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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 110
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0112
Seit 1533 ist uns, mit Ausnahme seines eigenen Porträts, kaum noch ein mit seinem
Namen oder Monogramm bezeichnetes Gemälde bekannt. Es liegt etwas Großartiges in
dieser Sicherheit des Künstlers, daß seine Schöpfungen schon an sich kenntlich sind, ohne
äußere Beglaubigung.

Entwürfe für Goldschmiede

Uber siebzig Goldschmiede saßen im Mittelalter am Fischmarkt zu Basel vor Amboß
und Werktisch. Für sie hatte Holbein schon Entwürfe gefertigt. Auch für die zwanzig
Basler Glasmaler und Holzschneider machte Holbein seine Risse. Ebenso entwarf er
Dolchscheiden für Waffenschmiede; ein Skizzenbuch, das heute im Britischen Museum
zu sehen ist, gibt Aufschluß von der Tätigkeit Holbeins im Dienste des englischen Hofes
.

Unter den von Holbein porträtierten Personen finden sich auch mehrere Goldschmiede
, wie Hans von Zürich, vor allem Hans von Antwerpen; mit solchen Männern stand er
in engster geschäftlicher Verbindung, indem er Entwürfe für sie anfertigte.

Während sich die Wohlhabenheit bürgerlicher Häuser nicht in der Ausstattung vieler
Räume mit reichem Mobiliar offenbarte, liebte man es, in kostbarem Silbergeschirr sowie
im Geschmeide der Frau und den Ringen des Mannes einen gewissen standesgemäs-
sen Aufwand zur Schau zu tragen. Auch die Großen und Fürsten verwandten darauf bis
ins sechzehnte Jahrhundert hinein mehr als auf das Mobiliar ihrer Paläste. Die Mehrzahl
der Entwürfe für Gefäße, Waffen und Schmuck aller Art, welche von Holbein erhalten
sind, stammen aus der englischen Zeit. Von einem der schönsten Becher weiß man, daß
er für die Königin Jane Seymour entworfen wurde. Hier zeigt sich wieder der Meister in
Dekoration und Ornament.

Die Fülle der Motive, die Mannigfaltigkeit der Gegenstände lassen auf die bunte Verschiedenartigkeit
der Bestimmungen und Verwendungen solcher Kunstwerke schließen.
Bald waren sie offenbar galante Geschenke, bald mochten sie bedeutungsvolle Erinnerungen
an bestimmte wichtige Ereignisse oder an liebe Personen sein. Das eine paßte
zum Schmuck einer schönen Dame, das andere für den eleganten, lebenslustigen Kavalier
, ein drittes für den ernsten, tätigen Mann zur Belohnung seiner Verdienste.

Gewiß war aber das meiste für den König in eigener Person bestimmt, dem kleine
Kunstgegenstände, bei welchen geschmackvolle Arbeit sich mit kostbarem Stoff vereinigte
, die größte Freude waren.

Im Londoner Skizzenbuch finden wir außerdem Muster für die mannigfaltigsten Gebrauchsgegenstände
oder Einzelheiten am Kostüm: Quasten, Schnüre, Bordüren,
Knöpfe, Büchereinbände, Stickereien. Reizend sind einige Zeichnungen zu Toilettengegenständen
, z. B. Handspiegel, Bartpinsel, Kämme.

Ebenso finden wir Muster zur Fassung von Edelsteinen, zu verschlungenen Buchstaben
, wie man sie* an Schmucksachen zu tragen pflegte, zu Broschen und Agraffen.

»Geben ist seliger denn nehmen« steht auf einer als Devise. Eine andere zeigt das
Brustbild einer Dame mit der Inschrift: »Well Lady Well«. Zwei weitere Agraffen tragen
die Worte: »Mi Ladi Prinses«, was offenbar auf Heinrichs Tochter aus erster Ehe, Prinzessin
Mary, geht, die seit Anne Boleyns Tod wieder zu Gnaden angenommen war.

Den höchsten Triumph aber feierte Holbeins ornamentaler Geschmack in den Mustern
für Gefäßbildnerei, für Teller mit eingravierten Verzierungen, Becher, Pokale,
Salzfässer, Kannen und Tafelaufsätze. Wie spricht aus ihnen klar, laut, in jubelnder
Freudigkeit der lebenslustige Geist der Renaissance.

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