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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 28
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Jahre, aber groß und stark. Leider waren die Kinder schuld, daß wir Dich nicht mehr gesehen
haben. Am Nachmittag sind sie um 2 Uhr von Bern gekommen mit einer Schwester
, und nachher haben wir sie ins Hotel begleitet zum Mittagessen, und von dort hatte
Heinrich noch zu thun beim Agenten, was sehr lange ging. Als er endlich fertig war,
mußten wir zu Ischners gehen, den Kaffee trinken, und als wir dann endlich fertig waren
und zu Dir kommen wollten, warst Du schon verreist. Können wir unsere Hände nicht
drücken zum Abschied, so sollen unsere Herzen doch vereint sein. Die Frau im Kaffee
sagte uns, daß Du fast nicht fortgehen konntest, ohne uns noch gesehen zu haben.

Wir sind einstweilen noch bei Ernst und es gefällt uns gut. Mein Mann schafft als Arbeiter
bei Ernst. Sobald uns ein gutes Stück Land angeht, kaufen wir's, damit wir uns
wieder ein Heim gründen können. Es gefällt mir in Amerika, aber dennoch habe ich
schon manche Träne geweint im stillen, ohne daß es jemand gesehen hat. Aber sage es
niemanden. Ich kann jetzt gut schreiben, die anderen sind ab ins Theater. Ich war auch
schon mal, jetzt ist die Tour an Heinrich, und jemand muß daheim sein wegen den Kindern
. Sie haben zwei liebe Kinder. Keterle ist auch gut zu uns. Ernst hat viel und schönes
Land, auch ein nettes Haus, nicht groß, aber man kann sagen mein. Er will noch einen
Anbau machen, damit sie mehr Platz bekommen, die Kinder werden größer und brauchen
auch mehr Platz. Die Natur ist hier nicht so schön wie draußen, kein Wald in der
Nähe, wenig Bäume. Ich finde es so öd, wenn man aus einem so schönen Garten kommt.
Keine schönen Gärten, keine schönen Pflanzen habe ich noch gesehen. Die Stadt ist noch
neu. Die Gärtnerei ist noch weit zurück hier in Denver. Gemüse hat man vieles und
schönes. Heinrich ist ganz erstaunt, wie das Gemüse so schnell wächst, aber nur unter
Glas, sonst im Freien ist noch fast alles öd. Wir haben nach Ostern Schnee und kalt gehabt
. Dann wieder ein paar Tage heiß und jetzt wieder kalt, sonst aber wenig Regen.
Darum sieht manchmal alles so trocken aus, auf den Straßen schuhhoch Staub, und
wenn's dann aber einen Tag regnet oder schneit, so ist ein Schmutz in den Straßen unglaublich
. Du kannst Dir keinen Begriff machen, wie's dreckige Straßen hat. Die Leute
können hier nicht spazieren gehen wie draußen (draußen = daheim in Vögisheim), entweder
per Fuhrwerk oder per Tram, was sehr billig ist. Die Stadt ist sehr groß, schöne
Häuser, nur mitten in der Stadt sind die Häuser zusammengebaut und etwas Garten dazu
. Das sehe ich gerne. Wenn's gut geht, ist ein grüner Rasenplatz dabei, der aber jeden
Tag begossen werden muß, sonst würde er austrocknen. Die Luft ist manchmal so trok-
ken, daß Staub, Steine in der Luft herumfliegen, wenn der Wind geht. So heißt man den
sogenannten Drecksturm mit Recht, denn was nicht in geschlossenem Zimmer ist, muß
man alles zudecken. Sie sagen zwar, nur im Frühjahr gäbe es solche Dreckstürme, im
Monat April besonders.

Nun liebe Marie will ich mein Schreiben schließen. Grüßen Sie uns alle, die nach uns
fragen. Besondere Grüße an Sie und Ihre lieben Eltern und Geschwister, und wenn Sie
können, so schreiben Sie uns auch einmal. Aber legen Sie Ihren lieben Brief der Mutter
bei, wenn sie uns schreibt.

Verena Maler.

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