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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 40
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0042
Es sei noch erwähnt, daß auch die oberen Schulklassen der Hinrichtung beiwohnten
und dem Verurteilten das Lied gesungen haben: »Alle Menschen müssen sterben.«

Als bemerkenswert erwähnt der Chronist, daß Frank, der eine gewisse Art von Sehergabe
besaß, dem Willin schon einige Jahre zuvor, als dieser ihn im Streit »Schinder«
nannte, zurief: »Nimm dich in acht vor dem Schinder! Du kommst noch unter sein
Schwert!«

Aus den Akten des Großherzoglich Badischen Amtsrevisoriats, Notariatsbezirk
Müllheim, erfahren wir anläßlich der Erbteilung auf Ableben des Georg Adolf Frank,
Näheres über den Scharfrichter und Wasenmeister von Vögisheim. Georg Adolf Frank
ist am 29. September 1776 geboren und am 16. Februar 185 8, also im Alter von 82 Jahren
gestorben. Er hatte fünf Kinder, das älteste war in Müllheim geboren. Eine Tochter, Anna
Maria, war mit einem Bürger und Schuhmacher in Mülhausen verheiratet.

Nach einem Kaufbrief vom Jahr 1803 hatte der Nachrichter Georg Adolf Frank in
Müllheim von drei Müllheimer Bürgern ein Anwesen gekauft, das diese von einem Martin
Kaltenbach von Vögisheim bei einer Versteigerung gekauft hatten. Das Anwesen bestand
aus »Behausung, Scheuer, Stallung, Hofraite«. Preis 700 Gulden, zahlbar in drei
Teilen je auf 1803, 1804, 1805 auf Martini. Frank hatte nach den vorliegenden etwa 30
Kaufbriefen während seiner Zeit in Vögisheim Feld und Reben für insgesamt etwa 1 800
Gulden gekauft.

Nach seinem Tod wurde der Wasenmeistereidienst zur Versteigerung ausgeschrieben:
»Auf Antrag und mit lehensherrlicher Genehmigung wird das zur Verlassenschaftsmasse
des Nachrichters Frank gehörige Wasenmeisterei-Erblehen, bestehend in dem Nachrichter
- und Wasenmeisterdienst sämtlicher Orte des Amtsbezirks Müllheim und einiger
Orte des Amts Schopfheim im Gasthaus zur »Krone« in Vögisheim öffentlich versteigert
.« (ungefähre Abschrift)

Die Bekanntmachung geschah durch Ausschellen in Müllheim und in Vögisheim, durch
die »Karlsruher Zeitung« und die »Freiburger Zeitung«. Franks Tochter Dorothea und
ihr Mann Wilhelm Zimmermann steigerten das Erblehen, doch erhielten sie die Genehmigung
durch die Kreisregierung nicht, weil die erforderlichen Eigenschaften fehlten.
Eine nochmalige Versteigerung wurde angeordnet. Darauf übernahm Tierarzt Bär aus
Müllheim im Jahr 1859 das Wasenmeisterei-Erblehen von den Erben Franks für 900
Gulden.

Adolf Frank war ein »echter Nachkomme der alten Meister von Haagen«. Wo sein
Richtschwert hingekommen ist, konnte ich bisher nicht feststellen. Fritz Wolfberger,
der, wie erwähnt, eine Schilderung der Vorkommnisse gegeben hat, die zur letzten Hinrichtung
in Müllheim geführt haben, erwähnte am Schluß seines Berichts, daß Franks
Richtschwert sich im Historischen Museum in der ehemaligen Barfüsserkirche am Bar-
füsserplatz in Basel befinde. Dies bestätigte sich bei meinen Nachforschungen nicht. Auf
Franks Richtschwert war der Spruch eingraviert: »Wer sich übt in der Tugend wohl, das
Richtschwert ihn nicht treffen soll«. Auf meine Anfrage beim Historischen Museum in
Basel, das in jüngster Zeit neu ausgerichtet worden ist, erhielt ich von Dr. A. Furger-
Gunti, der seit März 1981 für die Waffensammlung im Historischen Museum verantwortlich
ist, die Nachricht, daß Franks Richtschwert im Katalog nicht verzeichnet sei
und sich kein Richtschwert mit dem Spruch »Wer sich ...« im Museum befinde. Frank
hatte meherere Nachfahren, so daß das Schwert bei einem derselben sein oder von diesem
weitergegeben worden sein könnte.

Der in dem vorstehenden Beitrag erwähnte Georg Adolf Heidenreich war der Erbauer
der Alten Post (heute Eurohotel »Alte Post«) in Müllheim und der erste Posthalter und
Gastwirt auf der »Alten Post«.

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