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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 159
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Er ruft: 'Ei! welch ein seltner Fund!
O nie beschriebne Art!
Wie leuchten und wie blitzen
Am Haupt die goldnen Spitzen
Der Krone wunderzart!'

'Ach! wärst du mein. Wie fang' ich's an?' —
Er naht mit leichtem Fuß,
Er faßt sie an der Kehle
Und wirft mit roher Seele
Sie in den Spiritus.

O weh! du grundgelehrtes Haus,
Was hast du da gemacht?

Wie hast du doch dein Glück verscherzt,
Wie warst du doch so blind!
Ein Kuß auf Mund und Wangen,
Dich hätt' in Lieb' umfangen
Das schönste Königskind.

Aus der Gedichtreihe »Die Bäume«

Die Tanne

Ich trag' mein Haupt in scharfer Nadeln Schutz,

Mich däucht vergänglich Laub nur eitler Putz;

Ich mach' ein streng Gesicht, wenn längst der Lenz erwacht,

Doch grün' ich frisch und stark, wenn Schnee und Eis erkracht,

Dann rüttl' ich mein Gezweig in lust'gem Ubermut

Und schüttle meinen Schnee dem Jäger auf den Hut;

Er nimmt mich mit nach Haus zum frohen Weihnachtsfeste,

Und seinen Kindern bring' ich willig jetzt das Beste.

In heiterer Idylle und geschäftiger Tätigkeit überfällt Kußmaul 1853 eine langwierige
Krankheit: »Ich fühlte eine große Schwäche in beiden Beinen, konnte kaum darauf stehen
, sie waren wie gelähmt, die Füße taub, es stellten sich Wadenkrämpfe ein und gänzliche
Lähmung der Blase; offenbar litt ich an einer Entzündung des Rückenmarks oder
seiner Häute im untersten Teile des Wirbelkanals. Eine schreckliche Aussicht eröffnete
sich mir. Entweder stieg die Entzündung vom Lendenmark zum Halsmark aufwärts ...
oder sie machte tiefer unten halt, hinterließ eine Lähmung der unteren Körperhälfte und
machte mich wahrscheinlich zur Ausübung meines Berufs dauernd unfähig ...«. Ein herbeigerufener
Basler Freund behandelt ihn am Ort, Rheumatismus und Infektion werden
als Ursachen erkannt. Doch erst nach Monaten kann er das Bett verlassen. »Viele Jahre
hat es gedauert, bis ich mich von der Lähmung ganz erholte.« Nach seiner Genesung besucht
Kußmaul, noch nicht arbeitsfähig, Heidelberg. Per Zufall lernt er bei einem
Freund die Sauterschen Dorfschulmeistergedichte kennen (vgl. dazu des Verfassers Aufsatz
»Samuel Friedrich Sauter - Dorfschulmeister und Poet dazu«, in »Ekkhart 1981«).
»In den Gedichten entdeckte ich einen bisher ungehobenen Schatz einer eigenartigen
Poesie von ungewöhnlich komischer Kraft. Die Gedichte waren meist ganz ernst gemeint
... Seine poetische Ader glich den friedlichen Bächlein seiner stillen Kraichgauer

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