http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0176
Wann Joseph Däschle der Klostergemeinschaft in St. Blasien beitrat und wann er die
Priesterweihe empfing, konnte nicht mehr festgestellt werden. Im Catalogus Persona-
rum Constantiensis von 1769 wird er als Vikar in Hochsal aufgeführt, und 1794 heißt es
in »Inzlingen ad Ss. Apost. Petr. und Paul, loc cath. D. Joseph Daeschle, Pfaffenvill Ss.
Th. Exam. & Approb. & Ss. c. cand. n. 27. Febr. 1735. Par. 22. anfilial. in Niederinzlin-
gen.«
In einer Urkunde aus dem Jahre 1238 wird erstmals eine Pfarrei Inzlingen erwähnt.
Der zur Kirche gehörende Grundbesitz mit allen Einkünften, Rechten und Eigenleuten
wurde dann im Jahre 1248 Eigentum des Schwarzwälder Klosters St. Blasien. Im Laufe
der Zeit konnte das Kloster den Inzlinger Besitz weiter vergrößern. Die Pfarrei wurde
stets von Patres des Klosters versorgt. Der Abt von St. Blasien schlug einen der Konven-
tualen für die Pfarrei vor, und dieser ist dann vom Bischof von Konstanz bestätigt worden
. Als am 31. Mai 1770 der Pfarrvikar von Inzlingen, Dr. theol. Marquard von Klein-
brod, starb, hat der Dekan für die Wiederbesetzung der Pfarrei einige Vorschläge unterbreitet
. Er bemerkte, »daß es wichtig sei, daß man einer gnädigen Herrschaft sowohl als
einer armen, doch ziemlich verstrittenen Gemeinde ein taugliches, verständiges, friedliebendes
Subjektum schicke«. Der Fürstabt setzte dann als Nachfolger den aus Pfaffenweiler
gebürtigen Konventualen Joseph Däschle ein. In der Ortschronik heißt es: »Mit
Pfarrer Däschle hatte die Gemeinde wieder einen tüchtigen, gewandten und vielseitig interessierten
Seelsorger, der es nach Ausweis der zahlreichen von ihm im Generallandesarchiv
enthaltenen Briefe vorzüglich verstand, mit allen Kreisen beste Beziehungen aufrechtzuerhalten
, die für die Gemeinde wieder von großem Werte sein konnten. Er war
bei der Herrschaft nicht weniger als bei dem befreundeten Propst von Bürgeln und dem
Pater Großkeller, wie bei dem Kanzleirat und dem gnädigen Herrn Fürstabt Martin
Gerbert wohl angesehen und stand in allen möglichen Schwierigkeiten und Anliegen mit
ihnen in regem brieflichem Verkehr. In der so schwierigen Frage des Stammrechts und
der Lösung der dieserhalb entstandenen Rechtstreitigkeiten vermittelte er mit gutem Erfolg
, und war es seinem Verdienst zuzuschreiben, wenn er den damaligen Baron Johann
Nepomuk von Reichenstein dazu brachte, daß er zur mündlichen Aussprache zum
Hochw. Herrn Fürstabt nach St. Blasien fuhr und Vorschläge und Verhandlungen zu einem
Vergleich anbahnte.«
Pfarrer Däschle unterbreitete dem Fürstabt Vorschläge über Tausch von Rebgelände
und Weinzehnten. Als Freund der Bauern setzte er sich für die Abschaffung des Weidtriebs
im Wald ein, denn durch den Viehtrieb in den Waldungen wurde sehr viel Jungwuchs
beschädigt. Am Ende des 18. Jahrhunderts ging der Weinbau in der Gemeinde am
Dinkelberg stark zurück. Pfarrer Däschle setzte sich deshalb dafür ein, daß am Buttenberg
neue Rebanlagen eingerichtet wurden. Aus Dogern beschaffte der Priester Jungreben
und ließ sie an Hängen des Berges anpflanzen. Er erhoffte sich dadurch einen
Mehrertrag an Rebgut.
Zu dieser Zeit war es üblich, daß im Stall des Pfarrhauses der Farren, der Wucherstier,
wie er damals genannt wurde, und der Zuchteber gehalten wurden. Bereits 1410 war diese
zusätzliche Last Gegenstand einer vertraglichen Vereinbarung zwischen dem Freiherrn
von Reichenstein und der Pfarrei, und danach mußte dem Pfarrer für die Haltung
der Tiere eine besondere Abgabe geleistet werden. Mit diesem Heuzehnten hatte der
Pfarrer die Fütterung und Wartung der Tiere zu finanzieren. Es war meist notwendig,
für diese Arbeit einen Knecht einzustellen. Da die Einnahmen kaum ausreichten, nahm
Pfarrer Däschle im Jahre 1789 ein Darlehen von 400 Gulden auf und kaufte damit ein
Stück Land, um von dort mehr Heu einzubringen.
Es war auch ein Anliegen des Geistlichen, daß das Vorkommen von Feuersteinen am
174
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1985-02/0176