http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0103
Haus Rudolf Dierenbach, Rathausgasse 7, Pfaffenweiler, Türsturz von 1739.
Foto: R. W. Brednich
lieh zu verfälschen, zu beschönigen, zu idealisieren. Das Leben auf dem Lande war niemals
idyllisch, deshalb muß auch ein Dorfmuseum der Versuchung widerstehen, das historische
Volksleben auf Idyllen zu reduzieren. Aber alle vom hohen Bildungsauftrag
des Museums in der heutigen Zeit Uberzeugten sind sich darin einig: Ein besseres Geschichtsbuch
als ein Museum gibt es nicht; für viele Menschen ist eine solche Einrichtung
überhaupt die einzige Geschichtsquelle, mit der sie konfrontiert werden können. So gilt
es zu erreichen, daß darin immer wieder neue und möglichst interessante Seiten aufgeschlagen
werden.
Ein solches Museum verstehen wir deshalb vor allem als Lernort, an dem wir etwas
über die Geschichte und Kultur derjenigen begreifen lernen, deren Hände Arbeit vor unserer
Zeit das ältere Dorfbild geprägt haben. In diesem Sinne ist ein Dorfmuseum etwas
anderes als ein 'dörflicher Musentempel' mit einer Ansammlung von Wertvollem und
Erlesenem, sondern ein Ort des Lernens, besonders auch für die Jugend, von der wir
hoffen, daß sie das Angebot, das hier gemacht ist, nutzen wird.
Darüber hinaus soll das Dorfmuseum Pfaffenweiler ein Ort werden, der zur Förderung
des lokalen Geschichtsbewußtseins beiträgt. Kritische Stimmen haben dem Dorf alter
Prägung sein baldiges Ende vorausgesagt. Was danach vom Dorf angesichts fortschreitender
Veränderungen und tiefgreifender Strukturwandlungen übrig bleibe, sei
das gesichts- und geschichtslose Einheitsdorf mit weißgestrichenen, öden Standardhäusern
. Von einer solchen erschreckenden Zukunftsvision sind wir im südlichen Breisgau
und im Markgräflerland Gott sei Dank noch weit entfernt. Trotzdem gilt es auch hier,
fernab nostalgischer Modetrends und kurzsichtiger Dorfverschönerung oder -Sanierung
die Werte der Vergangenheit zu erkennen und das, was uns an den gewachsenen Traditionen
bewahrenswert erscheint, zu schützen und zu pflegen. Wo dies in der Realität
nicht mehr möglich ist, kann das Museum als Ort des Bewahrens und der Vergegenwärtigung
der Tradition eintreten.
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