http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0067
Weil - Haltingen - Markt - Otlingen
aus einer Schulstatistik des Jahres 1898
Helmut Bauckner
Im Jahre 1898 veröffentlichte der Konkordiaverlag in Lahr eine sogenannte »Badische
Schulstatistik, ein Auskunftsbuch über die Schul- und Ortsverhältnisse sämtlicher
Schulorte des Großherzogtums Baden«. In mühevoller Kleinarbeit stellten zwei Lehrer,
H. Vorbach und J.J. Hoff mann, dieses Nachschlagewerk nach Angaben von Kollegen
zusammen. Es war vor allem dafür gedacht, den Lehrern Hilfestellung bei Bewerbungen
zu leisten. Da seit dem Gesetz vom 13. Mai 1892 die Bezahlung der Lehrer nicht mehr
von Ortsklassen und Schulstellen abhängig war, sondern von jetzt an das Gehalt nur
noch nach dem Dienstalter berechnet wurde, galten für die sich bewerbenden Lehrer andere
Kriterien bei der Auswahl ihres Dienstortes, die Schul-, Wohnungs- und Ortsverhältnisse
waren ausschlaggebend. »Den Gemeinden aber, wo noch mangelhafte Verhältnisse
bestehen, möge unsere Statistik ein Ansporn zur Verbesserung derselben sein!«, so
ist in der Einführung zu diesem Buch zu lesen.
Im Vorwon zum Schulkreis Lörrach wird dieser wie folgt charakterisiert:
»Der Amtsbezirk Lörrach zählt 43 Gemeinden und ebenso viele Schulorte, welche
sich auf 3 Konferenzbezirke verteilen. Zur Konferenz Lörrach gehören 24 Schulorte. 13
Orte (nämlich: Blansingen, Efringen, Egringen, Eimeidingen, Fischingen, Huttingen,
Istein, Kirchen, Kleinkems, Märkt, Mappach, Welmlingen und Wintersweiler) bilden
zusammen den Konferenzbezirk Efringen, während Hertingen, Holzen, Kandern,
Riedlingen, Tannenkirch und Wollbach, nebst Orten aus den Ämtern Müllheim u.
Schopfheim zur Konferenz Kandern zählen. Das Klima ist durchweg mild u. gesund; im
Frühjahr u. Herbst herrschen mitunter heftige Winde vor. Am Isteiner Klotz wird es in
manchen Sommern fast unerträglich heiß. Beinahe in allen Orten gedeiht Wein. Auch
der Obstbau ist sehr ergiebig. Dementsprechend werden mit lohnendem Erfolg auch alle
Kulturgewächse angebaut. Industrielle Unternehmungen blühen namentlich im Wiesenthal
u. bieten der arbeitenden Bevölkerung in Stadt u. Land reichlichen Verdienst. So
z.B. bestehen größere Baumwollspinn- u. Webereien in Lörrach, Brombach, Haagen,
Höllstein, Steinen, Stetten; ferner Kattundruckerei, Tuchfabrik, Chokoladefabrik,
Mech. Fabrik (Lörrach), Thonwarenfabrik, Seidenkamelei, Pappenfabrik (Kandern),
Seidenfabrik, Seidenweberei, Eisengießerei (Stetten), Sodafabrik (Wyhlen), Backsteinfabrik
(Rümmingen); desgleichen wird großer Holzhandel betrieben. Bedeutende Gerbereien
finden sich in Brombach u. Kandern. Kandern gilt als beliebter Ausflugs- u. Tüllingen
als Luftkurort.
Wegen Mittelschulen siehe Lörrach u. Kandern«.
Was weiß nun diese Schulstatistik über Weil und die heute zu dieser Stadt gehörenden
Orte Haltingen, Märkt und Otlingen zu berichten? Beginnen wir mit
Weil
Das Dorf Weil hatte zu dieser Zeit 1674 Einwohner, davon waren 1431 evangelisch,
241 katholisch, 2 Bürger hatten ein anderes Bekenntnis (Stand 2. Dez. 1895). Wir erfahren
von der Bahnstation, einer Postagentur und einem Telegraphen. Ein Telefon scheint
es nicht gegeben zu haben. Wollte man den Arzt oder den Apotheker aufsuchen, mußte
man nach Lörrach oder Riehen fahren, im Dorf gab es lediglich eine Krankenschwester.
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