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gewonnenen Materialien und des unhaltigen Gesteins, die Aufbereitung (Veredelung oder Konzentration
des erzhaltigen Haufwerkes zu einem verwertbaren Material) anhand mechanischer (trockener
und nasser) und thermischer Prozesse, die Wasserwirtschaft (Wasserlösung, Wasserhaltung)
und das Steinbruchwesen (Abbau und Veredelung). Der Verfasser geht in allen diesen Kapiteln auf
die verwendeten Betriebsmittel, Arbeitsgeräte, Arbeitsverfahren und Betriebsformen ein. Diese
Kapitel werden aus technikgeschichtlichem Blickwinkel klar und überzeugend dargestellt. Es werden
Irrtümer festgestellt und Korrekturen zu antiken Quellen und den bisherigen Erkenntnissen
anhand von Literaturstellen und Untersuchungen vorgenommen. Manche Fragestellungen blieben
jedoch mangels literarischer und archäologischer Beweise nur auf Grund von Vermutungen weiterhin
unklar.
Der Verfasser geht dann den Gründen der Rationalisierungsbestrebungen in griechischen und römischen
Bergwerken nach, die er auf Arbeitskräftemangel, marktwirtschaftliche Gründe, privatrechtliche
und öffentlich-rechtliche Belastungen zurückführt. Aus Gründen, die den technischen
Fortschritt im antiken Bergbau forcierten, stützte er sich auf die wenigen Quellen aus dem Bergbaubereich
und den Darstellungen der allgemeinen Wirtschaftslage. Er schließt aus den wenigen Anhaltspunkten
, daß zumindest in der Kaiserzeit die Unternehmer starkem äußerem Druck ausgesetzt
und somit zu weitgehender Rationalisierung gezwungen waren. Die Arbeit ist ein schöner und gelungener
Beitrag zur Klärung der technischen Entwicklung im antiken Bergbau. Sie zeigt auch, daß
die Entwicklung in den Forschungen in diesem Produktionssektor noch nicht abgeschlossen ist.
»Da noch längst nicht alle antiken Bergwerke wiedergefunden sind, bleibt zu hoffen, daß eines Tages
weiteres epigraphisches Material, wie z.B. die Wachstafeln aus den dakischen Gruben, mehr
Klarheit in dieser Frage bringen wird.« (Seite 162) Daher kann dieses Buch zum weiteren Forschen
Ansatzpunkt und Wegweiser sein.
Manfred Ernst Ganz
Adolf Kußmaul, Jugenderinnerungen eines alten Arztes
Vom Heidelberger Medizinstudenten zum Kanderner Landarzt und Mitinitiator
des »Biedermeier«.
Auswahl und Nachwort von Helmut Bender. 176 Seiten mit mehreren zeitgenössischen
Abbildungen. ISBN 3-87885-118-9, gebunden, DM 22,-
In der »Bibliographie der badischen Geschichte« wird Kußmaul als Internist bezeichnet. Sohn eines
Arztes, im nordbadischen Graben am 22. Februar 1822 geboren, studierte er ab 1840 Medizin in
Heidelberg und trat u. a. in freundschaftlichen Verkehr mit Ludwig Eichrodt.
Nach Wanderjahren im Bayrischen, in Wien und in Prag wurde Kußmaul als Militärarzt nach
Schleswig-Holstein kommandiert, danach nach Rastatt befohlen; 1850 ließ er sich als Landarzt im
oberbadischen Kandern nieder. 1855 habilitierte sich Kußmaul in Heidelberg. 1859 erreichte ihn ein
Ruf an die Universität Erlangen. 1863—1878 wirkte er in Freiburg und 1878—1888 in Straßburg, um
dann nach Heidelberg zurückzukehren.
Am 27. Mai 1902 verstarb Kußmaul in Heidelberg.
Parallel zu seinen medizinischen Forschungen und Lehr- wie Publikationserfolgen haben ihn im
nachhinein seine Kanderner Jahre bekannt und berühmt werden lassen.
Eine Auseinandersetzung auf literarkritischer und literarhistorischer Ebene liegt dem Verlag im
Zusammenhang mit der Neuherausgabe der Kußmaulschen Lebenserinnerungen grundsätzlich
fern. Mit der Neuherausgabe ist eine Art Dokumentation entstanden, die wie von ungefähr das badische
Großherzogtum in seinen ersten Jahrzehnten zum Gegenstand hat. Daß Medizinisches und
Poetisches eigentlich an erster Stelle rangieren, ergab sich so von selbst; und dem Politischen konnte
man sich ebensowenig wie dem Humor und der Lebenskunst versagen, dürfte es doch den Reiz und
auch die Aussagekraft dieser Auswahl erhöhen und bereichern.
Die topographischen Schwerpunkte des Bandes liegen in Heidelberg, Mannheim, Rastatt, Kandern
, Lörrach und Wertheim.
Helmut Bender
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