Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 162
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0164
Masse flüchtiger Freischaren, sodaß die Straße dicht voll von fliehenden Freischaren
war. Als dann ein bekannter Schreiner mir sagte, ich sollte nur umkehren, das feindliche
Militär käme ihm auf dem Fuße nach, bin ich wieder zurück und habe das Schreiben wieder
abgegeben. Nachmittags sind dann auch richtig die Hessen und badischen Truppen
hier eingerückt. Ich war den ganzen Tag auf den Beinen und wußte kaum, was zu Hause
vorging und so erfuhr ich erst den andern Tag, daß meine Eltern schon das Notwendigste
auf den Wagen geladen hatten, um im äußersten Moment nach Basel abzufahren, nämlich
, weil die Freischaren noch immer in Steinen voll lagen, etwa 10 Kanonen, wo der
Steinenbach nahe an den Weg läuft, da, wo unsere große Matte aufhört, bis hinüber an
die Reifhalde. Diese Kanonen hatten den Auftrag, daß, wenn die Freischaren nicht von
Steinen abzögen, den Ort zusammenzuschießen.

Es wurde ein Parlamentär hier nach Steinen geschickt, den ich auch gesehen habe, mit
dem Auftrag, daß die Freischaren innert einer Stunde Steinen zu räumen hätten, was
dann schließlich auch geschah. Die Freischaren gingen über die Wiesenbrücke, welche
für dann abgedeckt wurde (?), auf der Höllsteiner Seite nach Brombach zurück. Mittlerweile
sind die badischen und hessischen Truppen unter General von Gagern, die von
Kandern nachrückten, bei dem Wegweiser teils in den Stutz und teils gegen das Schloß-
hölzle aufgerückt, sodaß über das ganze Schloßhölzle gegen das Stocken eine Linie Militär
war, und auf der anderen Seite kamen die Soldaten über den Stutz in vollen Scharen,
Infanterie, während die Artillerie und hinter denselben die Kavallerie das Tal besetzten,
und so konnte man von unserer Scheuer aus gerade in die Kanonenöffnungen schauen,
daher die Angst zu Hause. Doch da die Freischaren abrückten, ging die Sache besser als
man glaubte. Die Freischaren, meistens Schützen, haben sich durch Bauerngehöfte aufgestellt
und haben etwa eine halbe Stunde auf dem Schloßhölzle gegenseitig geschossen,
es ist auch ein Mann gefallen. Nachmittags 4 Uhr sind dann die Trupps durch Steinen abmarschiert
und über die Lücke nach Binzen marschiert.

Man kann sich denken, wie da alles wieder aufgeatmet hat. Ein paar Wochen später bin
ich in Basel in die Lehre gekommen, um das Schreinerhandwerk zu lernen. Mein Lehrmeister
hieß Kruse. Er war ein Norddeutscher und in seinem Beruf sehr tüchtig, hatte
aber den Fehler, daß er gerne über den Bedarf trank. Mit dieser Familie waren meine Eltern
von ihrem früheren Aufenthalt in Basel her sehr befreundet, sodaß ich eine gute
Lehrzeit von 3 Jahren hatte.

Im Jahre 1849 im Spätjahr wurde in Liestal (Basel Land) ein Flüchtling von Friedrichshafen
namens Baier wegen Totschlag zu Tode verurteilt und durch das Schwert hingerichtet
. Hiazinth Baier war Büchsenmacher und hatte den besten Leumund über sein
früheres Leben. Er lernte in Liestal ein Mädchen kennen, mit der er gute Bekanntschaft
unterhielt. Das Mädchen war aber eine leichtsinnige Person, die gerne auf großem Fuße
lebte und wünschte von ihrem Geliebten, daß er ihr verschiedene Sachen kaufte, doch da
er das nötige Geld nicht hatte, ist er einem ..., der seine Ware in Basel abgeliefert hatte, in
der Meinung, daß er viel Geld bei sich habe, auf den Weg gestanden und hat den Mann,
einen Familienvater, ermordet, doch hatte dieser nur etwa 25 Franken bei sich. Bei seiner
Hinrichtung haben sich noch ganz mittelalterliche Gebräuche abgespielt, die ich genau
mit angesehen habe. Das Schafott war ein auf 4 Pfosten ruhendes Podium von etwa 4-5
mtr im Geviert. Im Mittel war ein Pfosten und ein Stuhl, worauf der Delinquent angebunden
wurde. Vorher hat der Verurteilte eine viertel Stunde an das Publikum gesprochen
und in sehr rührender Weise ermahnt, man solle sich an ihm ein Beispiel nehmen.
Dann hat der Staatsanwalt, welcher beritten war, den Stab gebrochen und dem Verurteilten
vor die Füße geworfen, worauf er von dem Henkersknecht auf dem Stuhle festgebunden
wurde. Da sagte Baier noch: Herr Gott, in Deine Hände lege ich meine Seele.

162


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0164