Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 87
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0089
Wir rufen Gott und St. Jakob an
und unsere lieben Frauen.

6. Sieh, Bruder, du sollst nit stille stahn!
Vierzig Meil hastn noch zu gahn
wohl in St. Jakobs Münster,
vierzehn Meil hin hinter baß (= weiter)
zu einem Stern heißt Finster.

(Kap Finisterre von lat. finis terrae = Ende der Welt)

(Aus R. v. Liliencron, Deutsches Leben im Volkslied um 1550, Berlin,
1885, S. 388)

Ebenfalls aus dem späten Mittelalter stammt das Wallfahrtsbuch des Hermannus Kü-
nig von Vach »Die Walfart und Straß zu sant Jakob«. Es enthält eine genaue Beschreibung
des Weges nach Santiago, ein Baedeker für Jakobspilger wird es deshalb oft genannt
. Mit ziemlicher Sicherheit stammt dieses hochinteressante Werk aus dem oberdeutschen
Raum; die erste Drucklegung aus der Zeit um 1500 fand in der Druckerei des
Matthias Hupfuff in Straßburg statt. Auch Kunz Kistener, der Verfasser des Mirakelbuches
»Ein hübsch lesen von grosz wunderzeichen von dem heiligen zwölffbotten sant Jakob
und zweien Jakobsbrüdern« stammt aus Straßburg. Dieses Werk, das relativ weite
Verbreitung fand, schildert die Wallfahrt eines Schwaben und eines Bayern nach Gali-
zien. Aufregende Wunderzeichen bestätigen den Heiligen als wirksamen Fürsprecher.
Die Universitätsbibliothek in Basel besitzt ein Originalexemplar dieser Wundergeschichte
in der Bearbeitung von Pamphilius Gengenbach. Diese Ausgabe wurde um 1576
in Basel gedruckt.

Nachdem durch die Reformation und die Aufklärung das Interesse an der Wallfahrt
nach Santiago stark abgenommen hatte, beginnt man sich in der Romantik wieder für
Wallfahrtstraditionen, auch in der Literatur, zu interessieren. Dies spiegelt sich z. B. in
der Liedersammlung »Des Knaben Wunderhorn« von A. v. Arnim und Clemens Brentano
wider, aus der folgende Zeilen des Gedichtes »Der Pilgrim« zitiert seien:

»Ich bin ein Pilgrim, reis ins heilige Land,

Ob ich komm wieder, das ist Gott bekannt,

Nach Rom, Lorett in Italia,

Auch nach Sankt Jakob in Galitia.

Gott mich begleite, daß ich glücklich ende,

Meine Müh und Zeit zu seinem Dienst anwende,

All Tritt und Schritt geschehen ihm zu Ehren,

Er geb mir Gnad, daß ich mög wiederkehren.«
Auch in Ludwig Unlands Gedichten finden wir Hinweise auf die Jakobs-Wallfahrt, so
in der ersten Strophe des Gedichtes »Der Waller«:

Auf Galiciens Felsenstrande

Ragt ein heil'ger Gnadenort,

Wo die reine Gottesmutter

Spendet ihres Segens Hort.

Dem Verirrten in der Wildnis

Glänzt ein goldner Leitstern dort,

Dem Verstürmten auf dem Meere

öffnet sich ein stiller Port.

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