http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0089
Städtische Sammlungen
1927 war der Bestand der Sammlung so angewachsen, daß eine weitere Betreuung,
Unterbringung mit Ausstellung die finanziellen Mittel der Ortsgruppe »Badische Heimat
« überstiegen, und man sich - auch im Interesse einer ständigen würdigen Unterbringung
- entschloß, die gesamten Bestände der Stadt Lörrach geschenkweise zu überlassen
mit der Auflage, für den weiteren Verbleib und die Fortführung der Sammlung Sorge zu
tragen. Für die zunächst noch benötigten Lagerräume in der Sparkasse wurde ein Mietvertrag
abgeschlossen, Ernst Schultz zum ersten Kustos berufen und ein jährlicher Betrag
von RM 2.300,- für Unterhaltung, Ausstellungen und Neuankäufe durch die Stadt
bewilligt.
Die Existenz eines Lörracher Museums legte den Gedanken nahe, eine fördernde und
mittragende Institution ins Leben zu rufen. So wurde 1928 der Museumsverein Lörrach
gegründet, in dessen Satzung der Punkt 1 lautet: »Der Museumsverein hat den Zweck,
die Interessen des Heimatmuseums Lörrach durch Sammlung von Kunstgut aus dem
Kreis Lörrach, sowie durch Erwerb aus Mitteln des Vereins zu fördern.«
Damit trat der Museumsverein praktisch an die Stelle der Ortsgruppe Lörrach »Badische
Heimat« und fühlte sich, wie § 8 der Satzung bestimmt, auch für eine geeignete
Aufstellung der Objekte in einem künftigen Museum mitverantwortlich. Einen leidenschaftlichen
Fürsprecher und Förderer des Museumsgedankens hatte der Museumsverein
auch in Denkmalpfleger Julius Wilhelm, dem vor allem der Aufbau der Sammlung
»religiöse Kunst« zu danken ist.
1931 konnte die Stadt Lörrach im Tauschverfahren das ehemalige Gebäude der mark-
gräflichen Hofküferei auf dem Burghof (damals Kasernenplatz) vom badischen Staat erwerben
in der Absicht, hier ein Heimatmuseum einzurichten. Die dort untergebrachten
Reichszollbeamten mußten ausziehen, und die 10 bisherigen Wohnräume wurden in
freiwilliger und kostenloser Arbeit durch verschiedene Handwerksbetriebe zu Ausstellungsräumen
und einem Bibliotheks- und Verwaltungszimmer hergerichtet.
Heimatmuseum Lörrach
Am 16. April 1932 - in einer Zeit schwerster wirtschaftlicher Not - konnte Oberbürgermeister
Dr. Graser in Anwesenheit zahlreicher Gäste das erste Museum der Stadt
Lörrach als ständige Einrichtung und mit geregelten Öffnungszeiten (jeden Mittwoch
und an zwei Sonntagen im Monat) der Öffentlichkeit übergeben. Schon kurze Zeit später
, als die Stadt zur 250. Wiederkehr der Stadtrechtsverleihung sich rüstete, leistete das
Heimatmuseum mit einer Sonderausstellung zur Stadtgeschichte einen bedeutenden
Beitrag zu zahlreichen Veranstaltungen und Feierlichkeiten. Wertvollster Zuwachs der
Sammlungen war damals die sog. Kellersammlung, 30 großformatige Portraits historischer
Persönlichkeiten, sowie die Sebastiansglocke von Haltingen (1570), die Ernst
Schultz im letzten Augenblick vor dem Einschmelzen retten konnte.
Ernst Schultz hatte schon als privater Sammler eine glückliche Hand, vieles vor dem
sicheren Untergang durch Gleichgültigkeit oder Unwissenheit zu bewahren, was nun
auch dem Museum in hohem Maße zugute kam, vor allem nachdem er 1935 seine gesamten
privaten Bestände in das Museum integrierte. Dazu gehören viele bibliophile Bände,
seltene Dokumentationen der Revolution von 1848, historische Landkarten, Autogra-
phen, Münzen und zahlreiches volkskundliches Gerät aus bäuerlicher und bürgerlicher
Kultur.
1936 wurde Schultz wegen seiner hohen Verdienste um die Einrichtung des Lörracher
Heimatmuseums und den ständigen Aufbau der Sammlungen zum Ehrenbürger der
Stadt ernannt. Bis in sein hohes Alter - er starb 1953 mit 92 Jahren - setzte er seine Sammeltätigkeit
und seine Bemühungen für das Museum fort.
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