http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1986-02/0136
Nach der Mittleren Reife absolvierte sie mit Auszeichnung die einjährige Handelsschule
in Lörrach und war danach kaufmännisch tätig, im Malergeschäft Karl Müller in Weil
und zeitweise in der Weiler Bezirkssparkasse. Von 1925 an war sie - unter den Fittichen
ihres Vaters, dem ersten Weiler Rektor (1926) - Sekretärin der »erweiterten Volksschule
Weil« (die damals schon 1200 Schüler hatte!) im neuerrichteten Gebäude der Leopoldschule
. Daneben besuchte sie Kurse für kunstgewerbliches Zeichnen an der Gewerbeschule
Basel und für Keramikmalerei in Genf, vor allem aber die Klavierklasse des Basler
Konservatoriums. So konnte sie ab 1927 als Klavierlehrerin tätig sein und hatte bis 1937
in Weil an die 45 Schüler.
Von 1934 an verstand sie sich als »Schriftstellerin«. Sie muß sich rasch einen Namen
gemacht haben. Nur so erklärt sich, daß sie in eben diesem Jahr bereits im Rundfunk
Frankfurt/Freiburg mit dem Zyklus »Alemannisch durane« herauskam oder daß sie in
der Funkhalle Berlin als Vertreterin des Markgräflerlandes die »Badische(n) Weine« auf
Alemannisch vorstellen konnte (dies Gedicht ist unter dem Titel »E guets Vierteli« im
Bildband »Weil am Rhein« von L. Geiges und H. Lindow zu finden). 1935 wurde ihr
Hörspiel »s'Muetter Stübli« gesendet, und bei den Karlsruher Heimattagen errang sie
mit dem Spiel »Das Herbstleben im Markgräflerland« einen 2. Preis. 1936 brachte sie unter
dem Titel »Reblaub« im Selbstverlag alemannische Gedichte heraus, »meiner lieben
Hebelgemeinde 'Dreiländereck' herzlich zugeeignet«. Dies war eine Sammlung dessen,
was ihr seit 1929 poetisch in die Feder geflossen war. Dabei u. a. ihr Gedicht zur Stadterhebung
von Weil am Rhein, das auch in der Weiler Chronik von L. Keller nachgedruckt
ist. Neben einer Reihe von Gelegenheitsgedichten zu Vereinsjubiläen (z. B. »Zum
50jährigen Jubiläum des Turnbundes Lörrach« / 1934) und Jahresfesten (»Zum Muttertag
« / 1935), worunter auch etliches aus politischem Anlaß war, finden sich Heimat- und
Brauchtumsgedichte. Dabei »Im Schwanegäßli«, das 1939 im 1. Markgräfler Jahrbuch
nachgedruckt wurde, und »Der Bammelt«, ein Gedicht, das ins 4. Markgräfler Jahrbuch
von 1962 aufgenommen war und das Hubert Baum in seinem Band »Freude am alemannischen
Gedicht« interpretiert hat. Auch der Tierschutz, der ihr besonders am Herzen
lag, ist dichterisch darin vertreten - und natürlich etliche Gedichte um Johann Peter Hebel
. »Wem gehört Johann Peter Hebel?« ist ebenfalls in dem schon genannten Weiler
Bildband abgedruckt.
Von 1934 an schrieb sie auch Prosatexte auf Alemannisch für die Zeitungen. So für den
»Schwarzwälder Boten«, die »Freiburger Zeitung« unter der Rubrik »Im Hebelstübli«,
und ab 1936 für das »Oberbadische Volksblatt« in Lörrach, wo ihre »Hebelecke« eine
richtige Lesergemeinde zusammenführte, wie sich aus Leserreaktionen ablesen läßt.
Themen waren alemannisches Brauchtum, u. a. die Tracht, Landschaftliches, Sprachliches
, Volkshumor, Heimatkundliches und wieder Hebelkundliches (z. B. »Die Frau
und Mutter in Hebels Werken«). Aber auch Übertragungen aus dem Hochdeutschen ins
Alemannische waren dazwischen, so z. B. das Märchen »Der Schweinehirt« von C. H.
Andersen oder »Rübezahl« von O. Brauner. Zum besseren Verständnis gab sie in Fußnoten
oft Worterklärungen bei.
Daneben entstanden Bühnenspiele in alemannischer Mundart, wie »s'Salzfäßli« (Einakter
) oder »D'Altwibermühli« (in drei Akten), die heute noch aufgeführt werden. Auch
in diesem Bereich finden sich wieder Bearbeitungen hochdeutscher Spiele, die sie ins
Alemannische übertrug, wie »D'Gspengsternacht«, ein Dreiakter nach Emil Frommel,
oder »'s Wunderchrüttli«, Zweiakter nach H. Benz. Und diese Spiele hat sie selbst einstudiert
, inszeniert und erfolgreich aufgeführt an vielen Orten des Markgräflerlandes mit
ihrer »Laienspielergruppe Alemannia«, die sich aus jungen Leuten aus Weil, Haltingen
und selbst Mappach zusammensetzte.
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