Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 83
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0085
weiter ausholen, in der Hoffnung, daß so die eine oder andere vergessene Tradition des
Markgräflerlandes wieder bewußt wird.

»Jakobstag im Schnitt« oder »in der Ernte« wird dieser Tag in vielen Gegenden genannt
, denn mit dem 25. Juli beginnt die Erntezeit. Der Jakobstag gilt als Glückstag für
die Ernte, deshalb sollte vor diesem Termin kein Korn gemäht werden. Ein anderer
Brauch sagt, daß man an Jakobi die ersten neuen Kartoffeln ausgraben bzw. auf den
Tisch bringen soll. Vor diesem Tag, so der Volksglaube, sind die neuen Kartoffeln unverträglich
. Besondere Aufmerksamkeit widmet man dem Kraut und dem Kohl. So muß
man den Weißkohl am Jakobustag hacken, wenn er gedeihen soll. In Norddeutschland
nimmt man am 25. Juli zwischen 11 und 12 Uhr von jeder Krautpflanze ein Blatt und
spricht: »Jakob, Dickkob, werd' so dick wie mein Kob.« Gutes Wachstum ist dann gewiß
.

Für den bäuerlichen Jahresrhythmus war der Jakobstag ein wichtiger Einschnitt:
Neue Knechte und Mägde wurden gedungen, Gesinde gewechselt, bezahlt und auch bewirtet
. In Ostpreußen wurde dieser Tag sogar wie eine Art Erntefest begangen. Im Allgäu
gilt Jakobi als Höhepunkt der Milchwirtschaft: »Jakobi an Schluck, Lorenz (10.
Aug.) an Ruck und Bartlme (24. Aug.) nix meh.« Für die Hirten und Sennen des Alpenvorlandes
war der Jakobstag immer ein besonderer Festtag. Der folgende Vers aus einem
Tanzlied, das noch Ende des 19. Jahrhunderts in Moos bei Bühl und in der Ortenau gesungen
wurde, vermittelt etwas von der sommerlichen Freude:

»Jetzt ist bald Jakobitag, da schüttelt man Äpfel und Birnen herab, Altiri, Altäri,
erhöre mein, der Sommer der ist fein.«

Auch in der Welt der Kinder war Jakob gegenwärtig. »Jakob, wo bist du?« war ein
verbreitetes Kinderspiel, und Ende des letzten Jahrhunderts zählten die Kinder in Wössingen
bei Karlsruhe noch so aus: »Der Jakob ist in Garte gange, wie viel Vögel hat er
gfange, 1, 2, 3, du bist frei.« »Jokkums« oder »Jakobsstraße« nannte man im badischen
Oberland die Milchstraße, denn dieses Sternbild, das ziemlich genau von Ost nach West
verläuft, wies den Pilgern von Burgos ab den Weg nach Santiago. Häufig wird der Pilgerweg
deshalb auch Sternenweg genannt. Eine andere Begründung für diese Bezeichnung
liegt natürlich auch im Namen Compostela = Sternenfeld. Ob die Basler Flurbezeichnung
»Sternenfeld« für das zwischen dem Rhein und dem Siechenhaus St. Jakob gelegene
Gebiet auch damit erklärt werden kann, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Auch
als Markttag war Jakobi sehr behebt. In Bonndorf, Blumberg, Schiltach, Villingen, Staufen
, Waldshut und Altkirch (Sundgau) wurden Jakobimärkte abgehalten. Vergleicht
man mit den anderen Marktterminen im Juli, so hegt der Jakobitag an der Spitze.

Volksmedizin

In der Volksmedizin spielten einst der Heilige und sein Fest eine wichtige Rolle. In
manchen Gegenden gelten die am Jakobustag gepflückten Heidelbeeren (in Thüringen
werden sie auch Joksbeeren genannt) als besonders heilkräftig. Auch die gesundheitsfördernde
Wegwarte soll am 25. Juli ausgegraben werden, heimlich und stillschweigend,
ohne daß die bloße Hand ihr zu nahe kommt. Mit einem Goldstück oder Hirschgeweih
gräbt man sie deshalb aus, und zwar mittags, wenn die Sonne am heißesten glüht. Nach
Pfarrer Kneipp darf diese Wurzel übrigens bei keiner Blutreinigungskur fehlen. Besonders
im Schwäbischen spricht man diesem Gewächs wundersame Wirkungen zu. Sie
kann Dornen aus dem Fleisch treiben, unsichtbar, stich- und kugelfest machen und Türen
und Schlösser öffnen.

83


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0085