http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0113
diesen Steingruben gewonnene Buntsandstein eignete sich neben der Verwendung als
Mauerstein sehr gut zur Herstellung von Tür- und Fenstergewändern, Torbögen,
Brunnentrögen, Schleif- und Mahlsteinen, Grabplatten, Wappen- und Ziersteinen,
Ofenbänken (Kunst), Bodenplatten, Treppenstufen und vielem mehr.
Diese Werksteine sind im ganzen Markgräflerland zu finden. Auch für den Wiederaufbau
des Basler Münsters nach dem Erdbeben von 1356 haben die Steinbrüche von
Steinen große Bedeutung gehabt. Aus den Jahren 1388, 1460 und 1469 sind Käufe von
Steinerner Steingruben durch Basler Münsterbaumeister beurkundet, im Jahre 1500 regelt
der Steinerner Vogt Lienhart Roth Grenzunstimmigkeiten bei einer, der Basler
Münsterbauhütte gehörenden Steingrube. Karl Seith schreibt 1960 in einem Beitrag zur
Geschichte von Steinen: »Der Steinerner Bürger hat demnach schon das Recht das Basler
Münster mit besonderen Augen zu sehen«.
Der Transport des schweren Steinmaterials war damals mühsam, deshalb wurde das Material
meist von ortsansässigen Steinhauern und Steinmetzen bearbeitet, um nur die fertigen
Stücke transportieren zu müssen. Auch Steinmetze aus Basel waren hier tätig, so
wird um 1600 mehrmals »ein Steinmetz aus Basel« und »Peter Abraham der Steinmetz
aus Basel« als Pate erwähnt.
Neben den Gruben der Münsterbauhütte haben auch ortsansässige Bürger Steinbrüche
betrieben und das Material zu den erwähnten Werkstücken verarbeitet. Für die Herstellung
von Schleifsteinen haben einheimische Steinhauer sogar eine Art Monopolstellung
besessen, um 1470 durften die aus den Gruben der Münsterbauhütte gewonnenen
Steine nicht zu Schleifsteinen verarbeitet und verkauft werden, es sei denn zu deren eigenen
Gebrauch oder nach käuflicher Überlassung durch einheimische Handwerker.
Die Gewinnung und Verarbeitung des Buntsandsteins war lange Zeit für die Steinerner
Einwohner ein wichtiger Erwerbszweig. Der Beruf des Steinhauers hat sich hier bis in
die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts erhalten.
In Steinen lassen sich mehrere Steinhauer und Steinmetzgeschlechter nachweisen, die
diesen Beruf über viele Generationen ausübten:
Kübler 1585 bis ca. 1750
Hänßler 1600 bis ca. 1840
Pflüger 1750 bis ca. 1900
Ludin 1785 bis ca. 1920
Daneben sind einzelne Mitglieder der Steinerner Familien Hemer, Scherer, Schöpflin,
Suter, Rupp, Räch, Roßkopf, Rotzler, Dinkelmann, Strittmatter, Keßler, Volz u.a. als
Besitzer oder Betreiber von Steingruben, als Steinmetze oder Steinhauer, als Steinbrecher
und Steinhändler in der Zeit von 1388 bis in dieses Jahrhundert erwähnt. Oft wurde
der Beruf des Steinhauers oder Steinbrechers neben der Landwirtschaft, der Fischerei
oder dem Betrieb eines Gasthauses ausgeübt.
Die Steinmetzzeichen
Von reger Steinmetz- und Steinhauerarbeit zeugen gerade in Steinen und umliegenden
Ortschaften relativ viele noch vorhandene Steinmetzzeichen an Kirchen und alten Bürgerhäusern
. Da alle bisher aufgefundenen Zeichen mit Jahreszahlen versehen sind, läßt
sich ein zeitlicher Bereich ihrer häufigsten Anwendung zwischen 1560 und 1700 mit einem
Schwerpunkt um 1600 feststellen.
Vor, beziehungsweise nach diesem Zeitraum liegen bisher nur die Zeichen an den Kirchen
in Steinen und Schallbach.
Das älteste aller bisher gefundenen Zeichen befindet sich in der Sakristei der Steinerner
Kirche. Es ist mit der Jahreszahl 1406 versehen. Dieser Gebäudeteil ist ein Rest der 1741
abgebrochenen Vorgängerkirche.
111
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0113