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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
48.1986, Heft 2.1986
Seite: 104
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0106
(an dem sliffe* 1328 - 1352). Über den Sinn der Benennung ist kein Zweifel möglich.
Größere Erdbewegungen infolge lang andauernder Regenzeiten lassen sich dort für die
Jahre 1450, 1697, 1712, 1758 und 1831 nachweisen, abgesehen von kleineren Erdschlipfen
, die alle paar Jahre sich ereignen. Sie hängen, wie sich besonders deutlich bei der Anlage
des Tunnels durch den Tüllingerberg gezeigt hat, durchaus zusammen mit der Struktur
des Gesteins, einer Lehm und Gips haltenden Mergelmasse der Süßwasser-Molasse,
welche das atmosphärische Wasser leicht aufnimmt und dann eine teigige, ja breiartige
Konsistenz bekommt. *

Soweit Pfr. Iselin. Aufschlußreich auch die Aufzeichnungen des Basler Uberreiters,
Johann Heinrich Bieler, über das Hochwasser der Wiese und den Erdrutsch im Schlipf
von 1758:

»Den 21.July ist die Wiese zu Kleinen-Hüningen und am H. Hausers untern Klibi aus
ihrem Bett gewichen und dasiger Refier drei Wochen l&ng weit über alle Matten geloffen
und hat erschröcklich grossen Schaden gethan. Auch konnte man bis dahin nicht zu Fuss,
sondern man musste in den Weidlingen fahren. Der Schaden dieses erschröcklichen Gewässers
ist nicht zu beschreiben, insonderheit bey Wihl, Dillingen und Rüchen haben viele
100 Menschen den wegen dem guten Wein wachs weit und breit berühmten Schlipf mit
bedrübten Augen gesechen, wie selbiger zugericht und gerutscht und die Erde hin und
wider grosse und breite Spähe bekommen. Den 9. August bin ich selbsten in den Schlipferberg
, zwar mit der größten Gefahr hingegangen und habe obiges laydiges Exempel in
der Wahrheit gefunden. Als ich an dem Ort war und alles genau betrachtete, traf ich einen
alter Wihler Mann an, welcher mir sagte, daß man in den Archiven aufgeschrieben
gefunden, daß vor hundert und mehr Jahren dieser Berg, zwar an einem anderen Orth,
doch nicht so erbärmlich und schädlich zugericht, das nämliche Schicksal gehabt, derowe-
gen man ihn wegen seinem schlipferichten und weichen Grund schon damals den Schlipf
genannt habe. *

Soweit dieser informative Auszug aus einem Artikel der Riehener-Zeitung, verfaßt
von E. Wirz. Auch im prächtigen Buch »Riehen - Geschichte eines Dorfes«, das zur Feier
der 450 jährigen Zugehörigkeit Riehens zu Basel im Jahr 1972 herauskam, berichtet
Paul Vosseier, Dr. phil. Geograph und Geologe, in seinem Beitrag »Gestalt und Bau der
Landschaft« über den Schlipf.

Er schreibt u. a. :

Vor uns senkt sich mit seinen besonnten Rebkulturen der Abhang des Tüllinger Berges.
Es ist ein Härtling aus tertiärem Süßwasserkalk, welcher sich zwischen den Terrassenflächen
um Weil und der Niederung der Lücke erhebt. Sein unterster Teil, im Schlipf, ist
Riehener Boden. Der Name deutet auf die Beweglichkeit des Untergrundes hin, der immer
wieder durch Rutschungen, besonders in den Jahren 1450, 1697, 1712 und 1758 das
Kulturland, einen früher zusammenhängenden Rebberg, zerstört hat. Der Erdrutsch
verschüttete auch den Weiler Mühleteich und die Wiese, (siehe »Plan über Teil des Mühleteiches
*), so daß das gestaute Wasser den ganzen Talgrund überschwemmte.

Die wohl wichtigsten wissenschaftlich begründeten Unterlagen über den Schlipf lieferte
Dr. Otto Wittmann mit seinem Beitrag »Der schlipfende Berg«. Einige Auszüge
aus dem fundierten Bericht (erschienen in »Unser Lörrach« 1972) bestätigen das zuvor
Gesagte und erweitern sie durch geologische Untersuchungen. Bei Wittmann lesen wir:

Schon im Jahre 1328 ist in den Riehener Gemeindeakten »von dem sliffe* die Rede.
1344 lesen wir in den Weiler Akten von 'Wilam Schlipf. Von 1450, 1697 und 1712 werden
größere Rutschungen in den Chroniken genannt, bis hin zum 22. Juli 1758, wo sich
der 'Rebberg im Schlipf auf eine unheimliche Art' geöffnet hat. Es bilden sich Löcher derart
, daß man ganze Häuser in die großen Öffnungen hätte setzen können. 'Im Berge hör-

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