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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 118
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0120
wird deutlich aus einem Brief Jägerschmitts an Hofrat Hugo in Lörrach. Hugo sollte ihn
verhaften und wandte sich darum an Jägerschmitts Arbeitgeber in Basel. Jägerschmitt
schreibt ihm:

»Ein Menschenfreund ist derjenige, dessen edles Gefühl das allgemeine Wohl
dem Privatinteresse eines einzigen, einer Familie oder mehrerer Familien vorzieht
und auf alle Weise unterstützt.

Wenn diese Definition richtig ist, dann sehe ich nicht ein, warum ein Durlachi-
sches Landeskind das Wohl seines Geburtslandes nicht wünschen sollte, vielmehr
erkenne ich, daß es seine Pflicht sei, eben diese Wohlfahrt nach allen Kräften
und Talenten suchen zu befördern.

Herr Hofrat, Sie haben nach meinem Leben getrachtet. Da ich aber ein echter
Menschenfreund bin, ist schon lange alles vergessen; alles verziehen, und zur
Strafe wünsche ich, daß es Ihnen wohl ergehen möge.«
Jägerschmitt lud den Lörracher Hof rat sogar zur Diskussion ins neutrale Basel ein!
Hofrat Hugo stellte Ermittlungen über das Ausmaß der Verschwörung im Oberland
an. Er erfuhr Besorgniserregendes und eine Reihe von Namen Unzufriedener: Muser
aus Auggen, Grether aus Mappach, Tanner aus Tannenkirchen. Ihr Treffpunkt war beim
Basler Schwanenwirt. Als in Basel der Freiheitsbaum errichtet wurde, fanden sich zwar
nach Ermittlungen Hugos

»aus allen anstoßenden Ländern mehr Leute als aus dem hiesigen Oberamte ein,
aus dem nur 80-100 Köpfe, groß und klein, gegenwärtig gewesen, und doch sollen
schon über 1000 Kokarden von Einwohnern des Oberamtes Rötteln erkauft
worden sein.«

Diese Kokarde war hier wie in Mainz das Zeichen der Verschwörer, das Signet der Revolution
.

Hofrat Hugo erfuhr auch die Gründe für das Brodeln und Gären im badischen Oberland
. So forderten z. B. die Einwohner des Röttier Oberamts

- Erleichterung bei den Abgaben

- Abschaffung des Kelterweins

- Herstellung der alten Landstände

- Auszahlung des Kriegsfrohngeldes.

Es waren also politische und soziale Forderungen.

Lörrachs Bürgermeister ergriff die Initiative und lud die Stabhalter der umliegenden
Ortschaften ein. Sie beschlossen, ihren Pflichten und dem Fürsten treu zu bleiben und
Aufwiegelungstendenzen entgegenzutreten, allerdings in der Hoffnung, daß der Markgraf
die - z.T. berechtigten - Beschwerden untersuchen lassen wird.

Der Geheime Rat entsandte eine Untersuchungskommission ins Oberland, denn die
Regierung in Karlsruhe war aufgeschreckt. Es wurde nun an Ort und Stelle untersucht,
»wer niedrige Staatsgesinnung hege oder verbreite, wer geheime, verdächtige
Verbindungen unterhalte, und wer sich pflichtwidrige, staatsgefährliche Handlungen
zuschulden kommen lasse.«
Dazu kam die Aufgabe, Bittschriften und Beschwerden anzunehmen, Klagen über
schlechte Verwaltung sofort zu prüfen und ihre Ursachen abzustellen.
Im Kommissionsbericht wurde festgestellt, daß

»zufolge allen Anschein nach ein großer Teil der Einwohner des hiesigen Oberamts
nur auf einen günstigen Augenblick und auf zugesicherte Hilfe ihrer Nachbarn
wartete, um seine auf Veränderung ihrer Landesverfassung und Befreiung
von ihren Abgaben zielenden Absichten mit Gewalt durchzusetzen, daß manche
Landleute ihre Absichten durch den Schein der Zufriedenheit zu verbergen su-

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