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und als ein Geschäfte angepriesen, welches neben dem Feldbau getrieben werden könne,
mehrere Familien nach Maßgabe ihres Fleißes ein sicheres Einkommen und den beträchtlichen
Vorteil verschaffe, daß die Kinder des armen Landmannes schon frühe zur
Arbeit gewöhnet werden, daß dabei auch alte und kränkliche Personen ein, ihren Kräften
angemessenes Geschäfte bekommen, welches sie ernährt und dem Lande nützlich
oder weniger lästig [!] mache ...«. Galler berichtet davon, wie vorzugsweise in den entlegeneren
Waldorten »schon im Jahre 1777 das Spinnen eingeführt« worden sei. Ferner erwähnt
er die bereits 1753 in Lörrach begründete Indienne-Fabrik von Küpfer: »immer
noch in gutem Stande und beschäftigte das ganze Jahr hindurch 200 - 300 Hände ...«.
Ausführüch referiert er über die damit verbundenen Positivseiten und das diesbezüglich
bestätigte und erneuerte Privileg von 1773, demzufolge auch Unternehmer und Beschäftigte
mit allerlei Vergünstigungen von der Regierungsseite her zu rechnen hatten (wir
wissen, daß dem badischen Staat bzw. seinem Markgrafen Karl Friedrich sehr viel an seinen
merkantilistischen und physiokratischen Wirtschaftstheorien und deren Verwirklichungen
gelegen hat!).
Galler schildert danach noch die Gewässer mit Lachs- und Fischfang, aber auch mit
ihrem Nutzen als Energiequelle der Frühindustrie, er Schilden auch die Anwendung
einiger mineralischer Quellen (»Riedlingen, Hauingen und Fischingen sind wirkliche
Gesundheitsbrunnen«), und er gibt abschließend Münzen- und Maßangaben (etwa: »In
dem Oberamt Rötteln ist durchgehends die Basler Währung üblich; nach dieser hat der
Gulden 25 Schilling oder 15 Batzen,' das Pfund 20 Schilling oder 12 Batzen; der Batzen 4
Kreuzer oder 10 Rappen; der Schilling 12 Pfennig oder 6 Rappen; der Kreuzer 5 Pfennig
oder 2 V2 Rappen; der Pfennig einen halben Rappen oder, nach dortiger Landessprache,
1 Hälbling«); das Feldmaß errechnet sich in der Juchert-Einheit: aufbauend 12 Zoll
gleich ein Schuh, 12 Schuh gleich eine Rute, ein Vierteljuchert gleich 72 Quadratruten
(der badische Schuh oder Fuß zu 30 cm).
Schließlich berichtet von Galler von der »Fortsetzung meines Reisejournals«. Nach
der Besichtigung der Indiennefabrik wird er vom Landvogt zu einem Mittagessen eingeladen
(diesem hatte er ein Empfehlungsschreiben des Herrn Kammerpräsidenten von
Gayling aus Karlsruhe überbracht), nachmittags fährt man nach Grenzach, wo man einige
Seidenweber besucht, die für schweizerische Unternehmen bzw. Aufträge arbeiten.
Und am folgenden Morgen, den 21. September, besucht man Tüllingen, »welches auf einer
Anhöhe liegt«, von wo aus man westwärts die Hüninger Festungsanlagen sowie Teile
des Elsasses und des Schweizer Jura sehen kann. Basel wird am darauffolgenden Tag besucht
, jedoch ein offizieller Bericht davon nicht gegeben (Galler war im »Gasthofe der
drei Könige« abgestiegen und hat u. a. auf Empfehlung Schlossers in Emmendingen eine
»Buchstaben-Gießerei« besichtigt, auch stattete er dem »sogenannten Markgräfler Hof«
einen Besuch ab, hatte allerdings das Pech, den Aufseher nicht anzutreffen, so daß er das
Haus nur von außen bestaunen konnte; sodann besichtigte er Bibliothek und Münster,
jedoch alles nur privatim und keinesfalls unter Rücksichtnahme seines Reiseberichts).
Am 25. September kehrte er ins Badische, nach Stetten, zurück, um dort zu übernachten
und anderntags nach Kandern zu fahren, »welches der Hauptort in der Landgrafschaft
Sausenberg ist. Es liegt in einem von hohen Bergen eingeschlossenen Thal... Von
dem Schlosse Sausenburg sind nur noch ein paar halb zerfallene Hauptmauern, die auf
einer Anhöhe stehen und rings umher mit großen Eichen bedeckt sind, übrig ...«. Galler
logiert beim Oberforstmeister »und brachte mit dem, in jeder Rücksicht verdienstvollen
dortigen Bergwerksinspektor abends ein paar Stunden zu und besähe unter dessen Begleitung
das herrschaftliche Hammerwerke.«
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