Lützel, daß die Einkünfte nicht hinreichten zum Unterhalt der nötigen Anzahl Mönche
. Darauf wurde unterm 31. August 1509 (Lützeler Protokollbuch des Archivs zu Colmar) das
Priorat dem Kloster Lützel einverleibt und vereinigt. 1544 wurde das Kloster an Amtmann Wolf
Ludwig von Habsperg um 1.000 Gulden (ein Pfund fünf Schilling Stäbler für den Gulden) mit Vorbehalt
des Wiederkaufs um den gleichen Betrag verkauft. Es kam wirklich zum Wiederkauf, doch
Wolf Ludwig von Habsperg konnte Verbindlichkeiten, die er bei seinen Güterspekulationen eingegangen
hatte, nicht gerecht werden, er geriet Ende 1572 in Gant (Konkurs), und die Gläubiger stritten
sich. Es kam zu mehrfachen Verpachtungen des Klostergutes, schließlich handelte es sich bei
den Gebäuden nur noch um Ruinen, die der Dreißigjährige Krieg zurückgelassen hatte.
Das Ende von Lützel
Und wie erging es dem Mutterkloster Lützel? Die Französische Revolution brachte sein Ende.
Im Jahr 1789 wurden die Kirchengüter als Nationalgüter erklärt. Da das Flüßchen Lützel die Grenze
bildete, lag die Abtei auf französischem Boden, die Nebengebäude lagen auf Fürstbischöflichem
Gebiet. Die Grenze zwischen der Grafschaft Pfirt und dem Fürstbistum verlief durch die Klosterküche
und war durch ein Metallstück am Herd angezeigt. Das Kloster besaß noch 46 Mönche, die in
der Abtei bleiben wollten, als 1792 diese geschlossen wurde. Die Mönche wurden vertrieben, das
Mobiliar wurde versteigert. Bilder von Äbten und Heiligen wurden in einem im Hof entzündeten
Feuer verbrannt, um das getanzt wurde. Alles war verwüstet. Kurz nach 1800 wurde die Abteikirche
abgebrochen. Abteigebäude und Nebengebäude wurden verkauft; sie dienten verschiedenen
Zwecken, zeitweise befand sich darin eine Schmelze und Gießerei. Teile der Abteikirche wie Kanzel
, Hochaltar und Nebenaltäre, das Portal befinden sich heute in verschiedenen Orten des Elsaß.
Die Orgel ist teilweise in der Kirche von Ottmarsheim erhalten. Heute erinnert in Lützel nur noch
weniges an die ehemalige Abtei. Einige Nebengebäude stehen noch. Vor dem zweiten Weltkrieg haben
in Lützel — die Grenze führt durch die kleine Siedlung — Katharinenschwestern aus Basel eine
Haushaltungsschule und eine Pension eröffnet. Gegenüber diesem Heim weihte der Bischof von
Basel auf Schweizer Boden ein St. Bernhardus-Kirchlein.
1960 erwarb die Association »Jeunesse et famille« das Lützeler Gut, um im Fremden- und Gästehaus
ein Ferienheim einzurichten.
Literaturangaben über Lützel enthält das 56 Seiten umfassende Büchlein »Lützel - Notizen aus
der Geschichte der Abtei« von Paul Stinzi, der in gedrängter Form, aber dennoch umfassend über
Lützel berichtet. Diesem Büchlein sind im wesentlichen diese Anmerkungen entnommen.
Steuern und Lasten
Taufschilling, Totenplappert und der Große- und der Kleine Zehnte
Das von Burgvogt Johann Christoph Hoyer 1789 angefertigte Gefällbuch der Burg-
vogtei und Geistlichen Verwaltung Badenweiler mit Verwaltung Sulzburg enthält eine
genaue Beschreibung sämtlicher Zehnten »von Ort zu Ort«.
So steht unter den Hauptzehnten der große Frucht- und Weinzehnte im ganzen Müll-
heimer Bann zu 3/4 der Herrschaft oder der Geistlichen Verwaltung Badenweiler und zu
1/4 dem Bistum Constanz zu. Ausgenommen davon ist a) der sogenannte Mattenzehnte,
den die Geistliche Verwaltung in Früchten und Wein allein bezieht, b) ein in 18 Jucher-
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