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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 56
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0058
Über Garderobe, Bett- und Schreinwerk, Hausrat
Vom Kölschene Pfulbenziechen bis zum Rattensieb und Feuereimer

Wie bescheiden sich unsere Vorfahren gekleidet haben, wie klein die »Aussteuer« an
Bettwäsche und wie Küchengeschirr und Mobiliar auf das Nötigste beschränkt gewesen
ist, läßt sich nach genauen Aufzeichnungen bei Erbfällen feststellen. Aus den gleichen
Anlässen gewinnen wir auch Einblick in den vorhanden gewesenen Hausrat, das Faß-
und Bandgeschirr, das Fuhr- und Bauerngeschirr, sowie erhalten wir Auskunft über die
Flurnamen an Hand der Liegenschaftsverzeichnisse. Auffallend bei der Aufzählung der
Kleider, sowohl bei Männer- wie Weiberkleidern, ist die hohe Zahl an Hemden - im
Durchschnitt 25 bis 40, während der Mann es nur auf 5 Paar Strümpfe brachte und die
Frau immerhin 9 Paar Strümpfe besaß.

Ein »Inventarium« anläßlich eines im Jahr 1799 eingetretenen Erbfalles des Kristian
Friedrich Gebhard, Bürgers und ehemaligen Weißgerbers, gibt uns ein anschauliches
Bild von den Besitzverhältnissen vom Nastuch (Taschentuch) bis zum Eigentum an Feld
und Reben. Da werden aufgeführt an Manns-Kleidern: »1 blau tuchener Rock nebst einem
dergleichen Kamisol (früher Unterjacke, Weste, meist mit Verzierung) 1 grautuche-
ner Rock und ein dergleichen Kamisol, 2 Paar lederne Hosen, 2 Hüt, 2 seidene Halstücher
, 2 Paar wollene Strümpf, 3 Paar Sommerstrümpf, 3 Paar Schuh, 40 noch ziemlich
gute Hemden ä 1 Gulden 30 Kreuzer = 60,- Gulden, 1 Mantel, 4 Nastücher«. An Weiber
-Kleidern: »Ein schwarz halbleinener Rock, 1 seidenes Halstuch, 1 halbseidenes
Halstuch, 1 schwarz floretseidenes Halstuch, 1 Pelz, 1 Paar Kamelotten-Ermel (Ärmel).
Der eigentliche Kamelot ist aus Kammwollgarn gewebt, auch aus Haaren der Kämel-
Ziege, 1 Paar geringere Kamelotten-Ermel, 1 Brusttuch, 1 braun wollenes Fürtuch
(Schürze), 1 schwarz geringeres Fürtuch, 1 schwarze Kappen, 26 Hemden ä 1,30 = 36,8
Gulden, 8 Paar baumwollene Strümpf, 1 Paar leinene Strümpf«.

An Bettwerk und Leinwand werden verzeichnet: »1 trillchen Deckbett selbst gewebt
(wie Inlet, Köpergewebe), 2 barchete Pfulben (Kopfkissen aus Baumwollflanell), 2 leinene
Pfulben, 3 Schulter-Küsse (Kissen), 2 Spreuer-Säck, 5 Kölschene Deckbettziechen
(Deckbettüberzüge aus gewürfeltem Baumwollstoff), 4 weiße Deckbettziechen, 2 zök-
kene Deckbettziechen (grobleinen gesponnenes, Abfall von reinem Leinen, mit Noppen
, Knoten), 4 kölschene Pfulbenziechen (Kissenbezüge), 7 leinene Pfulbenziechen, 4
reistene (feiner gesponnenes) Leintücher, 7 zöckene Leintücher, 1 ganzrauristenes
Tischtuch (ungebleichtes, rauristenes = Riste = Faserbündel von Flachs), 4 reistene
Tischtücher (Gewebe, das in sich ein Muster trägt), 4 zöckene Tischtücher, 6 reistene
Handzweien (Handtücher, die gewöhnlich hinter der Stubentür aufgehängt waren), 19
zöckene Handzwehlen, 3 reistene Zainentüchle (Tüchlein für einen Korb mit zwei
Handhebene, Henkel, Griffen), 40 Ellen reistenes Tuch, 4 neue Fruchtsäck, 3 alte
Fruchtsäck«.

Maß- und Kupfergeschirr: »1 Brennofen samt Zugehörte (Zubehör), 2 Bauch-Kessel
(Wasch-Kessel. In dem Kessel wird die Wäsche in einer Lauge aus Buchenholz-Asche
eingeweicht. Asche war früher das Waschmittel), 1 Gätze (Schöpfkelle)«.

Zinn- und Blechgeschirr: »1 zinnerne Schüssel, 1 zinnerne Platte, 3 zinnerne Teller, 1
zinnerne Schüssel, 3 Maas Kannten (Kannen), 1 1/2 mäßige Kanten, 2 blecherne Schop-
pen-geschirr, 1 Maas Flaschen, 1 Trechterle (Trichter)«.

Schreinwerk: »1 nußbaumener Kasten, 1 neuerer Kasten, 1 tannener Kasten, 1 tanne-
nes Stubenkänsterle, 1 tannenes Milchkänsterle, 1 tannenes Küchenkänsterle (Känsterle
= Schränkchen), 1 tannener Trog, 1 kleiner Trog, 1 eichener Tisch, 1 kirschbaumener älterer
Tisch, 3 lange Stühl, 3 Lehn-Stühl, 3 tannene Bettladen, 1 nußbaumene Bettlade, 1
tannene Kinder-Wiege, 1 einschläfrig Bettlädle, 2 Backmulden«.

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