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te die Kirche wieder instandgesetzt werden. Das Deckengemälde im Chor von Franz
Ludwig Herrmann stellt die heilige Fides während ihres Martyriums dar. Auf einen Rost
gefesselt, spricht ihr Petrus vom Himmel her Mut zu.
Verlassen wir Sölden und wenden uns Freiburg zu. Hier sind es vor allem drei Fenster
des Freiburger Münsters, die auf die Bedeutung der Jakobs-Wallfahrt hinweisen. Beginnen
wir mit dem sogenannten Schmiedefenster über dem Portal des nördlichen Seitenschiffes
. Im Rundfeld des oberen Sechspasses sitzt in einer Portalnische im roten Untergewand
ein Heiliger mit kurzem Bart und lang herabwallendem Haar. Dieser Heilige,
die Gloriole weist ihn als solchen aus, krönt zwei zu seinen Füßen kniende Pilger. Obwohl
er durch keinerlei Attribute gekennzeichnet wird, kann man davon ausgehen, daß
es sich um Jakobus handelt, hat doch der zu seiner Rechten kniende Pilger eine Muschel
am Hut. Vermutlich handelt es sich bei den 2 Personen um ein Ehepaar, das die Wallfahrt
ins ferne Galizien unternommen hat. Daß Ehepaare sich gemeinsam auf den Weg machten
, scheint des öfteren vorgekommen zu sein. Vor allem Wunderberichte bezeugen das.
So die Geschichte vom berühmten Galgenwunder. Es wird erzählt, daß der Sohn eines
Pilgerpaares unschuldig gehenkt wurde, Jakobus jedoch ihm das Leben gerettet habe.
Sehr schöne Darstellungen dieser Szene finden wir in der Jodokus-Kapelle von Uberlingen
, auf der Rückseite des Hauptaltares der Jakobskirche in Rothenburg und in Winnenden
. Auch das Mirakelbuch von Kunz Kistener aus Straßburg u. a. verlegt in Basel um
1576, schmücken zwei solche Krönungsszenen. Kisteners Erzählung macht im übrigen
deutlich, daß Eheleute, bei denen der Kindersegen ausblieb, häufig eine Wallfahrt nach
Santiago unternahmen.
Eine zweite solche Krönungsszene schmückte einst das Freiburger Münster. Jakob
Villinger aus Schlettstatt, kaiserlicher Rat, Generalschatzmeister Karls V., und seine
Frau Ursula Adler aus Augsburg wurden 1511 in Freiburg eingebürgert und stifteten
dem Münster im Chorumgang eine Kapelle, die sogenannte Villinger-Kapelle. Eines der
beiden Fenster schmückt ebenfalls eine solche Darstellung. Hier ist Jakobus eindeutig
identifiziert, da er im typischen Pilgergewand mit der Muschel am Hut auftritt. Das Fenster
befindet sich heute im Augustiner-Museum. Auch auf dem Tulenhaupt-Fenster
(vom Chor her gezählt das vierte Fenster des südlichen Seitenschiffes) findet sich eine
Szene, die darauf verweist, wie allgemein bekannt die Jakobs-Wallfahrt war. Die Familie
Tulenhaupt, ursprünglich wahrscheinlich auch aus dem Elsaß stammend, kam in Freiburg
vor allem durch den Silberbergbau zu großem Reichtum. Das belegen die Bergwerksdarstellungen
im jeweils untersten Teil der beiden äußeren Fenster. Das Fenster
wird beherrscht von einer sehr schönen Schutzmantel-Madonna und dem Apostel Andreas
. Die Seitenfenster ziert die Legende des heiligen Nikolaus. Im Mittelfeld des rechten
Vierpasses schließlich finden wir einen Hinweis auf St. Jakob. Zwei Männer begegnen
sich. Der linke hält in der rechten Hand ein Schwert, in der linken einen Hammer,
den er seinem Partner zeigt. Ob es sich dabei um den heiligen Eligius handelt, mag dahingestellt
bleiben. Sicher ist jedenfalls, daß sein Gegenüber etwas mit der Wallfahrt nach
Santiago zu tun hat, zeigt er doch in der rechten Hand deutlich seine Pilgermuschel vor,
mit der linken stützt er sich auf den Pilgerstab. Daß es sich um die Darstellung des Apostels
selbst handelt, bezweifelt Fritz Geiges (Fritz Geiges, Der mittelalterliche Fensterschmuck
des Freiburger Münsters, Seite 148/149), da sich die bartlose Person gar nicht
dem damals üblichen ikonographischen Programm einordnet.
Interessant für unsere Thematik ist auch ein Fund, den man im Jahre 1963 in der Sakristei
der Pfarrkirche von St. Georgen machte. Dort entdeckte man einen kleinen Tragaltar
aus der Zeit um 1520, in den Reliquien des Apostels Jakobus eingelassen sind. Solche
Altäre wurden benutzt, wenn der Priester außerhalb des Gotteshauses die Messe feierte.
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