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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 102
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0104
Heinrichs VIII. bestätigt wird, so dauerte es lange, vielleicht bis 1536, bis Hans Holbein
in den Dienst des Königs trat.

Während des ganzen Mittelalters pflegten die Fürsten und großen Herren ihren Maler
zu haben, der aber mit den Stallknechten und Küchenjungen in einem Atemzug genannt
wurde. Allmählich hob sich die Stellung der Künstler; man gab ihnen häufig den Rang
und den Titel eines Kammerdieners (valet de chambre), den sie mit Dichtern und Hofnarren
teilten. Hans Holbein erhielt den Titel eines »Servant to the King's Majesty«.

Als königlicher Maler bezog er ein für jene Zeit nicht geringes Jahresgehalt von dreißig
Pfund.

Holbein oblag wohl die Dekoration des Palastes bei festlichen Anlässen, das Zeichnen
von Entwürfen für die königlichen Goldschmiede, vor allem aber das Malen der Bilder
des Königs und seiner Familie. König Heinrich berief Hans Holbein zur Ausschmük-
kung seines Palastes zu Whitehall in London. Er wollte aus dem Palast einen Sitz von besonderer
Pracht schaffen, der die Schlösser des damals reichen und kunstfreundlichen
Hochadels übertreffen sollte.

Dafür war Holbein der richtige Mann, und damit stimmt auch die Uberlieferung überein
, Holbein habe im Palast zu Whitehall ein eigenes Atelier besessen, wahrscheinlich
über dem großen Tor, das lange Zeit »Holbeins Gate« hieß.

Jedenfalls begann seine Tätigkeit mit der Ausmalung der Privy Chamber, wo er die lebensgroßen
Bildnisse des königlichen Paares und der Eltern Heinrichs VIII. zu seiten eines
monumentalen Kamins an die Wand malte.

Die Arbeiten im Schlosse zu Whitehall mußte Holbein mit Hilfskräften durchgeführt
haben, denn um diese Zeit wurde er, durch die Gunst des Königs ausgezeichnet, der bevorzugteste
Bildnismaler des englischen Hochadels. Er selbst war bei Hofe ein vornehmer
Herr geworden, hielt sich Pferd und Diener und malte die hochmütigen Damen und
Herren noch formvollendeter, noch kühler und zurückhaltender im Ausdruck als auf
seinen früheren Bildnissen.

Damals waren die Maler nicht mehr als ein Faktotum für alles. Sie mußten am Hofe die
Prunkgemächer und Schlafzimmer, die Möbel und den Hausrat, die Wappenbilder und
Paradeschilde, die Wimpel und Flaggen usw. malen.

Die Rolle eines künstlerischen Faktotums hatte Holbein unter etwas gemilderten Bedingungen
durchzuführen. Von der Sorge für die allergewöhnlichsten Kunstbedürfnisse
von Haus und Hof befreit, konnte sich Holbein vorzugsweise dem Bildnismalen zuwenden
. Das Porträt war nicht die einzige Kunstgattung, für welche man in England Sinn
hatte, wohl aber war es diejenige, welche man weitaus am höchsten stellte. Und so fiel
dieses Gebiet dem besten Meister zu - Hans Holbein d. J.

Schon früher hatte Holbein Porträts geschaffen, aber hier in England machte er in des
Königs Diensten immer neue Fortschritte, und was er hierin schuf, geht über die bisherigen
Leistungen weit hinaus. Das Goethe'sche Wort »Erst in's Weite, dann in Schranken«
sehen wir hier erfüllt.

Aus den weitesten Gebieten hatte Hans Holbeins Phantasie sich die Stoffe geholt, die
kühnsten Höhen religiöser, idealer, historischer Malerei hatte er erreicht. Jetzt, in der
Zeit seiner höchsten Reife, begnügt er sich mit einem engen Felde.

Das Vertrauen des Königs mußte er sich in einem hohen Maße gewonnen haben, denn
er durfte das Bild des kleinen Prinzen von Wales malen, der immer gut bewacht wurde,
damit ihm nichts passiere. Heinrich VIII. mußte ihm nur wenige Male gesessen haben.
Ein herrliches Bild von König Heinrich VIII. befindet sich heute in der Villa »La Favori-
ta« in Lugano, die dem Baron Hans Heinrich von Thyssen-Bornemisza gehört. In keiner
Galerie in England habe ich ein so schönes Bildnis von König Heinrich gesehen. Das Bild

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