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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 140
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0142
Der Salm oder Lachs

Schon in einer von J. Vetter erwähnten Urkunde von 1347 ist von »Sahnen, wyß und
schwarz, Lachs und Liedern« die Rede. Hierbei handelt es sich aber nun keineswegs um
drei verschiedene Fischarten, sondern nur um eine einzige. Vom 21. Dezember bis 21.
Juni wird nämlich dieser Fisch Salm genannt. Im Laufe des Sommers verändert er sich
dann bei der Geschlechtsreife in seinem Aussehen, so daß man nun die Männchen Lachs,
die Weibchen Liedern oder Lidern nennt. Im Winter ist der Fisch etwas dunkler als im
Sommer, daher die Bezeichnung »wyß und schwarz«3).

Der Salm oder Lachs gehört zur Gattung der Salmoniden, also zu den Edelfischen,
welche in den Meeren, Strömen und Seen der nördlichen Hemisphäre vorkommen6^. Eigentlich
ist er ein Meerfisch, der ausschließlich von Meertieren wie Heringen, Stichlin-
gen und See-Aalen lebt. In die Flüsse steigt er nur hinauf, um dort zu laichen und dadurch
seine Brut in größere Sicherheit zu bringen.

So schwamm auch der Rheinsalm oder Rheinlachs im Frühling vollgemästet von der
Nordsee den Rhein hinauf, wobei er während seines Aufenthalts im Süßwasser überhaupt
keine Nahrung zu sich nahm. Dies ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, daß
der Fisch zuerst einmal 2-3 Monate stromaufwärts schwimmen mußte, bis er den Hochrhein
erreichte, und in dieser Zeit noch seine Geschlechtsprodukte (Dottermaterial oder
Eiweiß in den Geschlechtsdrüsen) zur Reife brachte. Die Schwimmzeit von 2-3 Monaten
wurde manchmal auch unterboten, denn ein in Holland gefangener Salm, den man zu
Forschungszwecken zeichnete, ist schon 5 Wochen später bei Grenzach aus dem Rhein
gefischt worden7^.

Die Männchen machten sich im Frühjahr zuerst auf die große Reise und trafen im Verlauf
des Sommers im Hochrhein ein. Im Süßwasser verlängerte sich dann bei ihnen während
der Geschlechtsreife die Schnauze, wobei sich am Unterkiefer ein nach aufwärts gebogener
Haken entwickelte, der ihnen in den Kämpfen mit den späteren Rivalen Schutz
bot. Diese sogenannten Hakenlachse schwammen vor Errichtung der Rheinkraftwerke
als Durchzugsfische rheinaufwärts bis in die Gebirgsgegenden, wobei sie bis zu vier Meter
hohe Hindernisse überspringen konnten, wie z. B. die Felsschwellen bei Laufenburg
. Im Rhein bildete der Schaffhauser Rheinfall immer die oberste Grenze, doch dort
fanden die Fische dann auch wegen des sauerstoffreichen Wassers ideale Laichplätze.
Andere zogen schon vorher die Thür hinauf ins Toggenburgische, oder sie erreichten
durch die Limmat den Zürichsee. Auch im Gebiet von Bern und Thun und Luzern erschienen
die Fische zum Laichen.

Diese Lachse trugen ein wunderbares, buntfarbiges Hochzeitskleid und waren sehr eifersüchtig
und streitbar, so daß sie dauernd aufeinander losfuhren.

Den Männchen folgten dann etwas später die Weibchen (Lidern), die nun an kiesigen
Stellen eines Flußabschnitts die Kiesel aufwühlten und Laichgruben anlegten. Zusammen
mit einem Männchen, das alle seine Nebenbuhler verjagt hatte, blieb das Weibchen
dann längere Zeit über dieser Grube und gab dabei 10000 - 30000 Eier ab. Anschließend
goß das Männchen seine Milch über das Gelege, und dann wurde die Laichgrube durch
Aufwühlen benachbarter Kiesel zum Teil wieder zugedeckt.

Die völlig abgemagerten Fische schwammen Ende Dezember nach vollendeter Laichperiode
in wenigen Tagen wieder zum Meer zurück, wo sie - wenn sie dieses lebend erreichten
- nach mindestens sechs Monaten erstmals wieder Nahrung zu sich nahmen.
Schon Mitte Januar hatte die Mehrzahl der Laichfische die Nordsee erreicht, von wo
dann die Männchen in den nächsten Jahren noch 2-3 mal, die Weibchen 1-2 mal rheinaufwärts
schwammen.

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