Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 167
(PDF, 34 MB)
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nen man befiehlt, bekanntgibt, die man beauftragt, befreit, bekleidet, beleidigt usw. Es
gibt hunderterlei Tätigkeitswörter mit der Vorsilbe be-, die man definieren kann. Wer
aber definiert uns »betreuen«? Es scheint ein Won aus dem kirchlichen Bereich, mindestens
aus dem Sozialbereich zu sein, so hört es sich an.

Ein großes deutsches Wörterbuch erklärt »betreuen« so: »Unterstützen, pflegen,
sich kümmern um sorgen für« und »ein Arbeits-, Sachgebiet bearbeiten«. Eine Definition
für unser Wort, eine Erläuterung, wie es entstanden ist, gibt uns auch dieses
Wörterbuch nicht. Wir wüßten gern, wie es zu seiner zweiten, sozusagen »amtlichen«
Bedeutung gekommen ist. Behörden fertigen Leute ab, meist gegen Gebühren, und sie
nennen ihre Tätigkeit »betreuen«. Und Unternehmen, die sozialen Wohnungsbau betreiben
, vermieten Wohnungen gegen Geld und nennen es auch so. Vorsicht, wo das
nichtssagende Wort »betreuen« gebraucht wird; es sind die Verwalter, die davon reden.

Anderswo ist »die Provinz*

In regelmäßigen Abständen dürfen wir in unseren Zeitungen lesen, wie sehr wir doch
in der »Provinz« leben. Vor allem diejenigen, die sich über Literatur und Kunst schlechthin
verbreiten, führen dieses schöne Wort gern im Mund und in der Feder. Wir können
schon froh sein, wenn uns einer auf die Schulter klopft und über »Solides aus der Provinz
« berichtet. Und läßt sich einer über »Literatenförderung in der Provinz« aus, merkt
er an, daß »andere Provinzstädte« diesem Beispiel folgen. Sein Spott ist ihnen sicher. Ihn
interessiert weniger die positive Seite solcher Bemühungen, als vielmehr deren mögliche
Kehrseite engstirnigen Verhaltens (z. B. der Kommune), weil das ja auch Geld kostet.
Da breitet sich einer über »Das Pädagogische in der politischen Provinz« aus und meint
Karlsruhe, ein anderer sieht »ein politisches Naturtalent in die Provinz gehen«, nämlich
nach München. Wenn dann reihum zwischen Kultusministern und -Senatoren, -Dezernenten
und Theaterintendanten, -Direktoren, -Regisseuren handfester Krach herrscht
und Fußtritte nach allen Seiten verteilt werden, in Karlsruhe, Stuttgart, Frankfurt oder
Düsseldorf, in Hamburg oder München und Wien nicht zu vergessen, dann - scheint's -
hat das beileibe nichts mit Provinz zu tun.

Wie lustig ist's doch da im Fernsehen, wenn etwa der Herr vom »Blauen Bock« vom
Moderator einer beliebig anderen (Provinz-) Sendung begrüßt wird und sich die beiden
Kollegen gegenseitig (weil's der Gage beiderseits gut tut) in den höchsten Tönen loben,
was sie doch für großartige Sendungen machen. Da wiehert die Provinz im Kasten.

Es ist eben so, daß jeder Blattschreiber meint, da, wo er gerade lebe, sei keine »Provinz
«. Man sollte bescheidener bleiben und daran denken, daß Deutschland seit jeher
viele große und kleine Zentren, auch Kulturzentren gehabt hat, ein Vorzug, den der zu
schätzen weiß, der länger z. B. in Frankreich gelebt hat (und das gilt natürlich auch für
viele andere Länder). Wohltuend hat das einer so beschrieben, daß »Poesie der Provinz
nicht die Provinz der Poesie ist« und daß, »bevor etwas Weltliteratur wird, es zuerst einmal
Regionalliteratur sein muß«. Recht hat er. Wer dächte da nicht zuallererst an Johann
Peter Hebel?

Merke: Man braucht sich nicht alles gefallen zu lassen.

Falsch gebrauchte Wortpaare

Wie steht's etwa mit »umsonst und vergebens* ? Kann man beide in gleicher Bedeutung
verwenden? Hier schon könnte es sein, daß verschiedene Wörterbücher auch verschiedener
Meinung sind. »Umsonst« wird auch mit zwei Bedeutungen erklärt: 1. vergeblich,

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