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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 1.1985
Seite: 167
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-01/0169
Ein Kapitel ist eigens der Straßennamengebung und ihrer Schreibweisen gewidmet.
Eine Straße muß nicht immer »...Straße« heißen. Abwechslung tut auch hier gut. »Straße
« hieß ja ursprünglich nur die Landstraße für den überörtlichen Verkehr, was heute etwa
die Bundes- oder Landesstraßen sind. Andere Wege wurden mit lagebedingten Namen
bezeichnet. Etwa ...-Anlage, -Blick, -Berg, -Eck, -Feld, -Gasse (zu gehen), -Graben
, -Hang, -Matte, -Pfad, -Ring, -Stieg, -Tal und einfach Weg. Wie schön und heimelig
sind Straßennamen wie Gerbergasse, Bäumleingasse (warum eigentlich nicht »Bäumligasse
« ?), Eimeldingerweg (alle in Basel). Im übrigen könnte das Büchlein im grammatikalischen
Teil auch etwas kürzer gefaßt sein, immerhin kostet es bei Erscheinen nicht
mehr als DM 18.80.

Da erfahrungsgemäß beim Zwang zu sparen meist die Ausgaben für Kulturelles (nicht
nur im Haushalt-Einzelplan 3 der Gemeinden) zuerst gekürzt werden, scheint der Hinweis
nicht unangebracht, daß die Sprache von Ämtern, Behörden, Körperschaften
durchaus einen Rückschluß auf das kulturelle Bewußtsein der jeweils verantwortlichen
und maßgebenden Leute zuläßt. Deshalb wünscht man sich das Büchlein in möglichst
viele Hände, vor allem auf den Amtsstuben. Auch wenn's ein paar Mark kostet.

Merkwürdige Familiennamen

Bei der Deutung von Namen, besonders der Familiennamen, gerät man leicht aufs
Glatteis, manchmal bei den einfachsten. In unserer Landesgeschichte und in vielen Ortschroniken
kommen drei Namen immer wieder vor, die mit der mittelalterlichen Kleidung
zu tun haben, mit der bäuerüchen und mit der militärischen Kleidung der Landwehr
. Es sind die Namen Armleder, auch in der Form Arnleder, Go/iz/Göltzlin und
Krebs. Die Landwehr hing eng mit der alten regionalen Selbstverwaltung zusammen, der
Landschaft, wie die Versammlungen der ganzen Bauernschaften der 3 Oberen Herrschaften
(Hachberg, Badenweiler, Rötteln-Sausenberg) hießen. Ihre Repräsentanten,
die »Vorgesetzten«, wurden gewählt, die Abgeordneten zu den »Ausschüssen« als den
politischen Gremien von den Landschaften, die Vorgesetzten der militärischen Organisation
jedoch von den Fähnlein.

Alle drei genannten Namen sind zweifellos von der besonderen Kleidung ihrer Träger
abgeleitet, die sie möglicherweise als »Vorgesetzte« trugen. Das Erscheinungsbild war
einer der häufigsten Gründe für die Beinamen- bezw. Familiennamengebung. Sie geht
bei uns — soweit eben urkundliche Belege vorliegen — bis ins früheste 14. Jh. zurück.

Zwei unserer Namen sind sicher von der militärischen Kleidung abzuleiten: Armleder
und Krebs. Der hiesige Name der Vögte Goltz dagegen dürfte zivilen Ursprungs sein.
Mit den märkisch-ostdeutschen Goltz, deren Name anderer Herkunft ist, hat er nichts
zu tun. Im deutschen Südwesten könnte er vom seltenen Vornamen Golt abgeleitet sein,
der aber bei uns bisher nicht nachgewiesen ist. Noch weniger kommt er in unserem ländlichen
Gebiet als Berufsname eines Goldschmiedes in Frage. Dagegen gab es im 14. Jh.
eine Bein- und Fußbekleidung kolze, die sehr wohl namengebend sein konnte, wo der
Bauer sonst meist die Bändel seiner Schuhe kreuzweise über den dicken Strümpfen nach
oben gebunden trug").

*) Anmerkung: Dies war der Bundschuh, das Zeichen der späteren Bauernaufstände. Er
kommt als Personenname z. B. in Basel 1444 vor (aus Aachen). Die nächste Generation
nannte sich später Bottschu(h). Die Börnchen waren eine städtische Art von Schuhen.
Dem Herrenregiment der Stadt war auch möglicherweise der Bundschuh schon verdächtig
.

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