http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0183
Wie haue es Reich in seinem Widmungsvorwort formuliert? »Ist es ja nicht ausschließlich die Bedeutsamkeit
des Stoffs und die großartige Ausführung, wonach ein Bild geschätzt und beurtheilt zu
werden pflegt; auch in kleinerem Rahmen vermag treufleißige Liebe zum minder bedeutenden Gegenstande
etwas zu bieten, was Interesse und Theilnahme gewinnt, um so mehr, wenn in dem Gegebenen
manches, was der Erinnerung werth ist, festgehalten und Verwandtes, Heimathliches zur
Anschauung gebracht wird.«
Was aber wollten wir mehr?
Nachbemerkung:
Mit einem Vorwort von Eckart Ulmann wurde 1982 ein Nachdruck veranstaltet (Kehrer-Verlag,
Freiburg i. Br.), der auch die 7 getönten Lithographien von L. Reich (»mit der Feder auf Stein gezeichnet
von Johann Nepomuk Heinemann* - einem Schwager des Autors) möglichst originalgetreu
wiedergibt.
Franz Schneller, Brevier einer Landschaft. Mit Federzeichnungen von Johannes Thiel und einem
Vorwort von Helmut Bender. Freiburg (Kehrer Verlag) 1984, 220 S., gebunden DM 18,80.
Zu den in gewisser Weise schon klassisch gewordenen Landschaftsmonographien unserer engeren
und weiteren Umgegend, sagen wir des Badischen schlechthin, gehört neben Hausensteins »Badischer
Reise« und Schickeies »Himmlischer Landschaft« auch das erstmals anno 1947 erschienene
»Brevier einer Landschaft«. Obschon das Bändchen danach mehrfach wieder aufgelegt wurde, war
es nunmehr seit längerem vergriffen. Mit den der Neuauflage von 1957 erstmals beigegebenen
Zeichnungen von Johannes Thiel und einem Vorwort, das über den Verfasser und sein vielfältiges
Wirken berichtet, ist es nun wieder zu haben.
Die Freiburger behaupten, das Markgräfler Rebland beginne nahe ihrem Münster, im Colombi-
garten, und reiche bis zum nächsten Münster am Rheinknie, bis Basel. - Die Markgräfler selbst
zieht es stärker nach Basel, dem Geburtsort ihres Dichters ...« heißt es u. a. im Kapitel »Markgraf-
lerland«.
Vom Bodensee bis hinab nach Baden-Baden und Karlsruhe reichen die Schnellerschen Landschaftsschilderungen
, immer wieder mit persönlichem Erleben und auch mit genügend Anekdo-
tisch-Erzähltem untermischt. Daß der Band erstmals vor gut einer Generation erschien, läßt ihn
nicht verstauben, im Gegenteil, manches wird da gesagt, das schon wieder zur Dokumentation geworden
ist. Nicht, daß der Zeitgeist bzw. der Nachkriegsgeist deshalb darin kleinkariert regieren
würde. Schneller kann schreiben und kann plaudern (wie er es ehemals auch im Rundfunk tat), und
er vermeidet jede Langeweile und zu langatmige Poetik durch das geschickte Heranrücken neuer
Fakten und neuer Gesichtspunkte. Jahreszeitliches und Ortsgebundenes geben sich einen bunten
Reigen, der gleicherweise der Unterhaltung wie der Unterrichtung dient. Solche Bücher werden gebraucht
, sie präparieren und führen hin zur Aufgeschlossenheit gegenüber jeder Heimat- und Landeskunde
. Sie sind die Beviere, denen man sich gerne dann und wann einmal anvertraut, besonders
dann, wenn man seine Heimat darin im rechten Maß gewürdigt findet.
Helmut Bender
Adrien Finck und Maryse Staiber, Elsässer - Europäer - Pazifist - Studien zu Rene Schickele. Kehl,
Straßburg und Basel (Mörstadt) 1984. 280 S., mit 34 Abb. Kart. DM 48,-.
Mit 57 Jahren verstarb der am 4. August in Oberehnheim im Elsaß geborene Dichter am 31. Januar
1940 im französischen Vence. Sohn eines Elsässers und einer Französin, hatte Schickele in Straßburg
, München und Paris studiert, er bewährte sich als Zeitschrifteninitiator, Korrespondent deutscher
Zeitungen in Paris sowie als Redakteur der von ihm gegründeten »Weißen Blätter«, die zu einem
wichtigen Organ des eben aufgekommenen Expressionismus wurden. Die Zeit des Ersten
Weltkriegs verbrachte er als überzeugter Pazifist in der Schweiz, hernach übersiedelte er nach Badenweiler
, wo er einen großen Freundeskreis hatte, und 1932 sah er sich aus politischen Gründen
veranlaßt, nach Frankreich zurückzukehren.
Obschon Schickele und sein Werk eher einen internationalen Rang als nur regionale Bedeutung
innehat, fühlte er sich dem Oberland und speziell seiner zeitweiligen Wahlheimat Badenweiler verbunden
(»Himmlische Landschaft«). Berechtigterweise hat man nach dem Zweiten Weltkrieg eine
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