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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
47.1985, Heft 2.1985
Seite: 179
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IV Der Sonnengott

Außer den bekannteren Göttern wie Taranis, Himmel- und Donnergott, Esus, Erd-
und Vegetationsgott, Teutates, Gott des Volkes und dazu vielen Triaden von Muttergöttinnen
verehrten die Kelten vor allem die Gottheiten von Sonne und Mond. Nach ihrem
Wandel wurden die beiden Kalender ausgerichtet, die den Kreislauf des Jahres für eine
überwiegend bäuerliche Bevölkerung mit Festen für Aussaat, Fruchtbarkeit, Reifung
und Ernte regelten.

Der Zyklus des Sonnengottes mit seinen stets gleichen Stationen, die die 'große Zeit'
einteilten, garantierte die Dauer und war gleichzeitig ein Symbol der ewigen Wiederkehr
in einer Welt der Vergänglichkeit. Die Namen dieses Gottes waren Belenus, Belinus, Be-
lios oder Beleus, im Irischen auch Beltane, Beltaine, Beltene oder Bealtaim, was 'der
Leuchtende' bedeutet.

Die Wurzeln des keltischen Sonnenkults reichten gewiß tief in die Vergangenheit zurück
, sowohl zu den Kalenderheiligtümern der Megalithkultur als auch zu den Tempelstätten
der Mittelmeervölker. Uber den wichtigsten Sonnentempel des Altertums, der
heute allgemein mit Stonehenge in England identifiziert wird, schrieb Diodorus Siculus,
ein Zeitgenosse Cäsars, folgendes: »Hekateus und einige andere berichten, daß oberhalb
des Landes der Gallier im Ozean eine Insel unter dem Großen Bären liege, nicht kleiner
als Sizilien, die von den Hyperboräern bewohnt wird ... Ihre Bewohner verehren Apollo
mehr als jeden anderen Gott. Ein heiliger umschlossener Platz ist ihm geweiht und ein
prächtiger Rundtempel mit vielen Votivgaben ...« Und der galloromanische Dichter
Ausonius von Burdisala (Bordeaux) berichtete im 4. Jahrhundert von einem Tempelpriester
des Gottes Belenus namens Phoebicius. Dies ist ein Epitheton des Apollo in seiner
Eigenschaft als Sonnengott. In der römischen Alpenprovinz Noricum wurde Belenus als
Hauptgott verehrt, im südlich davon gelegenen Aquileia an der Adria wurde er mit
Apollo gleichgesetzt.

Weil Belenus-Apollo bei den Kelten nicht nur ein Gott des Lichts und des Lebens,
sondern auch ein Gott des Todes und damit der Auferstehung war, wurden an seinen Festen
, von denen der Sonnenkalender acht kannte, ihm zu Ehren nicht nur große Feuer
entzündet, um welche man die Kultreigen tanzten, sondern auch Menschenopfer dargebracht
.

V Die Stätten
Astronomische Kenntnisse und Meßtechnik

Daß einige der prähistorischen Völker Europas bereits über ein erstaunliches astronomisch
-geometrisches Wissen verfügten, ist allgemein bekannt. Nach den wegweisenden
Forschungen der Astronomen A. Thom und R. Müller beweisen eine Vielzahl von natürlichen
und künstlichen Visierlinien (Visuren) an vorgeschichtlichen Stätten, daß die
Menschen des Neolithikums und insbesondere die der westeuropäischen Megalithkultur
durch die Beobachtung des Sonnenlaufs über lange Zeiträume hinweg zu einer ziemlich
genauen Jahreseinteilung gelangt waren. Auch die Bewegungen von Mond, Planeten
und Fixsternen waren demnach so exakt gemessen worden, daß ein astronomisches
Zählwerk wie Stonehenge schon sehr früh eingerichtet werden konnte. Uber die praktischen
Fähigkeiten der Megalithiker und ihrer Nachfolger schreibt R. Müller: »Bei der
Erforschung der megalithischen Steingehege tritt klar zutage, daß die Bauherren überaus
tüchtige Geometer waren.« Und: »Die so oft himmelskundlich ausgerichteten Stein -

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