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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 115
(PDF, 34 MB)
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sen, die ihr Hab und Gut in Sicherheit brachten. Sie suchten hier Asyl und zugleich - an
der Grenze - eine Basis zum Sturz des neuen Systems.

Da sie reich waren und viel Geld ins Land brachten, waren sie anfangs gut gelitten. Als
jedoch ihre Pläne zum Sturz der Nationalversammlung bekannt wurden, wandte sich
das Blatt. Weite Teile der Bevölkerung sympathisierten mit den demokratischen Revolutionären
und sahen darum in den französischen Aristokraten Verräter. Der Röttier
Landvogt Rheinhardt wandte sich darum des öfteren an die großherzogliche Regierung
in Karlsruhe mit der dringenden Bitte, diese Landplage auszuweisen. Da unter diesen
Flüchtlingen viele aus dem höchsten Adel waren -z.B. der Prinz von Conde, der Graf
von Artois und der Vicomte von Mirabeau -, zögerte der Markgraf recht lange, und es
währte fast ein halbes Jahr, bis sie gezwungen wurden, das Land am Oberrhein zu verlassen
.

Von Basel aus wurden zwischenzeitlich intensiv die Ideen der Revolution verbreitet.
Führender Kopf unter den deutschen Jakobinern war Georg Friedrich List, ein Durlacher
Kaufmann, der es als Autodidakt zum kurpfälzischen Finanzkammerrat brachte
und der als Republikaner und Demokrat 1787 in die Schweiz floh. Von dort aus entwik-
kelte er Pläne zur Revolutionierung Süddeutschlands. Zu seinem Kreise gehörten die bereits
genannten Ernst Jägerschmitt und der Pfarrer Wix; dazu stießen der Vogt von Britzingen
, die Vögte von Mappach und Efringen und die fürstlichen Beamten Ludwig und
Muser.

Sie waren keine Landesverräter, trotz der engen Zusammenarbeit mit Frankreich. Sie
wollten Rechte und Freiheiten, politisch, bürgerlich, geistig und wirtschaftlich.

Das geht aus einer Flugschrift hervor, die um 1792 im St. Blasischen Räume verbreitet
wurde. In ihr widerspiegeln sich Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und die Forderung
nach allgemeinen Menschenrechten. Und die Revolutionäre verbanden sich mit Frankreich
, weil das deutsche Bürgertum allein zu schwach war. Der Umsturz wurde darum in
Verbindung mit dem französischen Einmarsch geplant. Deutschland sollte aber damit
nicht annektiertes Land werden, sondern seine Unabhängigkeit bewahren.

Deutlich wird dies aus der Bevollmächtigungsurkunde, die das Direktorium dem
Marquis von Poterat ausstellte. Poterat wirkte als Agent und Verbindungsmann in Basel.
Das Dokument liegt heute im GLA in Karlsruhe. Hier heißt es:

»Das vollziehende Direktorium bevollmächtigt den Bürger Poterat, denen Einwohnern
des Markgraftums Baden, des Breisgaus und jeder anderen Gegend
Deutschlands, welche ihre Unabhängigkeit sich zu verschaffen wünschen, in seinem
Namen den mächtigsten Beistand der fränkischen Republik zu versprechen,
damit dieses glorreiche Unternehmen gelingen könnte.

Der Bürger Poterat wird angewiesen, sich zur Ausführung dieser Sache mit
dem Hauptgeneral Moreau und General Laborde, der am Rhein kommandiert,
zu besprechen. Das Direktorium wird sie vorläufig benachrichtigen, daß es sein
Wille ist, daß die Volksbewegung auf dem rechten Rheinufer durch die fränkischen
Truppen unterstützt werde, und er gibt den deutschen Volksfreunden die
feierliche Zusage, daß sie von den Franken, ihren Brüdern, niemals nichts für ihre
Freiheit zu befürchten, wohl aber alle Unterstützung und Beistand zu gewärtigen
haben.«

Man kann in dieser Urkunde fast einen Vertrag herauslesen zwischen Frankreich und
dem revolutionären Entwicklungsland Deutschland. Außenminister Delacroix gab Poterat
den schriftlichen Auftrag, in Süddeutschland eine Republik zu errichten, National -

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