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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 2.1984
Seite: 187
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1984-02/0189
Hans Konrad Schneider und Fritz Röhrl: »Zauberisches Dreisamtal*. 272 Seiten, 1983. Verlag Karl

Schillinger, Freiburg. DM 59,-.

Wir sind gewöhnt, gute Ortschroniken vorgelegt zu bekommen aus dem Musterländle, nicht selten
sind wir sogar, was die Qualität angeht, verwöhnt. Dennoch erscheint hin und wieder Außergewöhnliches
: So das »Zauberische Dreisamtal — Lieblingstal im Schwarzwald«. Großzügig in Format
und Umfang, nimmt man den Band schon gern zur Hand, wird sofort auf den kleinen Roßkopf
geführt, um mit einem Blick das ganze Dreisamtal einzufangen, das da wie ein Park zwischen Wiesen
und Wäldern, zwischen Hügeln, Bergen und Tälern hegt. Und dann lernt man auf eine ungewöhnlich
unterhaltende Weise die Geschichte dieses »Zartener Beckens« kennen, von den Höhenzügen
bei St. Märgen bis hinab nach Freiburg. Was wird da alles ans Licht gezogen zwischen »Unserem
Ehemals und Jetzt«, seit den Zeiten des »Rätsels Tarodunum«, der Zähringer, der Österreicher,
der Kriege bis hin zur Gründung Badens; was erfährt man alles über »Ritter und Ruinen«, über Klöster
und Residenzen; was über hübsche und bunte Details des »Brauchtums zwischen Tracht und
Jeans«. Wer alles ist hier gewesen im Laufe der Zeiten, etwa Goethe »Mit Schlossers und den Mädeln
« , auch Archivrat Josef Baader, der im vergangenen Jahrhundert sein Treisamthai — das Paradies
im Himmelreich - pries; wer alles hat die Landschaft in Kupfer gestochen, in Aquarellen, in Gemälden
oder Lithographien für uns erhalten, vom ländlichen Idyll bis zu den Heerzügen durch die
Schluchten des Höllentals; wo überall konnten sie beten, die Wandernden und Wallfahrenden, in
kleinen Kapellen und großen Kirchen, vor Wegkreuzen und »Herrgottsecks«. In der »großen Akademie
Natur« hat der Autor studiert: Geologie, Tier- und Pflanzenkunde, die Geschichte der Berge
und der Gewässer. Was er und der Fotograf erfahren, erwandert haben, in den Archiven gefunden
und selbst erlebt, geben sie weiter an die Leser in einem Bilderbogen, den man kaum aus der Hand
legen kann. Oft machen Zitate kundiger Altvorderen die Lektüre auch zum literaturgeschichtlichen
Vergnügen. Wer dieses Tal nur als »verkehrstechnische Katastrophe« im Sinn hat, muß, nein darf
umdenken. Ingeborg Hecht

»Chronik von Betschmen, 1784-1984*, hgg. im Eigenverlag vom Heimatausschuß Betschmen. Redaktion
und zahlreiche Beiträge von Christian Andreas Sorg, Lörrach-Brombach.

Der Untertitel dieses beispielhaften Werkes lautet »Die Deutschen aus Betschmen-Syrmien,
Chronik einer 200jährigen Wanderung 1784 - 1984.« Es beschreibt also nicht nur die Zuwanderer
meist pfälzischer Herkunft und die dort entstandene deutsche Gemeinde, sondern auch die Vertreibung
bzw. Flucht im Jahre 1944, samt deren Zielen.

Der Verfasser gibt, unterstützt von zwei Heimatausschüssen, zunächst einen Rückblick auf die
Verhältnisse in der Pfalz, die um 1784 zur Auswanderung nach Syrmien, der Landschaft westlich
von Belgrad und nahe der damaligen »Militärgrenze«, geführt haben. Hierbei hält man sich an Historiker
und Schriftsteller, die darüber früher schon geschrieben haben (Ernst Christmann, Johann
Eimann, Leopold Reitz u.a.). Das Leben an der Mihtärgrenze wird geschildert, die Ansiedlung, die
Unterschiede in Leben und Wirtschaft der verschiedenen Volksgruppen von Serben, Kroaten,
Madjaren und natürlich der Deutschen. Vor allem erfahren wir Näheres über Geographie und Geschichte
dieses Siedlungsraumes Syrmien. So wird versucht, den Ortsnamen Betschmen sprachlich
zu erklären, was mit einiger Sicherheit nicht möglich zu sein scheint. Es folgen Kapitel über die Ansiedlung
selbst, die Bildung einer Gemeinde evangelisch-reformierten Charakters, über dortige
Flurnamen, über die Volksschule und über die Verhältnisse z. Zt. des Königreichs Serbien, des 1.
Weltkriegs und nach 1918.

Von besonderem Interesse sind natürlich die Zusammenstellungen der Familien und Sippen und
der ausgeübten Berufe in Handwerk und Gewerbe. Wir erhalten dabei ein Bild der ganzen deutschen
Bevölkerung des Orts und der Größe der Haushalte sogar nach Straßenzügen, so daß wir für
1944 die Einwohnerzahl von 762 Bürgern vor uns haben. Danach werden verschiedene Fluchtwege,
Rückwanderungen nach Österreich und in die Bundesrepublik, die Zerstreuung in andere europäische
Länder und neue Auswanderungen nach Ubersee geschildert, meist von den Betroffenen oder
einem Initianten selbst.

Breiter Raum ist über etwa Zweidrittel des Buches der Dokumentation über das Leben der Bevölkerung
des deutschen Betschmen gewidmet. Sie beginnt mit Uberheferungen aus Sitte, Brauchtum
und Sprache, der Haus- und Ubernamen und berichtet von der Herkunft jeder einzelnen Familie.
Besonders bewegend und beeindruckend ist schließlich das Familienregister bis zu der Generation,
die die Flucht bzw. Venreibung erlitten hat. Es ist das Dokument des Zusammenhalts einer Dorfgemeinschaft
, die heute in alle Welt zerstreut ist und sich doch in diesem Buch wieder zusammenge-

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