http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0105
Steinhauerei L. Schuble, Pfaffenweiler,
Aufnahme vom 6. Juni 1894 anläßlich des
»100jährigen« Musikfestes in Pfaffenweiler
Foto: R. W. Brednich
ten wurden in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts im Gefolge der allgemeinen Krise
des Natursteins aufgegeben.
Die meisten Brüche sind nach dem Zweiten Weltkrieg nach und nach in Mülldeponien
umgewandelt und zugeschüttet worden. Zwei der Brüche sind noch erhalten; sie werden
derzeit wieder zugänglich gemacht und durch einen Lehrpfad erschlossen.
Die ältesten Zeugnisse für die Verwendung der plattigen Lagen des dem Oberen Eozän
angehörigen tertiären Pfaffenweiler Kalksandsteins liefern Alemannengräber des 1.1
8. Jahrhunderts n. Chr. in Bollschweil, Ehrenstetten, Schmidhofen, Mengen u. a.4\ die
mit Deckplatten aus diesem Material versehen waren. Seit dem Spätmittelalter ist der
Abbau dieses Kalksandsteins in Pfaffenweiler durch Familien- und Flurnamen auch urkundlich
zu bezeugen. In einer Urkunde vom 23. 12. 1471 (Gemeinde-Archiv Pfaffenweiler
, Urkunde Nr. 9) werden die 'Steingruben' erstmals expressis verbis genannt. Seit
dem ausgehenden Mittelalter setzt sich in Pfaffenweiler und in den umliegenden Dörfern
die Steinbauweise durch. Der gelbliche Kalksandstein aus den Pfaffenweiler Brüchen ist
in der Rheinebene und in der Vorbergzone zwischen Freiburg und Staufen seitdem das
vorherrschende Baumaterial. Jahrhundertelang lebte das Steinhauerdorf Pfaffenweiler
von den reichen Einkünften aus den einheimischen Steingruben. Die 1575 in Ohlinsweiler
errichtete gotische Gemeindestube (heute Gasthaus 'Zur Stube') kündet von der
Wohlhabenheit des Dorfes zu einer Zeit, als Ohlinsweiler u. a. das Material für die Errichtung
der Kanzel und des Lettners im Freiburger Münster lieferte.
Im Laufe der Zeit siedelten sich in Pfaffenweiler neben den Steinhauern auch Steinmetzen
(Steinbildhauer) an. In der Barockzeit wurden Feld- und Wegkreuze sowie
Grenzsteine aus Kalksandstein zu einem der Hauptexportartikel des Pfaffenweiler Steinhandwerks
. Mehrere berühmte Bildhauer des Breisgaus wie Johann Christian Wenzingen
Anton Xaver Hauser und Johann Baptist Sellinger haben sich erfolgreich an dem
feinporigen und gut zu verarbeitenden Pfaffenweiler Kalksandstein versucht. Später sind
die Pfaffenweiler Steinmetzen als Hauptlieferanten von Grabsteinen bekannt geworden.
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