http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0147
aus dünnerem Faden, das »Gleiter«, das oben von den »Gleiterfäden« gehalten
wird. Diese, etwa 12 an der Zahl, laufen durch das »Hüetloch« im Boden der
Wooghütte ins Innere und werden von einem Fischer, (es sind gewöhnlich zwei,
die mit 2-3stündiger Ablösung »hüete«, hüten) am »Chlösli« in der Hand gehalten
. Der im Fürwasser bergan schwimmende Salm stößt an das aufrecht im Wasser
stehende Gleiter. Der hütende Fischer verspürt den »Rupf« in der Hand und
löst mittels des »Schnappbengels« ein Hebelwerk, welches die Fasrute mit dem
Wooggarn über Wasser reißt. Nun steigt ein Fischer auf einer Leiter ins Garn
hinunter und schöpft, auf dem »Steg«, einem langen Dielen stehend, den gefangenen
Fisch mit dem »Zopfbähren« heraus. Oben auf der Bruck wird der Salm
»geschnürt«, d. h. er bekommt die Schlinge der »Salmenschnur« unter einem
Kiemendeckel eingeführt und zum Maul heraus gezogen; die Schnur wird durch
die Schlinge gestreift, und der Fisch lebend an dem Fischseil angebunden, das
wieder an einer Baumwurzel oder am Fischernachen befestigt ist. Von neuem
wird »iigmacht« (eingemacht), d. h. die Fischer richten das Wooggerät zu weiterem
Fang her.
Als günstigste Fangzeit erwiesen sich bei dieser Art des Salmen- oder Lachsfangs die
Monate Mai, Juni, Juli und September, wobei man die Fische zumeist nachts fing.
1919 waren auf jeder Rheinseite zwischen Basel und Rheinfelden nur noch je zwei
»Wöge« in Betrieb175. Diese wurden dann aber spätestens mit dem Bau des Kraftwerks
Kembs im Jahre 1932 überflüssig, da ja nachher kaum mehr ein Lachs oder Salm in den
Hochrhein gelangen konnte. Zur Erinnerung an diese uralte Art des Fischfangs hat man
aber auf der Insel bei der Rheinfelder Brücke die »Sankt Anna Woog« stehenlassen (vgl.
Abb. 6).
Das Ende der Salmen- und Lachsfischerei im Hochrhein
Um die Mitte des letzten Jahrhunderts zeigte sich bereits ein Rückgang der Salmen-
und Lachsfischerei an, also einige Jahrzehnte vor dem Bau der großen Rheinkraftwerke
zwischen Aaremündung und Basel. P. Steinmann macht hierfür folgende Ursachen verantwortlich1
^.
1. Verunreinigung des Stromes durch die Abwässer von Fabriken und städtischen
Kanalisationen
2. Große Fischepidemien
3. Die Rheinuferverbauung und die Absperrung von Altwässern
4. Die allzu intensive Befischung
5. Die Dampfschiffahrt
Neben der Verunreinigung des Stromes durch Abwässer aller Art war es vor allem die
Rheinkorrektion, welche den Salmen und Lachsen ihren Lebensraum sehr einengte. In
den Jahren 1820 - 1874 wurde der Rhein allmählich korrigiert, was eine Kanalisierung
mit sich brachte. Dadurch sank der Grundwasserspiegel stellenweise bis um zwei Meter,
wodurch natürlich viele ehemalige Altwässer und Giesen (Kiesbänke) sowie kleinere Inseln
verschwanden. Außerdem wurden die Ufer des Rheines meistens verbaut, und nur
selten sind die Zugänge zu den noch nicht versandeten Altwässern erhalten geblieben.
Dadurch gingen die wertvollsten Fischereigebiete mit den besten Laichplätzen für immer
verloren, und die Jungbrut verlor die schützenden Stellen, wo sie heranwuchs, bis
sie sich in den freien Strom hinauswagen konnte.
Dennoch hätten die von P. Steinmann angeführten Gründe nicht zum völligen Verschwinden
der Salmen- und Lachsfischerei im Hochrhein geführt. Dafür sorgten dann
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