Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 138
(PDF, 34 MB)
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Bleiben wir bei der Dichtung. Goethes Faust ist ein herrliches Fragment. Homer ist kein
Fragment.« Oder aus »Eigene Stilprobleme«: »Zum Hervorbringen gehört die Kontrolle
durch den 'elastischen Geist', das Gefühl des Dichters oder Schreibers verlangt 'Nüchternheit
' und 'Besinnung': Gestaltung ...«. Vieles gibt sich im folgenden literarisch bzw.
literarkritisch, etwa Lektüre von Thomas Mann, Romain Rolland, Gerhart Hauptmann
und Rilke, auch Knut Hamsun und Ricarda Huch, dann von Expressionisten wie Ernst
Toller (»war einmal auf Bühlerhöhe«) und Alfred Döblin (durchaus subjektiv reagierend
: »Berlin Alexanderplatz - Ich habe 136 Seiten gelesen und dann das Buch weggelegt
, es nicht mehr ertragen ... Das ist also Photographie und nur in einzelnen Momenten
Kunst...«). Uber Annette Kolb u. a.: »Annette Kolb und Rene Schickele zogen in den
20er Jahren nach Badenweiler, bauten dort nebeneinander zwei bemerkenswert wohnliche
Häuser und gaben dem lieblichen Ort die literarische Weihe. Badenweiler stand im
Licht... Beide haben den Namen Emil Bizer gemacht und weiter als seine Kräfte getragen
.« Dann gibt es bemerkenswerte Einträge über Toscanini und Herbert von Karajan,
über Paul Klee und allerlei Zeitschriften wie Zeitungen mit einem seinerzeit berechtigten
Loblied auf die »Gegenwart« (»Man muß an die letzten guten Zeitschriften zurückdenken
: Die 'Neue Freie Rundschau', die 'Corona' ... Wir haben noch nicht viel, das
wiegt«). Für uns besonders wertvoll und aufschlußreich schließlich Stroomanns Ausführungen
über die »Mittwoch-Abende auf Bühlerhöhe«: »Fünfzig Mittwochabende
vom Juli 1949 bis April 1954 bedeuten einen Niederschlag geistiger und seelischer Bemühungen
... 'Mittwoch-Abende' sind es, wenn Martin Heidegger spricht: 'Dichterisch
wohnet der Mensch---.' Wenn Carl Orff seine 'Bernauerin' vorliest ...«.

Schon zum Belletristischen hin neigen die Einträge bzw. Kurzgeschichten der
»Schnitte«. Sie sind erfahrungsdurchtränkt und knapp formuliert, in der Regel behandeln
sie vorwiegend pyschologische Probleme, die Kunst der gelegentlichen Aussparung
kommt ihnen zugute.

Der Lyriker Stroomann darf hier endlich nicht fehlen. Unter seinen »Rhythmen« finden
sich Verse der Lebenserfahrung und produktiven Reflexion: »Und wenn alles keinen
Sinn hat: / Einige Male haben wir voll geatmet.« Oder: »Hab' ich geweint? / Ach nein! /
Es war der Wind, / Der jetzt im Herbst / Durchs Land fährt, / Die Haare zaust / Und auf
den Wangen spielt.« Schließlich: »Denn das Schenken / Faßt mein Strömen / In einem
glücklichen Augenblick / Und gibt mir Dein Lächeln zurück.«

Gerhard Stroomann findet sich (noch?) in keiner Literaturgeschichte. Er findet sich
seltsamerweise auch nicht in der »Bibliographie der Badischen Geschichte« bzw. in deren
6. Band mit der »Personengeschichtlichen Literatur« (abgeschlossen 1959). Kurhaus
und Sanatorium Bühlerhöhe sind längst in andere Hände übergegangen. Kommt man
nach dort, drängen sich einem eher die Erinnrungen an Dr. Adenauer als die an Dr.
Stroomann auf. Das ist bedauerlich. Vielleicht mag es zum Teil daran liegen, daß Stroomann
keine zusammenhängenden Memoiren abgefaßt hat. Für uns - zumal im engeren
Land seiner Geburt und seines Herkommens - soll dies keinen Grund vorgeben, seiner
und seiner Verdienste und Aussagen nicht detailliert zu gedenken. Es muß dafür kein Jubiläumsjahr
gewählt werden. Von der Person und von der Sache her braucht es da keiner
besonderen Aktualität. Auch keiner feierlichen Bezüge. Der Leitende Arzt und Schriftsteller
Gerhard Stroomann darf endlich einmal unter uns weilen. Die Ehre ist zudem
vorwiegend unsererseits.

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