http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0080
Auch fehlen nicht die Austernschalen, die auch andernorts den für die römische Oberschicht
charakteristischen Luxus augenfällig machen (Abb. 11). Jedenfalls fügt sich mit
diesen neuen Beobachtungen und Funden die Anlage von Grenzach (Carantiacum) gut
in das Bild der großen und reichen Römervillen des Hochrheintals.
Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß durch die bisherigen Grabungen
nur ein kleiner Ausschnitt des Ganzen erfaßt worden ist. Neben dem noch weitgehend
überdeckten Hauptgebäude und dem davorliegenden Badehaus gibt es mit Sicherheit
noch andere Bauten. In erster Linie ist an verschiedene Ökonomiegebäude zu denken
, aber auch ein Tempel gehört in der Regel zu einem solchen »Gehöft«, das von einer
niedrigen Umfassungsmauer (Abb. 1) begrenzt wird. Weiterer Forschungsarbeit sind allerdings
enge Grenzen gezogen, einmal durch die umgebenden Häuser und Gärten,
dann aber auch, weil zumindest für die nähere Zukunft keine akute Bedrohung der tief
verschütteten Ruinen erkennbar ist.
Noch sind allerdings die Grabungen nicht abgeschlossen, und über das weitere
Schicksal der Grenzacher »Römervilla« ist noch nicht entschieden. Bauherr und Gemeinde
, die mit großem Interesse und aktiver Anteilnahme die archäologischen Arbeiten
begleiten, sind sich allerdings jetzt schon mit dem Landesdenkmalamt einig, daß die
wertvolle antike Bausubstanz nicht zerstört werden darf. Ob die Möglichkeit besteht,
die ausgegrabenen Teile sichtbar zu erhalten, vielleicht sogar mit einem kleinen Museum
zu verbinden, wird in den nächsten Monaten zu klären sein. Neben viel Zustimmung zu
diesem Vorhaben gibt es auch Bedenken vor allem finanzieller Art, wie überall, wenn erkennbar
wird, daß auch Kultur ihren Preis hat. Es wäre zu wünschen, daß Bürger, Gemeinde
und Denkmalamt doch einen gemeinsamen Weg finden, dieses Kulturdenkmal
von besonderer Bedeutung zu erhalten und als Zeugnis der Orts- und Landesgeschichte
sichtbar und verständlich zu machen. Daraus könnte sich später, vielleicht noch vor Ablauf
weiterer 90 Jahre, auch ein Ansatzpunkt ergeben, die Erforschung und Restaurierung
dieser Villa fortzusetzen, die zu den größten und schönsten Anlagen ihrer Art und
ihrer Zeit im Hochrheintal gehört hat.
Sonderdruck aus »Denkmalpflege in Baden-Württemberg* 1/1984, Seiten 6-9
Anmerkung der Redaktion:
Inzwischen hat der Gemeinderat von Grenzach-Wyhlen dem Erwerb der etwa 6 Ar großen Fundstelle
zugestimmt. Damit wurde eine wichtige Voraussetzung für die sichtbare Erhaltung der freigelegten
römischen Mauern geschaffen.
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