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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 64
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0066
Rolands Tod) bis nach Burgos. Von dieser Königstadt aus ging es dann westwärts den
»Camino frances«, den fränkischen Weg, über Leon nach Santiago.

Ein Großteil der oberdeutschen Pilger sammelte sich in Einsiedeln, von wo aus die
heilige Straße über Savoyen und das Rhone-Tal nach Arles führte. St. Gilles, St.-Guil-
hem-le-Desert waren wichtige Stationen auf dem Weg nach Toulouse. Bevor man die damals
gefährliche Überquerung der Pyrenäen in Angriff nahm, traf man sich in Ostabat,
heute ein verschlafenes Bauerndorf, damals ein pulsierender Treffpunkt der Wallfahrer
mit Wechselstuben und Pilgerherbergen. Auch für diese Pilger war Burgos der letzte
Treffpunkt, bevor man sich nach Westen wandte, in Richtung Santiago.

Die Pilger unserer Gegend dürften teils den Weg durch die Burgundische Pforte, teils
über Fribourg, Genf gezogen sein. Nicht vergessen seien zwei wichtige, auch heute noch
für jeden Frankreich-Reisenden äußerst eindrucksvolle Ausgangspunkte: Vezelay in
Burgund und Le Puy in der Auvergne. Vom Turm der Kirche St. Madeleine (Vezelay)
schweift der Blick weit nach Süden; manchem Pilger mag es angst und bange geworden
sein, wenn er an den Weg dachte, der noch vor ihm lag. 30 Tage waren es zumindest. Die
Erinnerung an Magdalena, die große Büßerin, der diese Kirche geweiht ist, mögen ihm
Kraft gegeben haben, denn Pilgerschaft verstand man im Mittelalter als Bußübung. Bitte
um Wunder war eine Idee des Barock. Wer den Pilgerweg heute auf Schusters Rappen
erwandern will, wähle als Ausgangspunkt Le Puy. Von hier führt, gut markiert und in
einem französischen Wanderführer detailliert beschrieben, der Pilgerweg über Con-
ques, Cahors und Moissac bis an den Pyrenäenrand. Erlebtes Mittelalter, so könnte man
diese Wanderung überschreiben.

4. Begleiter und Stationen

Leben bedeutet in der christlichen Theologie, unterwegs sein, unterwegs zu einem
klar umrissenen Ziel. So ist die Pilgerschaft ein Abbild gelebten Christentums. Wer unterwegs
ist, muß aber auch Station machen, nicht nur, um physische Kraft zu sammeln,
er muß auch verweilen, um sich innerlich mit seinem Weg auseinanderzusetzen. Der
Weg nach Santiago bot dem Pilger eine Fülle solcher Meditationspunkte an, und es fällt
hier schwer, eine Auswahl zu treffen. Eines ist allen diesen Stationen - den bedeutenden
und den unbedeutenden - gemeinsam. Sie konfrontieren den Menschen mit der Heilsgeschichte
, bzw. mit vorbildhaften Menschen, die vor ihm den Weg erfolgreich beschritten
haben.

Vier Begleiter sind es vor allem, die immer wieder auftauchen. An erster Stelle natürlich
Jakobus der Ältere, dann die Büßerin Magdalena - Vorbild des Pilgers, der die Pilgerschaft
als Bußübung betrachtete - St. Fides, eine frühchristliche Jungfrau, die ihr Leben
für ihren Glauben gab und Rochus, ein mittelalterlicher Heiliger, der sich vor allem
um die Betreuung der Pestkranken verdient gemacht hat und selbst an dieser Geisel des
Mittelalters erkrankte. Immer wieder begegnet der Pilger in Kirchen und Kapellen am
Wegesrand diesen Heiligen. In Vezelay ist es der Magdalena-Kult, der die Pilger anzog
und mit dem großartigen Tympanon der Geistaussendung und den theologisch so aussagekräftigen
Kapitellen in die Heilsgeschichte einführt. In Conques (Auvergne) erinnert
die in eine Goldbüste gefaßte Reliquie der heiligen Fides und das überwältigende Tympanon
des Jüngsten Gerichtes den Gläubigen an die letzten Dinge. In der vergeistigten
Form der Apokalypse öffnet das romanische Hauptportal von Moissac den Blick für das
Jenseits. St.-Guilhem-le-Desert im Languedoc, gegründet durch den Enkel Karl Martens
und durch Karl den Großen mit einer Kreuzesreliquie ausgestattet, fordert den

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