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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 183
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0185
spiel von St. Blasien), wie sehr die eben ihre frühen Stadien verlassende Industrie gefeiert wird (noch
vor den Gründerjahren!), was an Handel und Gewerbe besonders geschätzt wurde... Ein exakt
funktionierendes Register hilft beim Erschließen der einzelnen Regionen und Subregionen. Hübsch
machen sich die beigegebenen Inserate: zwar noch spärlich, aber auch satztechnisch und graphisch
aufschlußreich. Nachschlagen wie kapitelweise lesen bereitet ebenso Kurzweil wie mehrfachen Gewinn
. Und was die Diktion betrifft, so gibt sie sich - an den 115 Jahren die darüber verstrichen sind
— verhältnismäßig modern (auch der damals ja nicht ohne weiters übliche Antiquasatz trägt hierzu
bei). Immer wieder ist man erstaunt, was der Verf. alles in sein Oeuvre mit hereinnahm. Persönliches
, jedoch sachlich genug geboten, stört dann und wann in keiner Weise, im Gegenteil, es belebt
und koloriert das zugleich referierend wie erzählend flüssig Gesagte und anschaulich Umrissene.
Vielleicht best sich manches sogar noch interessanter als es sich damals las!

Helmut Bender

Ingeborg Hecht, Als unsichtbare Mauern wuchsen. - Eine deutsche Familie unter den Nürnberger
Rassengesetzen. Mit einem Vorwort von Ralph Giordano. Hamburg (Hoffmann & Campe) 1984.

160 S., geb. DM 24,-.

Hier ist das Buch einer bewährten Mitarbeiterin anzuzeigen, obschon es keine landeskundlichen
Forschungen und Aussagen zum Thema hat und unsere Region nur insofern berührt, als Staufen
und Badenweiler und überhaupt unsere engere und weitere Umgebung gewissermaßen zur späten
Zuflucht in den Jahren der Bedrohung wurden. Als Tochter eines angesehenen jüdischen Vaters und
Hamburger Anwaltes sowie einer arischen Offizierstochter 1921 geboren, galt die Autorin nach den
Nürnberger Gesetzen als Mischling 1. Grades. Was das bedeutete und für unmenschliche Folgen
für sie hatte (von den Schicksalen ihrer Familie und der meisten ihrer Freunde und Freundinnen
ganz zu schweigen!), wird hier in autobiographisch möglichst realistisch-exakter Sicht dargestellt.
Ob daraus Zeitgeschichte oder schon Historie wurde, bleibe dahingestellt. Der eher skizzierende
als alles detaillierende Band wurde nach mehr als 40 Jahren letztlich »sine ira et studio« niedergeschrieben
: weder romanhaft noch als tragische Dichtung, vielmehr in erster Linie der Sache, der
Dokumentation willen für die Nachlebenden - weniger für die Zeitgenossen als für die heutige Jugend
. Keine bloße Schwarz-Weiß-Malerei, auch keine vordergründige Antinaziliteratur - vielmehr
eine Chronik des Uberlebens, eine Art Rechenschaft, weniger zunächst den andern als sich selbst
und ihren Mitleidengenossen gegenüber. Wobei man nach der Lektüre vergebens das Fazit zu ziehen
versucht, ob das Allgemeingeschehen (was sich vor allem in den bewußt und geschickt eingestreuten
Paragraphen und »Sonderrechts für die Juden im NS-Staat« widerspiegelt) oder die persönlichen
Schicksale, Zufälle und Fügungen einen im nachhinein mehr zusetzen. Was schließlich den
Tenor des Ganzen angeht, so gibt er sich — ebenso wie die grundsätzliche Diktion — mitunter geradezu
alltäglich, um nicht zu sagen, gelassen oder gar selbstverständlich. Das eben könnte dafür bürgen
, daß die Autorin vorweg die ihr zeitlich nachfolgende Generation anzusprechen vermag. Ihretwegen
und um des Geschehens willen darf auch unser Rezensionsteil an dieser ungewöhnlichen Publikation
nicht vorbeigehen. Helmut Bender

Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Württemberg und Baden 1848 —1949. Ausgewählt
und bearbeitet von Peter Scherer und Peter Schaaf. Nachwort von Franz Steinkühler. Stuttgart
(Theiss) 1984. 724 Text 4- 36 Abb. S. auf Tafeln. Geb. mit Schutzumschlag DM 59,-.

Die Hrsg. (von der IG Metall) bemerken in ihrem gemeinsamen Vorwort, daß die Arbeiterbewegung
»eines Tages ihre Geschichte schreiben wird«, bis dahin jedoch tut eine breitangelegte Dokumentation
dieses Genres bitter not. Das klingt vernünftig und ist es auch, und Parallelen in Literatur
und Kunst gibt es bereits zur Genüge. — Ernst Eisenmann begründet in seinem Geleitwort sowohl
die zeitliche Begrenzung als auch die topograpischen Schwerpunkte: in Stuttgart tagte 1849 »bis zu
ihrer Auflösung die deutsche Nationalversammlung« und »von 1891 bis 1930 war Stuttgart der Sitz
des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes«; 1949 kam es dann zur Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes
, und »Bis in die 50er Jahre hinein war die Zeit nicht dazu angetan, Urkunden zu
sammeln. Viele wollten lieber vergessen als erinnert werden...«. Ergänzend dazu Steinkühler: »Gewerkschafter
haben in der langen Geschichte ihres Kampfes den Blick stets nach vorn gerichtet...«.
Das alles klingt vernünftig, und eben deshalb fragt man sich dann auch, weshalb im folgenden so
starke Kampf akzente gesetzt werden müssen, etwa dahinaus: »Wenn unsere Jugend an den Schulen
mehr über die Staufer und die preußischen Junker erfährt als über die Arbeiterbewegung, dann hat

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