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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 100
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hann-Vorstadt für 300 Gulden, später für 70 Gulden noch ein kleines Nachbarhaus. 100
Gulden zahlte er an das Haus an. Der Ertrag seiner Arbeiten in England machte es ihm
möglich, sich eine bessere bürgerliche Existenz aufzubauen. An »Fasnacht« 1529 mußte
Holbein den Bildersturm in Basel erleben. Mit dem Münster wurde der Anfang gemacht;
nichts blieb an Bildwerken übrig.

Den Künstler mag es tief getroffen haben, als er mitansehen mußte, wie manche wertvolle
Kunstwerke, darunter von seinen eigenen Schöpfungen - das Abendmahl trägt
noch die Spuren davon - der Zerstörung anheimfielen. Er selbst hatte schon längst für die
Neuerung Partei genommen und im Bild die Mißbräuche, die in der Kirche eingerissen
waren, geißeln helfen (siehe Passionsbilder).

Auch in England trat Holbein später noch gelegentlich gegen die alte Kirche und das
Papsttum auf, z. B. als Heinrich VIII. die Verbreitung der Bibel in der Landessprache
erlaubte, entwarf er für diese Bibel einen reichen Titel. Unten sitzt in vollem Ornat
Heinrich VIII. und überreicht den vor ihm knienden weltlichen und geistlichen Großen
seines Reiches das Bibelbuch.

In der 1529 erlassenen Ordnung über die Reformation heißt es: »Wir lassen künftighin
mit Gottes Hilfe keine Bilder aufrichten.« Damit war es mit der Kirchenmalerei vorbei. -
Der Rat der Stadt Basel machte sich die Rückkehr des berühmten Malers zu Nutzen, indem
er ihm die Ausschmückung der letzten Wand des Ratssaales mit Gemälden übertrug
. Bis 1530 bezog Holbein für diese Arbeit 72 Gulden. Aus seinem Basler Aufenthalt
ist noch bekannt, daß er für das Malen der beiden Uhren am Rheintor - wohl mit dem
»Lällekönig« - siebzehn Pfund und zehn Schilling erhielt. Eine Arbeit, die ihn wohl
mahnen konnte, für seine Kunst einen günstigeren Boden aufzusuchen.

Es waren traurige Zeiten in Basel. Es gab große Teuerung, Überschwemmungen richteten
Verheerungen in der Stadt an. Ein böser Winter, äußere Streitigkeiten, Religions-
Zwistigkeiten, das müssen die Gründe gewesen sein, die Hans Holbein d. J. veranlaß-
ten, der Heimat den Rücken zu kehren. Er wird sich der Zeiten erinnert haben, in denen
er in England in ganz andere Kreise gekommen war und sogar Beziehungen zum Hofe
Heinrichs VIII. anknüpfen konnte. Daheim konnte er keine lohnende Arbeit finden; in
England durfte er Männer von Rang und Namen malen, die ihm auch eine lohnendere
Beschäftigung boten. Hier in Basel fand er das enge, aussichtslose Leben der ehrsamen
Reichsstadt; in England schwang sich London zur Hauptstadt eines mächtigen Königreiches
auf. Die kleinlichen heimischen Verhältnisse ließen ihn wieder »an die Fleischtöpfe
Ägyptens« nach England zurückkehren. Im Herbst 1529, bald nachdem Holbein
England verlassen hatte, war sein Gönner Thomas Morus an die Stelle des Kardinals
Wolsey als Lordkanzler getreten. Am 16. Mai 1532 hatte der König Morus auf dessen
Bitten von seinem hohen Amte wieder entbunden. Die Richtung, in die die Regierung
Heinrichs VIII. hineingeriet, die Scheidung des Königs von Katharina von Aragon, sein
Streben, sich zum Oberherren der Kirche zu machen, entsprach schon lange nicht mehr
den Uberzeugungen des Lordkanzlers.

Auch Holbeins zweiter Gönner, Erzbischof Warham of Canterbury, war am 23. August
1532 gestorben.

Hans Holbein d. J. kehrt nach England zurück

In dieser Zeit kehrte Holbein nach England zurück. Seine Beziehungen waren versiegt
, aber seine Landsleute, die Kaufleute aus dem Stalhof in London, boten ihm ein
neues Betätigungsfeld. Wie zwei Jahrzehnte zuvor Albrecht Dürer in Venedig für die
deutsche Kaufhalle an der Rialtobrücke, so war Hans Holbein d. J. für den Stalhof an

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